TV-Sender: Anzahl der Todesopfer in Ägypten steigt auf 150
Bei den Protesten in Ägypten ist die Zahl der Todesopfer mittlerweile auf 150 gestiegen. Dies berichten arabische Nachrichtensender am Sonntag. Weitere Tote soll es überdies bei mehreren Gefängnisausbrüchen außerhalb der Hauptstadt Kairo seit der vergangenen Nacht gegeben haben, hieß es weiter. Bei den Ausbrüchen sollen allein aus dem Gefängnis Abu Saabel außerhalb Kairos rund 6.000 Gefangene geflüchtet sein, unter ihnen auch Schwerverbrecher und islamistische Extremisten. Lokalen Medienberichten zufolge sollen bei einem weiteren Ausbruch aus dem Zentralgefängnis in der Oasenstadt Fajum südlich von Kairo Häftlinge einen Polizeigeneral getötet und einen weiteren General verschleppt haben.

El-Saddik: Wächter und Polizisten plünderten Ägyptisches Museum
Die langjährige Direktorin des Ägyptischen Museums Wafaa el-Saddik hat das Wachpersonal und Polizisten für die Plünderungen der Kunstsammlung in Kairo verantwortlich gemacht. "Das waren die Wächter des Museums, unsere eigenen Leute", sagte el-Saddik dem "Tagesspiegel" (Montagsausgabe). Einige von den Polizisten hätten offenbar vorher ihre Jacken ausgezogen, "um nicht als Polizisten erkennbar zu sein". Eine zweite Gruppe der Täter sei von hinten über eine Feuerleiter durch die Dachfenster eingestiegen. Die Zerstörungen befänden sich alle im ersten Stockwerk, wo sich auch der Schatz des Tutanchamun befinde, sagte el-Saddik. "Es sind sehr viele Figuren auf den Boden geworfen und zerstört worden, darunter auch Götterfiguren aus dem Schatz des Tutanchamun". Die Plünderer hätten mehrere pharaonische Schmuckstücke gestohlen. Auch der neue Anbau mit dem großen Andenkengeschäft, was erst im November eröffnet worden ist, sei "total ausgeraubt", sagte el-Saddik. Wafaa el-Saddik war von 2004 bis Ende 2010 Direktorin des Ägyptischen Museums, eine der berühmtesten Antikensammlungen der Welt.

Arabischer TV-Sender in Ägypten verboten
In Ägypten hat die Regierung den arabischen Fernsehsender "Al Dschasira" verboten. Das Empfangsverbot für den Satellitensender habe der noch amtierende Informationsminister Anas el Fekki angeordnet, berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Mena am Sonntag. Der TV-Sender mit Sitz in Doha, Katar hatte bisher umfassend über die Proteste gegen die ägyptische Regierung berichtet.

Die aktuelle Reisehinweise des Auswärtigen Amts [Stand 30.1.2011, 13:30 Uhr]:
In den letzten Tagen haben sich in ganz Ägypten, insbesondere im Zentrum der Hauptstadt Kairo sowie größeren Städten wie Suez und Alexandria Demonstrationen ereignet. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitsbehörden kam es zu Toten und Verletzten.

Die am 28. Januar verhängte nächtliche Ausgangssperre für die Städte Kairo, Alexandria und Suez ist verlängert worden. Für Details ihrer zeitlichen und örtlichen Ausdehnung wird dringend empfohlen, die aktuelle Medienberichterstattung zu verfolgen.

Die Demonstrationen richten sich nicht gegen Touristen. Von Reisen nach Kairo, Alexandria und Suez sowie in die urbanen Zentren im Landesinnern mit Ausnahme der Tourismusgebiete am Roten Meer wird derzeit abgeraten. Reisenden in Ägypten wird dringend empfohlen, Menschenansammlungen und Demonstrationen weiträumig zu meiden und die örtliche Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen.

[dts; ag]