Aufschwung hält 2011 weiter an
Dass sich die Wirtschaft im Kammerbezirk so schnell wieder erholt, hätte Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Köln (IHK), nicht gedacht. Fast schon unheimlich sei diese Entwicklung. Denn laut der neusten Konjunktur-Umfrage der IHK, an der sich rund 600 Unternehmen aus der Region beteiligten, beurteilt fast jedes zweite Unternehmen (46,1 Prozent) seine derzeitige Geschäftslage als gut. Für weitere 48,7 Prozent ist sie gleich geblieben, nur jeder zwanzigste Betrieb (5,2 Prozent) beklagt schlechtere Geschäfte als zuvor. Insgesamt ist die Stimmung im Kammerbezirk so gut wie seit dem Frühjahr 2007 nicht mehr. Dabei spiegle die positive Stimmung jedoch noch nicht die tatsächlichen Umsatz-Zahlen wider. So hätten viele Unternehmen noch nicht das Niveau erreicht, was sie vor der Krise gehabt hätten. Die gute Stimmung wertete Ferger dagegen vor allem als ein Zeichen der Erleichterung.

Immerhin sei derzeit keine Branche mehr im Minus. Am wenigsten hätten bislang jedoch der Verkehr und der Bau von dem Aufschwung profitiert. Die Gewinner der konjunkturellen Erholung seien dagegen insbesondere die Automobil-Hersteller sowie Werkzeug- und Maschinenbauer. Im Herbst 2011, zeigte sich Ferger heute optimistisch, hätte dann die gesamte Wirtschaft wieder das Umsatzniveau von vor der Krise erreicht. Dabei erwartet der IHK-Hauptgeschäftsführer für dieses Jahr ein Wachstum von rund zwei Prozent.

Krise diente der Neuorientierung
Zuversichtlich für die kommenden Monate sind auch die Unternehmen der Region. Über ein Drittel der befragten Unternehmen (34,2 Prozent) rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit steigenden Umsätzen, 58,8 Prozent gehen von unveränderten Umsätzen aus. Nur 7,5 Prozent fürchten einen Rückgang der Geschäfte. Auch die Exporterwartungen sind gestiegen. Bei der Herbstumfrage der IHK Köln rechneten 28,5 Prozent mit steigenden Ausfuhren, jetzt sind es 32,3 Prozent. Gerade einmal sechs Prozent der Unternehmen, die im Ausland aktiv sind, fürchten einen Rückgang ihrer Exporte.  

Diese Einschätzung wirkt sich auch auf die Investitionspläne. Jedes dritte Unternehmen in der Stadt Köln will in diesem Jahr mehr investieren. Dabei habe die Krise ein Umdenken der Unternehmen verursacht. So würden die Unternehmen inzwischen ihre Produktion wieder vermehrt in der Region ausbauen, im Ausland würde vor allem in den Kundenkontakt investiert. Viele export-abhängige Unternehmen hätten die Krise zudem dazu genutzt, neue Kunden im Ausland zu akquirieren. So sei das wirtschaftliche Interesse vor allem für den chinesischen und südamerikanischen Markt gewachsen. Dagegen würden weniger Unternehmen nach Nordamerika exportieren.

Unternehmen wollen wieder mehr einstellen
Positiv für die Region sei auch, dass die Arbeitslosenquote in Köln auf unter zehn Prozent gesunken ist. Damit liegt die Quote allerdings immer noch deutlich über den Arbeitslosenquoten im gesamten IHK-Bezirk (8,2 Prozent), in NRW (8,1 Prozent) und im Bundesgebiet (7,2 Prozent). Für 2011 sind die Perspektiven am Arbeitsmarkt jedoch weiterhin gut. So will mehr als jedes vierte Unternehmen in der Stadt (27,6 Prozent) zusätzliche Arbeitskräfte einstellen, 58,8 Prozent gehen von gleich bleibender Beschäftigung aus.

IHK: Stadt soll nun Rücklagen bilden
Angesichts der positiven Entwicklung der vergangenen Monate und der optimistischen Prognosen vieler Unternehmen appelliert die IHK Köln an die Stadt Köln, den Aufschwung zu nutzen: "Jetzt ist die Zeit, Schulden abzubauen und strukturelle Probleme anzugehen", mahnte Ferger. "Außerdem muss die Stadt die Gewerbesteuer wieder senken", forderte der Hauptgeschäftsführer – schließlich fielen die Prognosen für die Gewerbesteuer-Einnahmen nun deutlich positiver aus als erwartet. Für viele Unternehmen sei die Höhe der Gewerbesteuer zudem ein Kriterium für die Standortwahl. Gerade jetzt im Aufschwung müsste Köln daher Anreize schaffen, damit sich Unternehmen hier niederließen.

Trotz der guten Stimmung befürchtet die IHK, dass der Aufschwung durch mangelnde Fachkräfte und fehlende Energieressourcen und Rohstoffe gebremst werden könnte. Schon jetzt sei nicht der Preis für Energie und Rohstoffe die Sorge der Industrie-Unternehmen, sondern dass sie überhaupt noch etwas bekommen könnten. Dagegen gehen den Unternehmen im Dienstleistungssektor vor allem die Fachkräfte aus. Gesucht würden insbesondere Pflegekräfte und Arbeitnehmer in der Gastronomie-Branche. Hier seien die Unternehmen nun gefragt, selbst weiter Fachkräfte auszubilden und den Arbeitnehmern ein gutes Arbeitsumfeld zu verschaffen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung