Erinnerungen an die Gründung
Gegründet wurde der Literatenstammtisch 1961 in der Gaststätte „Leila“ in der Schwalbengasse, die von Wirtin Grete Scheider geführt wurde. Das erzählt Hans Völler, Blauer Funk und seit 39 Jahren Schatzmeister des Literatenstammtisches und Gründungsmitglied. Hans Völler, 85 ist ein Lexikon, das betonte auch Baas Hubert Koch: „Wenn man Hans Völler fragt, wo wir vor 21 Jahren Weihnachten gefeiert haben, dann sagt der in der Schönen Aussicht in Rodenkirchen, es gab Kalbfleisch und wir haben 24 Flaschen Wein getrunken, davon aber nur drei halbleer.“ Hans Völler ist das Gedächtnis der Literaten. So erzählt Völler von der Gründung: „Wir Literaten von den Blauen, den roten Funken oder der Prinzen-Garde kannten uns und haben uns irgendwann mal gefragt, ob wir uns nicht einfach mal treffen wollen. So entstand der Stammtisch. Und so wurde aus einem lockeren Treffen und Stammtisch gute Freundschaft über die Jahre. Es dürfen ja auch nie über 15 Literaten mitmachen. Zu den Gründungsmitgliedern zählten auch die Literaten der Großen Kölner Karnevalsgesellschaft und der von 1823.“ Völler hat aber auch Anekdoten auf Lager: „Theo Jansen, Literat der Treuen Husaren, war am Großmarkt tätig. Da brachte er eines Tages Bananen mit und betätigte sich als Bananentänzerin. Wir hatten richtig Spaß“. Immer schon versuchten auch Künstler Einfluss auf die Literaten zu nehmen: „Es hat immer wieder Leute gegeben, die meinten sie müssten nur einmal etwas vor uns vortragen und kommen dann direkt zu den Blauen Funken auf die Bühne des Gürzenich. So hat das aber nie geklappt“. Aus den Reihen der Literaten hat es auch einer zu besonders hohen karnevalistischen Ehren gebracht: Theo Scholl, der Chef des Hotel Dreikönige in der Marzellenstraße, von der Kölnischen, wurde Jungfrau im Kölner Dreigestirn. Hans Völler war übrigens auch einmal Baas der Literaten von 1983-84.

Hubert Koch leitet die Literaten seit 1991 und damit 20 Jahre lang. Insgesamt hatte der Literatenstammtisch sechs Vorsitzende. 32 Jahresorden hat man herausgegeben, 1986 der erste mit dem Motto: „Wer kütt, der kütt“. Der Stammtisch hat nie mehr als 15 Mitglieder. Wer aufgenommen wird entscheidet ein strenges Ritual. Zwei Jahre muss man hospitieren und schon die Hospitation benötigt die Zustimmung aller aktiven Literaten. Auch nach den zwei Jahren führt nur eine einstimmige Zustimmung zur Aufnahme. Wer bei seiner Gesellschaft als Literat ausscheidet, scheidet auch aus dem Literatenstammtisch aus, kann aber dann inaktives Mitglied werden, wie etwa Ralph Klose, von der Ehrengarde, oder Dr. Johannes Kaußen, der heute Präsident der Kölnischen ist. Heute hat der Literatenstammtisch 11 aktive Mitglieder.

Auch das designierte Dreigestirn, fand sich nebst Bürgergarde Präsident Markus Wallpott bei den Literaten ein und der designierte Prinz Frank I war exzellent vorbereitet, sprach er doch bei den Literaten von einem erlauchten Kreis, den der Volksmund auch gerne mal als „Mafia“ bezeichne. „Mafia“, so der designierte Prinz bedeute „Schutz bieten“, „Gesundheit“ und „Sicherheit“. Für die Literaten bedeute dies, so Frank I: „Die Literaten beschützen das jecke Volk vor langweiligen Karnevalsprogrammen, sorgen für die Gesundheit der Lachmuskeln uns sorgen mit Sicherheit dafür, dass man in Köln nur schöne Sitzungsprogramme erleben kann.“ Hubert Koch, Baas der Literaten, versprach in Zukunft auch neue Programme zu bringen und dass der Kölner Karneval auch weiter auf die Erfahrung der Literaten bauen könne. Dr. Joachim Wüst, Vizepräsident des Festkomitees Kölner Karneval, sieht die Rolle der Literaten als eine der entscheidenden Schnittstellen im Kölner Karneval, der sich in den 50 Jahren immer mehr professionalisiert habe. Wüst zu report-k.de: „Die Literaten sind die Schnittstelle zwischen dem Ehrenamt und den Profis der Künstlerszene. Es darf nicht passieren, dass die Literaten selbst zu Profis werden und in die professionelle Vermarktung einsteigen und weiter parallel ehrenamtlich tätig sind. Hier kommt es zu Interessenkonflikten, die es gilt auch in Zukunft zu vermeiden. Positiv ist etwa das Beispiel von Ralph Klose, der dann sein Ehrenamt bei der Ehrengarde niedergelegt hat, als er eine eigene Künstleragentur gegründet hat. Der Literat darf nicht zum professionellen Gastspieldirektor im Kölner Karneval werden“.


Der Jubiläumsorden des Literatenstammtisches

Was ist ein leichter Bieranzug?
Eingeladen hat der Literatenstammtisch übrigens mit Dresscode: „Leichter Bieranzug mit Mütze wäre ideal“, so steht es auf der Karte. Aber was ist ein Bieranzug? Henry Schroll, Grielächer: „Bermudashorts, Sonnenhemd und Sandalen, darüber normaler Anzug, da man sonst nicht mit der KVB kommen kann“. Marion Niederländer, definiert den Bieranzug so: „Jeans mit Hemd, Anzugjacke, aber ohne Krawatte.“ Und der Baas? Hubert Koch: „Stoffhose, Hemd und Jacket. Ob Krawatte oder nicht kann jeder selbst entscheiden, so wie man eben am Abend gerne ein Bier trinken geht.“ Und wer zum Neujahrstreffen der Literaten in den Keller des Jan kommt, sollte leichten Stoff wählen, denn die Temperatur entspricht manchmal einer Sauna, so viele Freunde sind gekommen.

Andi Goral | www.report-k.de Kölns Internetzeitung