Am einfachsten zu verstehen ist noch die Abteilung Mutmacher mit „Warnung“: Initiativensprecher Jörg Jung lobte ausdrücklich die Kölner Verwaltung. Dort werde intensiv an den Sanierungsplänen gearbeitet. Alle setzten sich ein. Alle brächten ihr Fachwissen ein. Super! Im Kontrast dazu sieht Jung ausgerechnet das Büro des Oberbürgermeisters.

Jung möchte für Januar 2011 den nächsten öffentlichen Runden Tisch organisieren. Und dazu den Oberbürgermeister einladen. Doch seit drei Wochen werde er im Oberbürgermeisterbüro vertröstet und schlicht nicht zurückgerufen. „Aus unserer Sicht aber ist es dringend notwendig, dass der Oberbürgermeister dabei ist.“ Falls das nicht klappe, werde man andere Wege finden müssen.

Und gleich noch eine Ermahnung: Kinderoper und Werkstattbühne gehörten zum nun zu sanierenden Komplex von Oper und Schauspielhaus zwingend dazu. Wer jetzt Überlegungen anstelle, diese Bühnen außen vor zu lassen, springe zu kurz. „Mut zu Kultur“ rät schlicht: Habt Mut zur Kultur!

In der Abteilung Legendenbildung pieken zwei falsche Kernsätze die Initiative besonders. Erstens werde zu Unrecht behauptet, die Sanierung des Schauspielhauses sei gar nicht billiger als Abriss und Neubau. Hier sprang Verwaltungsexperte Professor Dr. Burkhardt Krems in die Bresche. „Köln rechnet mit so genannten ‚verlorenen Kosten’“, kritisierte er. Gemeint sind damit alle Kosten der ursprünglichen Schauspielhauspläne. Richtig sei, dass Köln dies habe bezahlen müssen. Falsch sei, dies jetzt dem Projekt Erhalt und Sanierung auf die Schultern zu packen.

Zudem werde ignoriert, dass der Erhalt des Schauspielhauses im Bereich der laufenden Kosten enorme Entlastung einfahre. Krems nannte die Summe von sechs Millionen Euro pro Jahr. Das macht bezogen auf eine Nutzungszeit von 20 Jahren: 120 Millionen Euro, die Köln für die Kultur ausgeben kann – anstatt Schuldendienste leisten zu müssen.

Und noch eine „Legende“ aus Sicht der Initiative: Durch das beherzte Eingreifen der Bürger werde nun alles viel länger dauern. Auch das sei falsch. Wenn im März der Kölner Rat zu einer Entscheidung komme, sei alles im Plan.

Das Fazit zog Heinrich Pachl: Schon jetzt habe sich das Bürgerbegehren zum Erhalt des Schauspielhauses gelohnt. Lange vor Stuttgart 21 hätten Bürger gezeigt, dass sie sich zum Wohl der Stadt engagieren. Diesen Schwung will die Initiative mitnehmen – in das nächste spannende Kölner Jahr.

dn