"Ein irritierendes Gefühl von Fiktion in der Realität"
Mit dem Kölner Theaterpreis 2010, der mit 10.400 Euro dotiert ist, wurde gestern Abend das Stück "Petersberg I" von Futur3 in Zusammenarbeit mit der Freihandelszone ausgezeichnet. Besonders überzeugend war für die Jury der Kontakt zwischen Schauspielern und Figuren. "Diese ungewöhnliche Theatersituation erzeugt ein irritierendes Gefühl von Fiktion in der Realität – und umgekehrt", erklärte Jessica Düster, Jurymitglied, in ihrer Laudatio. Zugleich wurde das Stück auch mit dem Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater geehrt. Der mit 5.200 Euro dotierte Preis für das überzeugendste Kinder- und Jugendtheater ging an "Ellis Biest – Eine Reise mit Biest" von der Comedia. "Als ich hörte, dass die Comedia dieses Buch dramatisieren wollte, habe ich gedacht, wenn die sich da mal nicht verheben. Nein, das haben sie nicht", betonte Thomas Linden, Jurymitglied, in seiner Laudatio. Das Stück wurde gleich zweifach geehrt. So erhielt außerdem Klaus Schweizer für seine Rolle als Biest den mit 5.000 Euro dotierten Kölner Darstellerpreis. "Er ist einfach da. Klaus Schweizer muss nichts tun, um präsent zu sein. Seine Anwesenheit füllt eine Bühne aus. Wenn aber noch jemand auf der Bühne ist, möglichst eine Frau -zum Beispiel Bettina Muckenhaupt – dann entwickelt sich eine Energie, die man glaubt mit Händen greifen zu können", hieß es in der Laudatio, verfasst von Thomas Linden und vorgetragen von Bettina Muckenhaupt,

Ehrenthenaterpreis erstmals an eine Idee verliehen
Der Tanztheaterpreis wurde an "andropolaroid" von theater-51grad.com verliehen. Der Preis ist mit 5.200 Euro dotiert. "Untermalt von Soundcollagen, die zischend, raunend, flüsternd durch den Raum schweben, bewegt sich Yui Kawaguchi mit einem breit angelegten Bewegungsvokabular in höchster Perfektion als roboterartiges Wesen, als perfekt funktionierender Mensch", erklärte Jurymitglied Rita Kramp. Mit dem Nachwuchspreis "puck 2010" wurde Robert Oschatz geehrt. Er überzeugte die Jury mit seiner Wandelbarkeit und Ensemblefähigkeit in "Jugend ohne Gott". Mit dem Kölner Ehrentheaterpreis wurde schließlich die Zeitung akT. ausgezeichnet. Damit wurde der Preis erstmals nicht an eine Person, sondern an eine Idee verliehen. Das bundesweit einmalige Modell geht auf eine gemeinsame Initiative der Plattform Kölner Theater und der Kölner Theaterkonferenz zurück. "Einmalig ist, dass Theater- und Tanzschaffende einer Stadt eine Zeitung ins Leben gerufen haben, diese auch mitfinanzieren, die Realisation aber einer unabhängigen Redaktion überlassen. Somit wird eine Berichterstattung gewährleistet, auf die die Kunstschaffenden selbst keinen Einfluss ausüben. Eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit ist explizit erwünscht", urteilte Laudatorin Angie Hiesl, Gewinnerin des Kölner Ehrentheaterpreises 2001.

[cs; Foto: gabisch/ www.pixelio.de]