Es gibt mittlerweile mehr Medienangebote in Köln als mancher denkt
Dass er ausgerechnet der Bild-Zeitung ein Interview gab, kommentiert Konstantin Neven DuMont in w & v damit, dass es außer den DuMont Blättern keine weitere Tageszeitung in Köln gebe. Da muss man ihm zum einen Recht geben, zum anderen aber auch widersprechen. Natürlich gibt es auch andere Tageszeitungen in Köln, die findet man zwar nicht mehr unbedingt in roten Kästen an Straßenecken, dafür in der digitalen Welt. Eine Welt, die der Junior aus dem Hause DuMont weiter voranbringen wollte, nicht konnte oder durfte? – glaubt man dem was überall geschrieben stand. Auch wenn dies reine Spekulation ist, kennt Konstantin Neven DuMont die blühende Onlineszene in Köln einfach nicht oder vielleicht  hält er diese ja auch für nicht relevant genug? Das wäre schade.

Lange Zeit Köln die Geschichte vorenthalten
Die öffentlich ausgetragene Fehde – und das mag vielleicht der noch interessante Aspekt sein – zeigte deutlich, wie in Köln, das von den Kölner Politikern oft als Medienhauptstadt glorifiziert wird, Öffentlichkeit entsteht oder auch nicht. Die gesamte medienöffentliche Republik nahm via Branchendienste "Media", "kress" oder "Spiegel", "Süddeutsche" teil am Drama um den Verlegersohn. Hautnah, täglich in den letzten Wochen. Nur in Köln war – bis auf wenige Medieninteressierte – über allen Wipfeln Ruhe. Im Hause DuMont, bis heute gibt es keine Pressemitteilung zur Entscheidung des Aufsichtsrates, Anfragen auch von report-k.de wurden gar nicht beantwortet, schwieg man lange und hoffte damit, das Thema vor einer breiten Öffentlichkeit in Köln unter der Decke zu halten.  Am Wochenende ging man in die Offensive und prangerte die Konkurrenz in den eigenen Blättern an, will nun Springer verklagen, vor den Presserat zitieren. Es dauerte nicht lange bis man sich damit mehr als einen hämischen Kommentar in den Kommentarspalten vieler überregionaler Medien eingehandelt hatte. Und da sah nicht nur das Verlagshaus schlecht aus. Viele Kommentare beschäftigten sich auch mit der Kölner Mediensituation und werfen keinen Glorienschein auf die Stadt.

Es ist Zeit für ein Umdenken
Menschen, die in Köln Verantwortung tragen, sollten sich einmal fragen, ob Köln nicht mehr als ein großes Verlagshaus benötigt. Zum einen, um die Köln-Reichweite in der Republik und darüber hinaus zu verstärken und die Kommentierung Kölner Verhältnisse nicht immer Dritten, wie der "FAZ", dem "Spiegel" oder etwa der "Süddeutschen" zu überlassen. Durch mehr und vielleicht auch gleichstärkere Medien kann man den innerstädtischen Dialog intensivieren, auch wenn es dadurch nicht unbedingt einfacher wird, aber man gewinnt an Unabhängigkeit. Und das trifft nicht nur auf Politik zu, sondern auch auf Kultur, Sport und Wirtschaft. Das wird aber nicht alleine mit öffentlich rechtlichen oder Konstrukten wie "Radio Köln", wo die Stadt einen 25% Beteiligung hält, gehen. Wer Meinungsvielfalt in Köln und Kölner Reichweite haben will, muss neue Medien ideell und auch finanziell unterstützen und die vielen zart sprießenden Pflänzchen und Pflanzen weiterentwickeln, auch in seinem eigenen Interesse, um seine eigenen medialen Kanäle zu erweitern. Wer dies nicht tut, der darf am Ende nicht klagen, wenn er wieder nicht in der vermeintlichen Kölner Tagesbibel auftaucht oder wie jetzt Konstantin Neven DuMont nur die "Bild"-Zeitung als Sprachrohr findet oder für relevant hält.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung