„Natürlich geht es auch ohne soziale Netzwerke, aber es wäre dann nicht mehr so spannend und nicht mehr so einfach zu kommunizieren“, sagte Adriana Chojnacka, 16-jährige Schülerin und Medienscout eines Gymnasium in Oberhausen, heute ganz ehrlich. Sie selbst bekam ihr erstes Handy mit zehn Jahren, heute nutzt sie neben dem Handy auch zahlreiche soziale Netzwerke, um sich mit Freunden, Bekannten und Fremden auszutauschen. Dabei sei ihr die Gefahr des Datenmissbrauchs durchaus bewusst, erklärte Adriana. Sie ließ sich darum zum Medienscout ausbilden. Als solcher klärt sie nun jüngere Schüler über die Gefahren auf – auch darüber manches private Party-Foto lieber nicht online zu stellen. „AGBs liest doch keiner“, betonte die Schülerin trocken. Umso wichtiger sei es da, dass jüngere Schüler ohne den pädagogischen Zeigefinger informiert würden.

Soziale Netzwerke sind „nicht kostenlos“
Vor möglichem Datenklau warnte heute beim Social Community Day im Kölner Mediapark auch Dr. Angelica Schwall-Düren, Medienministerin in Nordrhein-Westfalen, in ihrer Eröffnungsrede. Die sozialen Netzwerke sind „nicht kostenlos. Die Nutzerinnen und Nutzer zahlen zwar nicht mit
Geld, aber sie zahlen mit ihren Daten“, betonte Schwall-Düren. Das gelte nicht nur für unvorsichtige junge Menschen. „Keiner kann kontrollieren, welche Spuren er im Netz hinterlässt“, so die Medienministerin. Die neue Landesregierung in NRW wolle daher einen so genannten „Medienführerschein“ für Schüler einführen. Ziel soll es dabei sein, die Medienkompetenz der Schüler zu stärken. „Das ist heute genauso wichtig wie Lesen, Schreiben und Rechnen“, erklärte Schwall-Düren. Denn neben der privaten Kommunikation seien social Communities verstärkt auch im beruflichen Werdegang wichtig. So würden allein in Deutschland derzeit bereits 38 Millionen Menschen – und damit fast die Hälfte der Bevölkerung – soziale Netzwerke nutzen.

Soziale Netzwerke – ein (noch) ungenutzter Werbemarkt
Gerade deswegen werden social Communities auch immer wichtiger für Unternehmen selbst. „Die herkömmliche Unternehmenskommunikation hat heute keine Glaubwürdigkeit mehr“, betonte Axel Schmieglow, Denkwerk und sevenload GmbH. Denn wer sich heute ein teures Produkt kaufe, der traue eher den Nutzern im Internet als einem Testbericht. Die meisten Unternehmen hätten die Bedeutung der social commuity zwar erkannt, würden sie aber noch nicht nutzen. So gäbe es in Deutschland immer noch kaum ein Unternehmen, das auf social media ausgelegte Werbe-Kampagnen schalten würde. Dabei läge gerade in den sozialen Netzwerken eine ungeheure Chance für Unternehmen. Denn diese ermöglichten eine deutlich fokussiertere Kundenansprache an bestimmte Zielgruppen, als es ältere Medien bieten könnten.

Social Community Day in Köln
Insgesamt kamen heute rund 80 Teilnehmer zum Social Community Day in den Kölner Mediapark. Sie informierten sich dort unter anderem über thematische Bandbreite der Communities und über die sehr unterschiedlichen Gründe und Motive, sich online zu vernetzen. Darüber hinaus wird nicht nur das Phänomen an sich diskutiert, sondern auch resultierende inhaltliche und gesellschaftliche Aspekte angesprochen, wie etwa die sozialen Online-Netzwerke der Computer- und Konsolenspieler bzw. das ‚Social 2 Gaming’. Weitere Themen sind soziale Online-Netzwerke in Schule und Freizeit sowie Aussichten für die Generation 60plus, für Berufseinsteiger oder auch für Menschen, die eine neue Jobperspektive suchen. Der ‚Social Community Day 2010’ wird veranstaltet vom Grimme-Institut und vom Ministerium für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung