Castor-Transport: Zehntausende beim Anti-Atom-Protest
Der Castor-Transport, beladen mit über 120 Tonnen radioaktivem Atommüll, ist am Samstag auf dem Weg nach Deutschland, wo sich bereits zehntausende Atomkraftgegner entlang der Strecke, die der Zug nehmen soll, versammelt haben. Im Wendland werden die umfangreichsten Proteste seit Jahrzehnten erwartet, rund 17.000 Polizisten sind in Bereitschaft. Bereits Stunden vor einer großen Demonstration im niedersächsischen Dannenberg hat die Polizei Straßen gesperrt und Kanaldeckel verschweißt, Hubschrauber sind über der Region im Einsatz. Auch Politiker sind unter den Demonstranten. Die Spitzen der Grünen und Linken wollen an der Kundgebung teilnehmen. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin, der zu der Kundgebung im niedersächsischen Dannenberg erwartet wird, hat zu friedlichen Protesten aufgerufen. SPD-Chef Sigmar Gabriel hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Atomkraftwerksbetreiber aufgefordert, nach Gorleben zu kommen und sich den Demonstranten zu stellen. "Frau Merkel und ihre vier Freunde sind es, die einen gesellschaftlichen Großkonflikt wieder eröffnet haben, der durch den Atomausstieg längst befriedet war", sagte Gabriel am Samstag.

Westerwelle: Anti-Atom-Protest der Grünen ist "scheinheilig"
Außenminister Guido Westerwelle hält den Anti-Atom-Protest von Grünen-Politikern für falsch und unaufrichtig. "Der Protest der Grünen gegen den Castor ist scheinheilig. Die Grünen werben für erneuerbare Energien, aber wenn es darum geht, den Strom in die Gebiete zu bringen, in denen er gebraucht wird, protestieren sie gegen den Bau der dafür notwendigen Stromleitungen", sagte der FDP-Politiker gegenüber den "Kieler Nachrichten". Deutschland werde das Zeitalter der erneuerbaren Energien nur erreichen, wenn es die Kernenergie als Übergangstechnologie nutze, so Westerwelle weiter. Auch die hohen Umfragewerte der Grünen machten ihm keinen Eindruck. "Eine verantwortungsvolle Regierung darf nicht auf kurzfristige Umfragen blicken, sondern muss das Richtige tun. Wir mussten im ersten Jahr bittere Medizin verordnen. Die Bundesregierung hat die Haushaltskonsolidierung mit Hochdruck angepackt. Das war notwendig und richtig", sagte Westerwelle.

[dts]