Besiegelt wurde diese erst, als die Uhr schon abgelaufen war. Nach einem Foul ließ der TSV die wenigen Sekunden bis zur Schlusssirene runter laufen. Erst danach trat der Hannoveraner Hannes Jon Jonsson an die 7-Meter-Linie und traf zum 30:29-Endstand. Die Überraschung war perfekt, der Jubel bei den Hausherren groß.
 
Gegen die nach 2:10 Punkten aus den vorherigen Spielen als Außenseiter gehandelte Mannschaft des Isländers Aron Kristjansson waren die Spieler von Sead Hasanefendic nicht richtig in die Partie reingekommen. Der bis dahin beste Torschütze der Niedersachsen, der Halblinke Aivis Jurdz aus Lettland, wurde in Manndeckung genommen. Gegenüber seinen Mitspielern agierte der VfL jedoch nicht konzentriert genug. Ergebnis war ein 1:3-Rückstand nach drei und ein 4:7 aus Sicht der Gäste nach sieben Minuten. Während für den VfL bis dahin Igor Anic, Geoffroy Krantz, Vedran Zrnic und Adrian Pfahl erfolgreich waren, trafen für den TSV je zweimal die Außen Lars Lehnhoff und Torge Johannsen sowie aus dem Rückraum Morten Olsen. Sead Hasanefendic reagierte, ließ seine Spieler flexibler decken. Damit kam der TSV zumindest für einige Minuten nicht gut klar, musste in der 12. Minute schließlich nach einem 7-Meter durch Vedran Zrnic den 7:7-Ausgleich hinnehmen. Die Chancen, nun die Führung zu übernehmen, nutze der VfL aber nicht.
 
Vorne blieben die Gummersbacher immer wieder in der 6-0-Defensive von Hannover-Burgdorf hängen und mussten hinten erneut drei Tore durch Torge Johannsen hinnehmen. Beim Stand von 8:12 schließlich nahm Sead Hasanefendic eine Auszeit. Nach einer Minute mit auf die Platte liefen Kreisläufer Patrick Wiencek und der gegen Magdeburg nur zu einem Kurzeinsatz gekommene Torhüter Goran Stojanovic. Erfolg stellte sich aber erst durch eine neuerliche Umstellung der Defensivaufstellung ein. Das 4-2 fing die Angriffsbemühungen der Hausherren in der AWD-Hall besser ab, und hinter den Defensivreihen zeigte Goran Stojanovic starke Paraden. Hannover dezimierte sich durch 2-Minuten-Strafen, die Überzahl nutze Christoph Schindler schließlich 30 Sekunden vor der Halbzeit zum 16:17-Anschlusstreffer.
 
Zurück aus der Kabine gelang Schindler erst der Ausgleich und dann die Führung (18:17). Wieder nahm der VfL durch eine andere Deckungsvariante (3-2-1) den Angriffsbemühungen des TSV in Person von Hannes Jon Jonsson den Schwung. Dieser scheiterte zudem von der 7-Meter-Linie aus an Goran Stojanovic. Doch wie in der ersten Hälfte entwickelten für die Kristjansson-Schützlinge nun andere Torgefahr, etwa Jan Fiete Buschmann oder Avis Jurdzs zum 19:19-Ausgleich. Danach: Adrian Pfahl zum 20:19, drei starke Paraden von Stojanovic in Folge und trotzdem wieder 20:20  durch Morten Olsen.
 
Musste bis zu diesem Zeitpunkt in der zweiten Spielhälfte immer Hannover vor den 3201 Zuschauern in der AWD-Hall eine Führung des VfL ausgleichen, kehrten sich die Zeichen nun um. Lars Lehnhoff verwandelte seinen 7-Meter zum 21:20, Adrian Pfahl glich aus. Asgeir Ör Hallgrimsson zum 22:21, Drago Vukovic egalisierte die Führung. Die behielt nach einem weiteren Treffer von Jan Fiete Buschmann (23:22) dann aber bis in die Schlussphase hinein Hannover und führte nach einem 7-Meter von Morten Olsen wieder mit vier Toren Vorsprung (28:24). In den letzten Minuten versuchte es der VfL Gummersbach nun mit einer weiteren Variante, einer offensiven 3-3-Deckung, sowie einem neuen Mann auf der Platte. Neuzugang Barna Putics erzielte sein erstes Tor (26:28) im Dress der Oberbergischen und leitete damit die Aufholjagd ein, die er selber mit dem Ausgleich zum 29:29 beendete. Die Entscheidung fiel aber erst nach Ablauf der 60 Minuten von der 7-Meter-Linie aus.

Tore:
TSV Hannover-Burgdorf:
Torge Johannsen (6), Hannes Jon Jonsson (4/1), Asgeir Ör Hallgrimsson (3), Aivis Jurdzs (3), Jan-Fiete Buschmann (3), Lars Lehnhoff (5/2), Morten Olsen (6/2)
VfL Gummersbach: Geoffroy Krantz (3), Adrian Wagner (1), Christoph Schindler (4), Drago Vukovic (4), Igor Anic (1), Barna Putics (2), Adrian Pfahl (7/1), Vedran Zrnic (7/3)

2-Minuten
TSV Hannover-Burgdorf:
Torge Johannsen, Jan-Fiete Buschmann, Jacek Bedzikowski, Vignir Svavarsson
VfL Gummersbach: Christoph Schindler, Jörg Lützelberger (2)

Die Trainerstimmen
Sead Hasanefendic, Trainer VfL Gummersbach:
"Wir haben nie die Sicherheit im Spiel bekommen, die man braucht, um zu gewinnen. Ich bin nicht zufrieden mit meiner Mannschaft. Wir können kämpferisch und auch individuell mehr. Das, was uns normalerweise auszeichnet, haben wir nicht abgerufen. Aivis Jurdzs konnte sich gegen unseren besten Verteidiger Geoffroy Krantz durchsetzen und Tore erzielen, gerade am Anfang haben wir uns bei Tempogegenstößen den Ball falsch zugespielt, Adrian Pfahl hat Fahrkarten geworfen. Hannover war mit den erfahrenen Spielern immer einen Ticken aggressiver und bissiger. Vielleicht, weil diese tolle Kulisse sie als Heimmannschaft mehr motiviert hat, und meine Spieler gegen solche Gegner vorher schon zu sicher an einen Sieg glauben. Am Ende haben wir es zwar noch einmal spannend gemacht, sogar das Unentschieden geschafft. Doch Hannover hat verdient gewonnen."
 
Aron Kristjansson, Trainer TSV Hannover-Burgdorf: "Wir sind sehr zufrieden mit diesem Sieg. Die Atmosphäre in der Halle war wirklich toll. Wir haben uns mental gut auf das Spiel vorbereitet. Meine Mannschaft hat fantastisch gekämpft. Auch zu Beginn der zweiten Hälfte, als Goran Stojanovic quasi Gardinen vor das Tor der Gummersbacher gehangen hat. Wir haben weiter gut gespielt, uns immer wieder Chancen erarbeitet. In der Abwehr war Jacek Bedzikowski überragend. Und um gegen eine Mannschaft wie den VfL zu bestehen, muss man auch eine gute Torwartleistung bringen. Die hat Nenad Puljezevic heute gezeigt." 

Das nächste Spiel des VfL Gummersbach steht bereits am kommenden Mittwoch, 13.10.2010, an. Dann ist in der Gummersbacher Eugen-Haas-Halle um 20.15 Uhr die TuS N.-Lübbecke zu Gast.

[ag; Quelle: VFL]