Neue Klangwelten aus alter Zeit
Köln ist eine Hochburg der alten Musik und kaum jemand weiß es. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern. Dazu hat sich im vergangenen Jahr die Freie Szene der alten Musik in Köln zusammengeschlossen. Als erstes Signal laden sie nun vom 21. bis 24. Oktober 2010 zu einem „Kölner Fest für alte Musik“ ein. An vier Abenden präsentieren sie die Bandbreite der Ensembles in dieser Stadt und laden zu einer Entdeckungsreise „in neue Klagwelten aus alter Zeit“ ein. Dabei reichen die Konzerte von der liturgischen Kirchenmusik bis hin zu einer Familien-Bootsfahrt mit Konzert auf dem Rhein. „Das Programm bietet eine gelungene Mischung aus Vertrautem und Außergewöhnlichem“, lobte Kulturdezernent Georg Quander. Im Mittelpunkt steht dabei im Premierenjahr die Marienvesper von Claudio Monteverdi, die in diesem Jahr ihr 400-jähriges Jubiläum feiert.

Köln als Hochburg der alten Musik
Das Fest soll erst den Auftakt zu einem jährlichen Festival der alten Musik in Köln bilden. Während sich in diesem Jahr – abgesehen von einem Gastspiel – nur Kölner Ensembles vorstellen, will Projektleitern Marias Spering auch internationale Ensembles an den Rhein holen. Ihr Ziel ist es dabei, der Kölner Öffentlichkeit die ganze Bandbreite des Genres vorzustellen und ein großes Publikum von „alter Musik“ zu begeistern. Daher will Spering auch in Zukunft, verschiedene Formate der alten Musik an ganz unterschiedlichen Orten in Köln zur Aufführung bringen. Neben einer breiten Öffentlichkeit will Spering mit einem qualitativ hochwertigen Programm auch das interessierte Fachpublikum überzeugen. Das soll darüber hinaus künftig die Möglichkeit erhalten, sich in kulturpolitischen und wissenschaftlichen Symposien austauschen zu können. „Wir haben noch viel vor, aber alles war in diesem ersten Jahr noch nicht umsetzbar“, so Spering.

Kleiner Konzertsaal dringend gesucht
Das Kölner Fest für alte Musik wird von der Freien Musikszene in Köln veranstaltet und durch die Stadt Köln, das Land NRW und weitere Förderer unterstützt. Es soll eine bislang kaum beachtete Seite der Domstadt betonen: Köln als Hochburg der alten Musik. Denn keine deutsche Stadt besitzt so viele Ensembles der alten Musik wie Köln. Und während die im In- und Ausland gefeiert werden, sind sie in ihrer Heimat Köln noch recht unbekannt. „Dabei haben einige der Ensembles hier bereits Musikgeschichte geschrieben“, so Quander. Dass die Kölner Ensembles in der Domstadt kaum auftreten, läge auch daran, dass hier ein kleiner Konzertsaal fehle. Aufgrund der finanziellen Lage der Stadt könnte dafür jedoch auch in näherer Zukunft keine Lösung gefunden werden, erklärte der Kulturdezernent. Um die Außenwirkung der Ensembles zu stärken, will die Freie Szene daher in Köln ein Zentrum für alte Musik aufbauen. Angedacht wird als Standort dafür derzeit die Helios-Höfe, in denen bereits jetzt das Ensemble Concerto angesiedelt ist.

Infobox
Kölner Fest für Alte Musik
21. bis 24. Oktober 2010
Festival-Ticket: 54 Euro (Ohne die Veranstaltung in der Oper)

Das Programm im Überblick
Donnerstag, 21. Oktober 2010
19.30 Uhr
Oper Köln im Gerling-Quartier | Hildeboldplatz 20
Claudio Monteverdi: „L’Incoronazione di Poppea“
Die venezianische Parabel über einen ungeheuren gesellschaftlichen Aufstieg in Zeiten der Dekadenz und des „Anything-goes“, zu erleben in den noch leerstehenden Gebäuden des Gerling-Quartiers
Sandrine Piau, Franco Fagioli, David DQ Lee
Wolf Matthias Friedrich u. a., Gürzenich Orchester
Leitung: Konrad Junghänel, Regie: Dietrich Hilsdorf
Eine Veranstaltung der Oper Köln

Freitag, 22. Oktober 2010
16.30 Uhr
vor der Antoniterkirche, Schildergasse 57
Platzmusik mit Bläserensemble

17.00 Uhr
Antoniterkirche, Schildergasse 57
Mittelalterliche Marienvesper
Musik der Hildegard von Bingen an die Gottesmutter, umrahmt von zwei Marien-Offizien aus dem Kölner Klarissenkloster
Ars Choralis Coeln
Leitung: Maria Jonas
Karten: 7 € (nur Tageskasse)

19.30 Uhr
Oper Köln im Gerling-Quartier | Hildeboldplatz 20
Recital „Die Kunst der Kastraten“
Hinreißend virtuose Arien von Georg Friedrich Händel, Tomaso Albinoni und Antonio Vivaldi aus einer Zeit, in der man das Ideal der „hohen Gesangskunst“ auch bei männlichen Stimmen wortwörtlich nahm
Max Emanuel Cencic – Countertenor
I Barocchisti, Leitung: Diego Fasolis
Eine Veranstaltung der Oper Köln

22.00 Uhr
Trinitatiskirche, Filzengraben 6
Claudio Monteverdi: Marienvesper
Geistliche Avantgardemusik, immer noch so frappierend andersartig wie bei ihrem Erscheinen vor genau 400 Jahren
La Capella Ducale, Musica Fiata
Leitung: Roland Wilson
Karten: 18 € (12 €)

Samstag, 23. Oktober 2010
12.00 Uhr
Schiffsanlegestelle Dom
Musikalische Bootsfahrt „Auf der Suche nach dem Klang“
Auf dem Rhein unterwegs zwischen Jan Wellem und Carl Theodor, zwischen Düsseldorf und Mannheim, zwischen Barock und Klassik: instrumentale Kammermusik von höfischer Eleganz
Ein Familienkonzert mit Musica Solare
Karten: 12 € (6 €)

14.30 Uhr
Innenhof des Museums für Angewandte Kunst
Platzmusik mit Bläserensemble

15.00 Uhr
Meum für Angewandte Kunst, An der Rechtschule 5
Doppelkonzert a tre: „Fantastisches Italien“
Früchte aus dem Süden: die frühbarocke Instrumentalkunst Italiens und ihr Widerhall nördlich der Alpen in Werken von Georg Muffat, Heinrich Ignaz Franz Biber und Johann Sebastian Bach
CordArte: Daniel Deuter – Violine, Heike Johanna Lindner – Viola da gamba, Markus Märkl – Cembalo
Midori Seiler – Violine, Markus Möllenbeck – Violoncello
Christian Rieger – Cembalo
Karten: 7 € (nur Tageskasse)

17.00 Uhr
WDR-Funkhaus, Wallrafplatz
Kulturpolitisches Forum WDR 3
Podiumsdiskussion zum Thema „Alte Musik in Köln“:
Standortbestimmungen und Perspektiven

18.00 Uhr
Museum für Angewandte Kunst, An der Rechtschule 5
Antonio Vivaldi: Concerti da camera
Vivaldis Violine im konzertanten Wettstreit mit Flöte, Oboe und Fagott
Dorothee Oberlinger – Blockflöte, Giuliano Carmignola – Violine
Ensemble Zefiro
Eine Veranstaltung der Reihe „WDR 3 Alte Musik in NRW“
Karten: 18 € (12 €)

20.00 Uhr
Börsensaal der IHK Köln, Unter Sachsenhausen 10-26
Arien und Orchestermusik der Klassik
Arien, die Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und Domenico
Cimarosa ihren Gesangsstars in die Kehle schrieben, und Orchesterwerke des Sturm und Drang von Joseph Martin Kraus
Chen Reiss – Sopran
L’arte del mondo, Leitung: Werner Ehrhardt
Karten: 18 € (12 €)

22.30 Uhr
Börsensaal der IHK Köln, Unter Sachsenhausen 10-26
Nachtkonzert: „Luftgeborene“
Streichquartette von Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy, zwei „Wassermännern“: tolerant, großzügig, frei, unabhängig im Denken – originell
Pleyel Quartett
Karten: 7 € (nur Tageskasse)

Sonntag, 24. Oktober 2010
12.00 Uhr
Trinitatiskirche, Filzengraben 6
Kantatengottesdienst
Johann Sebastian Bach, Missa g-Moll BWV 235
Ein geistliches Werk Bachs, wie er es musizierte: als Bestandteil
der Liturgie in einem feierlichen Gottesdienst
Chorus Musicus Köln, Das Neue Orchester
Leitung: Christoph Spering
Predigt: Stadtsuperintendent Rolf Domning

14.30 Uhr
Innenhof des MAK, An der Rechtschule 5
Platzmusik mit Bläserensemble

15.00 Uhr
Museum für Angewandte Kunst, An der Rechtschule 5
Ausklang
Festlicher Höhepunkt zum Schluss: unterhaltsames Stelldichein
mit einem Füllhorn voll Musik von Mittelalter bis Barock
Norbert Rodenkirchen – mittelalterliche Traversflöten
Lucia Mense – Blockflöten, Alexander Puliaev – Cembalo
Nadine Balbeisi – Sopran, Christine Wehler – Alt, Michael Mogl – Tenor, Klaus Mader – Laute, ViolsVoice, Harmonie Universelle u. a.
Moderation: Dieter Schiffer
Karten: 18 € (12 €)

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
Foto: Tina Schlief Dülmen/www.pixelio.de