Jeden Tag rund 50-60 Frauen vor Ort
Angelika Wiedenau, die als Fachbereitsleiterin vom Sozialdienst Katholischer Frauen die Hilfe an der Geestemünder Straße koordiniert, nennt als wichtigsten Erfolg, dass es gelungen sei Gewaltübergriffe auf Frauen am Straßenstrich zu verhindern. Arndt Klocke sprach von einem Schutzraum und lobte die Einrichtung, wie etwa Notklingel in der Verrichtungsbox, Toiletten und Duschen.

Kritisch sieht Wiedenau allerdings das Verhalten der Freier. So berichteten die Frauen immer wieder, dass normale Männer aller Alterstufen, auch heute noch in Zeiten von HIV/AIDS, von den Frauen Sex ohne Kondom verlangten. Dies erfülle sie mit großer Sorge. Ein Umstand dem auch Arndt Klocke begegnete. So habe eine der Frauen berichtet, dass sich einer der Freier das Kondom unbemerkt abgezogen habe und sie ungeschützt penetriert habe. Jetzt habe die Frau große Angst vor AIDS und fand schnelle und unkomplizierte Hilfe im Beratungscontainer zu Fragen wie etwa wo man einen Test machen lassen könne. Oft verstünden die Frauen auch nicht, dass diese Männer sie anstecken können. Auch hier bietet die Außenstelle des Mäc up niedrigschwellige Beratung an. Klocke appellierte an beide Seiten zu verstehen, dass Kondome eine „Win-Win“-Situation für Frau und Mann darstellen, denn beide können sich anstecken oder eben schützen.

Rund 50-60 Frauen, zumeist deutsche Frauen, kommen jeden Tag zum Straßenstrich an die Geestemünder Straße, der von 12-2 Uhr geöffnet hat. Klocke, der die Beratungsstelle besuchte spricht von klassischer Streetwork. Man gehe locker und freundlich miteinander um und die Frauen könnten offen miteinander sprechen und sich Hilfe holen. Für ihn, so Klocke sei der Beruf eine Dienstleistung, die die Gesellschaft nachfrage. Ganz anders stelle sich der Straßenstrich an der Brühler Straße dar, der ein Angstraum für Frauen darstelle, auch weil es dort so dunkel sei. Von einem Verbot der Prostitution dort hält Angelika Wiedenau allerdings nichts, da dies nur zu einer Verlagerung führen würde. Auch hätte die Geestemünder Straße nicht die Kapazität den Strich der Brühler Straße auch noch zu integrieren. Im Kölner Süden arbeiteten Massen von Frauen, so Wiedenau und dieser Strich unterscheide sich auch in der Zusammensetzung der Frauen. Wiedenau: „Eine zweite Geestemünder Straße würde dort nicht funktionieren“.

Schwieriger Ausstieg aus dem Milieu
Der Ausstieg aus dem Milieu sei für die Frauen sehr schwierig, so Wiedenau und das obwohl das Mäc up Wege aufzeigt. Alleine die Gestaltung des Lebenslaufes ist schwierig, wenn man fünf Jahre „drauf war“ und sein Geld auf der Geestemünder Straße verdient habe. Zudem verdienen die Frauen, wenn sie sieben Tage die Woche anschaffen gehen gut, da sei ALG II erst einmal wenig verlockend. Dazu kommen oft abgebrochene Schulkarrieren. Ein großes Problem sei auch, dass die Frauen oft jahrelang nur Szenekontakte hatten und sich nach einem Ausstieg furchtbar einsam fühlten. Man kooperiere zwar mit der ARGE, dennoch muss man die Frauen erst einmal an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen, dass sie von 8-16 Uhr wieder arbeiten gehen. Immerhin gelänge es immer wieder Frauen auch über das Beschäftigungsprojekt „Cassablanca“ eine Ausstiegsmöglichkeit anzubieten.

Mäc up hilft aber auch darüber hinaus. So gelingt es auch immer wieder Frauen zu stabilisieren, in dem man ihnen Wohnraum zur Verfügung stellen kann, sie mit Drogensubstitutionsprogrammen stabilisieren kann, oder einen Clearing Room für Schwangere anbietet. Auch wenn Frauen in der JVA inhaftiert werden, geht die Betreuung weiter. So versuchen die Beraterinnen etwa Therapien für die Frauen zu organisieren. Dennoch herrscht in der Beratungsstelle auch ein wenig Unsicherheit und man beobachtet mit Sorge die Haushaltsberatungen der Stadt Köln. Angelika Wiedenau ist mit der aktuellen personellen und finanziellen Situation zufrieden und hofft nun, dass die Beratungsstelle keine Kürzungen erfährt. „Mit unserem Stammpersonal können wir die Arbeit derzeit wunderbar machen“, so Angelika Wiedenau.

[ag]