"Ich kann mich nur entschuldigen, wir haben die Situation unterschätzt und nicht so reagiert, wie man hätte reagieren müssen", betonte Bernd Streitberger, Dezernent für Planen und Bauen und damit Leiter des zuständigen Grünflächenamtes. Das Phänomen des Botulismus sei der Verwaltung so vorher nicht bekannt gewesen, daher habe man die Lage am Freitag, 16. Juli 2010, unterschätzt. Das Grünflächenamt habe die Feuerwehr an diesem Tag noch nicht informiert, "andernfalls hätten wir Hilfe bekommen", so Streitberger. Ungewiss sei allerdings, ob das frühere Einschreiten der Feuerwehr das Tiersterben hätte verhindern können. "Es wäre jedoch ein Zeichen dafür gewesen, dass wir uns kümmern", erklärte Streitberger. Kritik gab es für die Verwaltung heute aus fast allen Fraktionen. So erklärte etwa Winrich Grantizka CDU): "Die Verwaltung scheint am Wochenende nicht zu funktionieren. Es wird Zeit, dass sie sich zusammensetzt, damit so etwas nicht wieder geschieht."

Botulismus Schuld am Tiersterben?
Da es ein solches Tiersterben bislang an den Kölner Gewässern nicht gegeben habe, geht die Stadt derzeit nicht davon aus, dass "ein katastrophaler Gewässerzustand ursächlich ist", heißt es in einer Mitteilung der Verwaltung. Vielmehr vermute man, dass Botulismus für das Sterben verantwortlich sein könnte – eine durch bakterielles Nervengift hervorgerufene Erkrankung. Genaue Ergebnisse dazu erwartet die Stadt am Ende der Woche. Wasserproben hätten ergeben, dass der Sauerstoffgehalt des Wassers – zumindest bis zu einer Tiefe von 30 Zentimetern über dem Sediment – "nicht schlecht sind", so Streitberger. Allerdings wäre der Sauerstoffgehalt darunter nicht gut. Der Sauerstoffmangel wiederum führe zu einem Wachstum des Bakteriums Clostridium botulinum, das zu Botulismus führen könne. Durch das Gründeln würden sowohl Fische, als auch Wasservögel die Bakterien aufnehmen.

„Wer füttert, tötet“
Der Sauerstoffmangel entstehe vor allem dadurch, dass Bürger ihren Müll in den Weiher werfen und die dortigen Tiere füttern würden, betonte Streitberger. Durch das Überangebot an Futter würden derzeit darum zu viele Fische und Wasservögel im Weiher leben. Die großen Mengen an Kot und nicht gefressenes Futter würden zu einer Überdünnung und damit zu Sauerstoffmangel im Gewässer führen.  Mit dem zuständigen Fischerei-Verein habe man nun eine Vereinbarung getroffen: Es sollen nun mehr Fische abgefischt und in andere Gewässer umgesiedelt werden. Da in Köln kein geeignetes Gewässer zur Verfügung stehe, sollen die Fische nun in Nachbargemeinden umgesiedelt werden. Dies solle eventuell auch mit Enten und Schwänen geschehen. Zudem will die Stadt die Kampagne verstärken und Bürger auf das Fütterungsverbot am Aachner Weiher hinzuweisen. „Wer füttert, tötet“, betonte Streitberger. Jörg Frank (Grüne) wies daraufhin, dass die Fütterung per Gemeindeordnung als Ordnungswidrigkeit gelte. Er regte an, künftig Fütterungen auch so zu behandeln.

Seit zwei Wochen sei nun zudem die Pumpe, die Grundwasser über die Lindenthaler Kanäle in den
 Aachener Weiher einspeise, im Dauerbetrieb. Seit dem 19. Juli 2010 seien zudem zwei Umwälzpumpen direkt am Weiher installiert worden sowie eine Frischwassereinspeisung durch einen Hydranten am Weiher. Wichtig sei es vor allem nun eine Verringerung der chemischen und thermischen Gewässerbelastung sowie eine Verbesserung der Sauerstoffversorgung bedrohter Gewässer, betonte Streitberger. Die sollen im Sommer nun regelmäßig kontrolliert und alle Kadaver unverzüglich entfernt werden.

14 weitere Gewässer bedroht
Wie die Verwaltung heute mitteile, sind derzeit weitere 14 Gewässer in Köln davon bedroht umzukippen – darunter der Adenauer Weiher, der Volksgarten-Weiher, der Weiher im Vorgebirgspark, der Teich im Klettenbergpark, der Kalscheurer und Decksteiner Weiher sowie die Gewässer im Blücherpark und Mülheimer Stadtgarten. Auch hier seien Wasserproben entnommen worden. Generell wäre ein erhöhtes Fisch- und Wasservogelsterben jedoch nur im Aachner Weiher festzustellen.

Weitere Themen, die heute im Hauptausschuss behandelt wurden: Die Bevölkerungszahl in Köln ist 2009 gestiegen, Stadt will Limelight Baugenehmigung für Gastronomie ausstellen, Verwaltung soll weiterhin sieben Dezernate behalten, das Besetzungsverfahren für das Dezernat Soziales, Integration und Umwelt soll zügig durchgeführt werden. Infos zu diesen Themen erfahren Sie morgen bei Report-k.de

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung