Spätestens ab der dritten Ferienwoche klingelt bei Zartbitter e.V. in Köln das Telefon. Mädchen und Jungen würden dann regelmäßig davon berichten,  in Ferienlagern von Sportvereinen, Jugendverbänden oder Pfarrgemeinden oder auf kommerziellen Ferienreisen sexuelle Übergriffe oder strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlebt zu haben. So hätte etwa ein Reiseleiter einer kommerziellen Jugendreise sich nachts im Schlafraum von Jugendlichen befriedigt. Drei Mädchen wären auf der mehrwöchigen Ferienfahrt eines politischen Jugendverbandes von etwas älteren sexuell genötigt worden und zwei Jungen wurden von ihrem Trainer während eines Trainingslager sexuell missbraucht.

Der aktuelle Fall, der sich auf der Nordsee-Insel Ameland ereignet haben soll, sei in mehrfacher Hinsicht „typisch“, so Zartbitter e.V. Während eines Ausflugs des Stadtsportbundes aus Osnabrück vom 25. Juni bis zum 8. Juli sollen auf Ameland mehrere 13-jährige Jugendliche an mindestens vier Abenden von ihren älteren Mitreisenden misshandelt worden sein. In rund einem Drittel aller strafrechtlich relevanten Sexualdelikte würden diese von Tätern unter 18 Jahren verübt. Das läge insbesondere daran, dass  in Jungengruppen Hierarchien in der Gruppe oftmals über grenzverletzende „Mutproben“ oder über sexuelle Gewalt „ausgehandelt“ würden. In vielen Fällen, so die Erfahrung von Zartbitter Köln, seien massive Formen der sexuellen Gewalt unter Kindern und Jugendlichen auch ein Hinweis darauf, dass zuvor Erwachsene Mädchen und Jungen missbraucht hätten.

[cs]