Aufbau der Schau

Der Sammler und Stifter Prof. Dr. R. G. Winkler hat das kunsthistorisch bedeutende Werk Mondrians dem  Museum im Jahr 2005 als Dauerleihgabe überlassen, sammelte dann aber nicht nur diese Arbeit sondern auch Arbeiten aus dem Alltag die ihre Formen- und Farbsprache der Bildwelt Mondrians entleihen. Auf dem zentralen Treppenabsatz des Museums haben die Ausstellungsmacher eine Nasszelle nachgebildet. Dort liegt eine Duschtasse, hängt ein gewebter Wandschmuck, steht ein Abfalleimer und liegt ein Toilettenflokati als Vorleger vor einer Kloschüssel. Sie alle beziehen sich auf Mondrian.


Das zurückgreifen auf Spitzenkunst durch die Marketing- oder Designabteilungen von Unternehmen sei ein Phänomen, dass vor allem in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts zu beobachten sei. Man habe sich neben erhöhten Verkaufschancen auch einen Imagegewinn  und ästhetisches Niveau versprochen, interpretieren die Ausstellungsmacher. Die bei Mondrian häufig verwendeten Grundfarben und seinem Werk entlehnte grafische Strukturen finde man vom Feuerzeug bis zum Haarfestiger, bei Sportswear und Damenschuhen bis zu Socken oder Gläsern.

Dr. Gabriele Lueg hat in Zusammenarbeit mit Dr. Romana Bauer die Ausstellung kuratiert. In einem Begleittext erklären Sie die Intention: "Die Konfrontation eines Kunstwerkes der Spitzenklasse mit mehr oder weniger gelungenen Adaptionen in der Warenwelt betont seinen hohen Rang, seine kulturhistorische Strahlkraft. Gleichzeitig schärft sie den Blick des Betrachters für das gerade bei den späten Arbeiten Mondrians nur scheinbar simple Bildvokabular. Durch genaues Hinsehen und die Vergleichsmöglichkeit werden die Qualität des Kunstwerkes und die unterschiedlichen Ranghöhen der einzelnen Objekte verdeutlicht." Piet Mondrian konstruierte seine Bilder übrigens nicht mit dem Linial, sondern führte seine Arbeiten mit der freien Hand aus. Mondrian 1914 über seine Kunst: "Ich konstruiere auf einer planen Fläche Linien und Farbkombinationen zu dem Zweck, die allgemeine Schönheit so bewusst wie möglich darzustellen." Die Vereinfachung der Formensprache entwickelte Mondrian aus der Landschaftsmalerei heraus. Das Motiv des Baumes, das in seinen frühen Arbeiten bis 1913 immer wieder erscheint wird durch Gitterkonstruktionen immer stärker abstrahiert. Dazu kommt die Beschäftigung mit den Farbtheorien Goethes.

Kurzvita Piet Mondrians
7. März 1872 geboren in Amersfoort, Niederlande. Der Vater ist Lehrer für Französisch und Zeichnen und politisch in der antirevolutionären Bewegung aktiv. Piet erhält Zeichenunterricht von seinem Vater. Mondrian besucht die Rijksacademie van Beelden Kunsten. 1989 Diplom für Zeichenunterricht an höheren Schulen. 1892-94 Studium an der Amsterdamer Kunstakademie. Bis 1906 Landschaftsmalerei. 1908 Zeeländische Periode bei der die ersten Gemälde mit starken Primärfarben Rot, Gelb, Blau entstehen. 1911 Begeisterung für den Kubismus und Übersiedlung nach Paris. 1917 Gründung der De Stijl-Bewegung mit Theo van Doesburg. 1922 schon die erste große Retrospektive im Stedelijk Museum Amsterdam. 1925 Austritt aus De-Stijl nach Meinungsverschiedenheiten mit van Doesburg. 1938 Übersiedlung nach New York, 1940 Emigration nach New York. 1. Februar 1944 Piet Mondrian stirbt an den Folgen einer Bronchitis in New York.

Museum für angewandte Kunst
"all-over mondrian. kunst + Konsum."
24. Juni bis 8. August 2010
An der Rechtschule
Köln-Innenstadt
Öffnungszeiten: Di.-So. 11-17 Uhr, Mo. geschlossen
Jeden ersten Do. im Monat 11-22 Uhr

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