Symbolbild Polizei

Köln | Auf der Industriestraße in Köln-Merkenich fahren ein SUV und ein Motorrad am gestrigen Montag, 29. Juli 2024, gegen 14.30 Uhr in Richtung Niehler Ei. Der Fahrer des SUV bremst, der Motorradfahrer fährt auf den Pkw auf und verletzt sich lebensgefährlich. Die Polizei mutmaßt zur Unfallursache.

Die Kölner Polizei verdächtigt den Pkw-Fahrer öffentlich vor einer polizeilichen Geschwindigkeits-Messstelle „unvermittelt abgebremst“ zu haben. Die Beamten hatten eine mobile Messstelle zur Feststellung der Geschwindigkeit auf der Industriestraße aufgebaut. Diese Mutmaßung zur Unfallursache geben die Beamten am Tag des Unfalls schriftlich ab. Zeugen hätten den Abbremsvorgang beobachtet: „Laut Zeugen soll der 37-Jährige aufgrund einer von der Polizei aufgebauten Geschwindigkeitsmessstelle unvermittelt abgebremst haben.“ Diese öffentliche und schriftliche Aussage und Fokussierung auf eine Zeugenaussage der Behörde nur wenige Stunden nach dem Unfall irritiert und wirft die Frage auf, warum die Kölner Polizei nicht erst ermittelt und dann solche einseitig wertenden Aussagen veröffentlicht.

Bekannt ist, dass viele Menschen reflexartig bremsen, wenn sie eine Messstelle der Polizei oder Stadt erkennen, wie die, die in Höhe des Parkplatzes Fühlinger See (P7) aufgebaut war. Das wissen auch die Beamten. Hat der Blitzer ausgelöst, bringt das Bremsen nichts mehr, denn die Geschwindigkeit war schon erfasst. Dann müssten die Beamten aber Bildmaterial von dem Pkw und Fahrer finden. Warum suchen sie dann Zeugen und beziehen sich in ihrer öffentlichen Aussage auf die aufgebaute Messstelle. Bevor es zu einer solchen öffentlichen Aussage kommt, die der Boulevard gierig aufnimmt, wäre es doch gut zu wissen, ob es eine solche Aufnahme des am Unfall beteiligten Pkw gibt?

Es ist tragisch, dass der Motorradfahrer lebensgefährlich verletzt wurde. Aber die öffentliche polizeiliche Mutmaßung erklärt nicht, warum der Motorradfahrer auf das Heck des Pkw auffuhr. Nur weil der Pkw bremste? Hielt der Motorradfahrer den nötigen Mindestabstand ein? Da suchen die Beamten weitere Unfallzeugen und schicken ihr Verkehrsunfallteam zur Dokumentation der Spuren und warten vor Veröffentlichung nicht einmal deren Auswertung ab, obwohl die Beamten selbst schreiben: „Das Verkehrskommissariat 2 hat die Ermittlungen zum Unfallhergang aufgenommen.“?

Die polizeiliche Öffentlichkeitsarbeit nimmt hier eine einseitige Vorverurteilung durch Betonung einer Zeugenaussage vor und ohne weitere offene Fragen zum Unfallhergang zu stellen und bevor alle Fakten bekannt sind sowie der Fall juristisch aufgearbeitet ist. Von einer Strafverfolgungsbehörde, die am Anfang des juristischen Prozesses steht, wünscht man sich hier mehr Neutralität.

Die Industriestraße wurde gestern Nachmittag komplett gesperrt. Die Polizei sucht weitere Zeugen des Unfalls und bittet um Anruf unter 0221.229-0.