So leer war es auf dem Familienfest der Kölner CDU


Nur dort wo der Ministerpräsident auftauchte bildete sich ein Grüppchen aus Sicherheitsbeamten, Journalisten, CDU Getreuen und dem ein oder anderen Bürger


Der CDU Ratsvorsitzende Winrich Granitzka begrüßte Rüttgers

Es ist der Versuch der CDU amerikanischen Wahlkampf zu inszenieren und jeder Hollywoodberater empfiehlt Politikern sich mit Kindern zu zeigen, denn das wirkt positiv aufs Image. Gesagt getan, also Familienfest im Mediapark mit Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Der kam im Dienstwagen, die Wahlhelfer Schar im Exklusivbus mit riesigem Rüttgers Aufkleber. Umringt von Medienpeoples und Kölner Parteigenossen schob sich der Pulk rund um Rüttgers Richtung leeren Platz und Bühne. Passend zu einem Buggy mit Zwillingen erschien dann auch der Sieben Brücken Barde Peter Maffay und das Blitzlichtgewitter konnte starten.


Beim Medienfoto mit Kindern und Peter Maffay, dessen Musik es nur aus der Konserve gab, taute Rüttgers sichtlich auf.

Artig erzählte Maffay dann von seiner Stiftung, die Moderatorin wurde nicht müde „Unser Ministerpräsident“ zu sagen und griff sogar einmal dem Wahlergebnis vor, in dem sie Rüttgers schon für die nächsten fünf Jahre, ungeachtet aller Umfragen oder Ungereimtheiten um Parteifinanzierung, zum Ministerpräsidenten proklamierte. Der stand missmutig dreinblickend, wahrscheinlich hatte er mit mehr Kölner Parteifreunden gerechnet rechts außen. Dann gab man sich weichen Themen hin, kein Kind solle mehr ohne Frühstück in der Schule sitzen, Angelika Rüttgers durfte dann auch noch auf die Bühne und von ihrem Engagement bei „Lichtblicke“ erzählen und so plätscherte vor den Mittelstandseltern der Dialog dahin und drehte sich ums ehrenamtliche Engagement und Peter Maffay redet noch einmal über die Globalität von Musik und dem Herz. Ganz zum Schluss flammt dann doch noch ein wenig Politik auf, als Rüttgers, zu einem Zeitpunkt als IWF und EU schon die verabschiedeten Rettungspläne präsentiert hatten, das Thema Griechenland anschnitt. Denn für Rüttgers dürfe es keine Blankoschecks für Griechenland geben. Ein mauer Applaus begleitet denn Ministerpräsidenten. Überhaupt Applaus war so wie die erschienen Personen eher dürftig angesiedelt und so recht prima Stimmung kam nicht auf. Eher so als wäre es Sonntag Abend und man habe soeben die Wahl verloren.

Dann gab es noch einen Rundgang, wer sich rantraute kam auch sofort dran, auch wegen mangelnden Andrangs, konnte sich ein Autogramm holen oder mit dem Ministerpräsidenten sprechen. Währenddessen spielte die Tabaluga Show auf der Bühne auf. Und dann taute er doch noch auf der Ministerpräsident. Als es zum Medienfototermin auf die Bühne ging mit den Tabaluga-Schauspielern, Peter Maffey und den Kindern. Da sah man Rüttgers das erste Mal an diesem Nachmittag befreit auflachen und organisieren und die dankbaren Eltern zückten Handys, Kameras und Videoapparate und fotografierten ihre Sprösslinge fürs Familienalbum mit dem Ministerpräsidenten im Mai 2010. Und auch einige der Medien freuten sich über ein gelungenes Foto. Nach rund 1,5 Stunden ging es zurück zum Dienstwagen, kurz vorher noch ein Interview mit dem eigenen Wahlkampf-TV und Maffay und Rüttgers rollten von dannen. Da war der Platz dann aber auch fast komplett leer.

Inhaltlich kam gar nichts bis sehr wenig von Rüttgers, auch nicht zur Familienpolitik oder Bildungspolitik, aber das war ja vielleicht auch nicht wirklich geplant, sondern die Inszenierung sollte eine andere sein, eine amerikanische. Die ist insofern gelungen, wenn morgen in den Medien, die anwesend waren, das Bild mit der Kinderschar und dem lächelnden Ministerpräsidenten läuft. Dann sieht man auch nicht das nur wenige bis keiner da war. Schon erstaunlich, wenn der amtierende Landesvater lädt, dazu Spiel und Spaß umsonst anbietet und auch noch Showstars wie Maffay und Tabaluga aufbietet und keiner geht hin. Beliebt ist anders und Volkspartei auch. Vielleicht wollen die Menschen aber in diesen unsicheren Zeiten, die verwirrend sind, weniger Spaß und Show von den Politikern und mehr sachliche Konzentration und vernünftige Politik. Die nur Inszenierung scheint zumindest in diesem Wahlkampf in Köln nicht zu funktionieren. Oder Rüttgers ist kein Magnet und das bei einem Wahlkampf der nur auf seine Person zugeschnitten ist, oder kennen Sie andere CDU Landespolitiker und Minister? Dazu die Skandale um die Finanzierung und das man den Ministerpräsidenten mieten konnte. Populär ist das sicher nicht. Aber am Ende erklang auch der Maffay Uralt-Hit vom Band: "Über sieben Brücken musst Du gehen – sieben dunkle Jahre überstehen"…

[ag]