Der Investor, Innenminister Ingo Wolf, der Chef der Wache Schütz und Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen

Subjektive und objektive Sicherheit

Bei der Kölner Polizei spricht man gerne von subjektiver und objektiver Sicherheit. Subjektive Sicherheit ist, wenn der einzelne Bürger sich sicher fühlt. Etwa Abends oder Nachts, wenn es hell genug ist, oder er das Gefühl hat, Hilfe ist nicht weit. Objektive Sicherheit ist das, was die Kölner Polizei in ihrer, von ihr so titulierten Kriminalitätsstatistik selbst zusammenträgt. Eigentlich handelt es sich dabei um eine reine Tatverdächtigenstatistik, denn ob jemand wirklich kriminell ist, stellen Richter fest. Diese polizeiliche Statistik zeigt in vielen Bereichen Verbesserungen und eine Verringerung der Fallzahlen. Das ist positiv, denn somit wird Köln sicherer.

Das Gefühl für Entfernungen
Die neue Wache ist ein Private Partnership Projekt und daher natürlich ein Lieblingskind von FDP Innenminister Ingo Wolf. Das heißt ein Investor baut, der Staat mietet. Der kam zur Eröffnung der neuen Polizeiwache 20 Minuten verspätet im Dienstwagen angerollt. Ob´s daran lag, dass die neue Wache so abseits liegt? Denn das tut sie. Mehr als 1,5 km entfernt von der Deutzer Freiheit. Mit der KVB Bahn zwei Stationen und dann noch einmal mindestens 150 Meter Fußmarsch. Und dann muss man die neue Wache finden, denn die liegt nicht vorne an der Siegburger Straße, dort residieren Grafiker und ein Handwerksbetrieb, der auch der Investor ist, sondern im Hinterhof. Schön versteckt, aber im Erdgeschoßbereich mit doppelter Panzerglasverglasung und vielen Parkplätzen für die Dienstwagen. Als Werbung hat man hoch oben ein Polizeischild an einem Laternenmast angebracht und eine recht unsichtbare Tafel vor der Auffahrt. Dafür wehen aber bunte Werbefahnen, die sich aber von denen der Deutschen Bank zwei Häuser weiter nicht wirklich unterscheiden und wenn die Johanniter ihre Fahnen aufhängen, wahrscheinlich noch weniger auffallen.

Die Politiker allen voran Innenminister Ingo Wolf, FDP, aber auch Stadtdirektor Kahlen, SPD, und Polizeipräsident Steffenhagen, SPD, sprechen von „gut erreichbar“, „nah am Bürger“, „Bürgerbetreuung“ oder „bürgernah“. Vielleicht sieht man die Entfernungen nicht, wenn man immer im Dienstwagen fährt. Aber wie soll eine ältere Dame oder Herr, vielleicht sogar noch mit Gehhilfe, aus Deutz diese Polizeistation jemals erreichen? Und das in Zeiten des demographischen Wandels und einer immer älter werdenden Gesellschaft? Traut sich eine Frau Nachts alleine in eine solch abgelegene Gegend? Um die Polizei Deutz aus Deutz zu erreichen, muss ich, sofern ich über kein Auto oder Fahrrad verfüge, mit der KVB fahren. Das heißt, ich muss auch Geld ausgeben, um auf der Wache vorsprechen zu können. Auch als sozial Schwacher, um nur einige Punkte zu nennen. Bei der Polizei geht man allerdings nicht davon aus, dass sich die Einsatzzeiten in Deutz verlängern werden, da die Dienstfahrzeuge immer auf Streife seien.


Nur eine kleine Reklametafel weist auf die Wache hin

Nun mag es tausend gute Gründe geben, warum dieser Standort besser ist, als ein Standort mitten in Deutz. Aber dann sollten Politiker, wie Wolf, Kahlen und Steffenhagen dies auch mit guten Argumenten darstellen. Ob allerdings die Entscheidung mit einer Polizeiwache, die „Bürgergerecht“ sein soll, wie Polizeipräsident Steffenhagen es formulierte, in den Hinterhof eines Industriegebietes zu gehen, bei den Bürgern das Gefühl subjektiver Sicherheit stärkt, wird sich und muss sich zeigen. Das Innenminister Ingo Wolf, FDP, der sich ja nächstes Wochenende auch dem Votum der Wähler stellen muss, nicht gerade glücklich in seiner Polizeistrategie zu sein scheint, zeigten die Proteste der Kriminalbeamten letztes Wochenende beim FDP Bundesparteitag. Die werfen Wolf etwa vor die Kriminalpolizei bewusst zu überaltern und nicht richtig aus- und weiterzubilden.


Links über die Rampe findet sich die neue Wache

Die neue Wache in Deutz umfasst 550 Quadratmeter und wird, so die Polizei etwa 60 Beamten Platz bieten. Als Vorteil gegenüber der alten Wache am Reischplatz führt die Polizei auch gute Gründe an, etwa dass es nun getrennte Umkleiden für Frauen und Männer gibt und neue sanitäre Einrichtungen. Auch ist die neue Wache barrierefrei.

Zu finden ist die neue Wache Deutz in der Siegburger Straße 195a, gegenüber der Mühle, auf Höhe der Johanniter.

[ag]