Zum ersten Mal in der Geschichte des Frauenfußballs tragen die deutschen Fußballerinnen in diesem Jahr ihr ganz eigenes DFB-Pokalfinale aus. Bislang spielten sie kurz vor dem Männerfinale. 2007 mussten dabei die Mannschaften sogar auf eine Verlängerung verzichten und nach einem 1:1-Spielstand nach 90 Minuten den Matchgewinner im Elfmeterschießen ermitteln. Sollte es am 15. Mai 2010 wieder zu einem ausgeglichenen Spielstand nach der regulären Spielzeit kommen, wird es in diesem Jahr eine Verlängerung geben versprach heute der DFB.

"Den Pokal in den Händen zu halten, ist einfach ein unglaubliches Gefühl"
Passend zum neuen Auftritt des Frauenfußballs wird es 2010 einen ganz neuen Pokal geben. Die 60 Zentimeter hohe und 16 Kilogramm schwere Trophäe hat einen Wert von rund 30.000 Euro. Torwärterin Ursula von Duisburg durfte den Pokal heute schon einmal in den Händen halten. Holl ist das Gefühl bereits gewöhnt. 2007 gewann sie mit ihrem damaligen Verein Frankfurt den DFB-Pokal. "Den Pokal in den Händen zu halten, ist einfach ein unglaubliches Gefühl", erklärte sie heute. Und auch Abwehrspielerin Melanie Groll vom FF USV Jena erhielt heute einen ersten Vorgeschmack. "Ich will ihn noch einmal halten", betonte sie danach. Selbst Oberbürgermeister Jürgen Roters schien vom Pokalgefühl wie berauscht und wünscht sich nun, die Trophäe im Mai übergeben zu dürfen. Ob sein Wunsch in Erfüllung geht, das wollte der DFB heute jedoch noch nicht versprechen, schließlich gilt beim Pokalfinale ein strenges Protokoll.

Duisburg ist klarer Favorit
Bis zum Spiel am 15. Mai stehen dem FCR 2001 Duisburg noch intensive Wochen bevor. Die Mannschaft von Trainerin Martina Voss-Trecklenburg will in dieser Saison nicht nur ihren Pokaltitel verteidigen, sondern kämpft außerdem noch um die Deutsche Meisterschaft und in der Champions-League mit. "Unser Ziel ist es, in jeder Saison mindestens einen Titel zu gewinnen", verkündete Voss-Trecklenburg heute. Trotz der großen Belastung für ihre Spielerinnen, will sie der Favoritenrolle im Pokalfinale gerecht werden und "offensiv wie immer" aufsielen, versprach die Trainerin heute. Dass den Frauen nun ein eigenes Finale zugestanden würde, sei ein historisches Ereignis für den Frauenfußball in Deutschland. "Wir sind glücklich, daran als Finalteilnehmer teilhaben zu können“, so Voss Trecklenburg.

Gegen Jena erwartet sie eine attraktive, aber auch schwere Aufgabe. Denn das junge Team aus Jena hat seine Stärken in den vergangenen Wochen und Monaten bewiesen. Und das nicht nur in den Pokalspielen. Auch im zweiten Jahr in der ersten Frauenbundesliga steht Jena derzeit auf einem respektablen siebten Tabellenplatz. Statt großer Namen setzt Jena auf Nachwuchsarbeit. Allein 16 Spielerinnen aus dem derzeitigen Kader stammen aus der Elite-Fußballschule in der Nähe Jenas. "Wir werden euch das leben schwer machen, denn im Pokal ist schließlich alles möglich", erklärte den auch Trainerin Vater heute selbstbewusst.

"Für mich geht damit ein Kindheitstraum in Erfüllung"
Gerade weil Jena als Außenseiter in das Spiel startet, können die Fußballerinnen befreit aufspielen. Schon der Einzug in das Finale ist „der größte Erfolg unserer Vereinsgeschichte und hat uns ein wenig überrascht", betonte Vater. Durch die mit dem Finale verbundene nationale und internationale Aufmerksamkeit erhofft sich der Verein nun weitere Sponsoren und einen höheren Etat für die kommende Saison. Denn "unsere Spielerinnen spielen noch immer für ein Taschengeld", so Vater. Bestes Beispiel sei hier etwa Melanie Groll. Die 22-Jährige ist seit 2003 in Jena und absolviert nebenbei noch ein Studium zur Grundschullehrerin. "Ich lerne, studiere und spiele Fußball an insgesamt drei verschiedenen Orten", berichtete sie heute. "Aber ich mache immer Sachen, von denen andere denken, dass ich es nicht schaffe". So hätte ihr beispielsweise vorher jeder vom Fußball abgeraten, da sie mit 1,60 Metern Körpergröße keine guten Chance hätte. Nun steht sie in wenigen Wochen im DFB-Pokalfinale. "Für mich geht damit ein Kindheitstraum in Erfüllung", bekannte Groll.

Erst 5.300 Tickets verkauft
Rund 5.300 Tickets wurden bislang für das Finale in Köln verkauft. Oberbürgermeister Jürgen Roters zeigte sich heute jedoch zuversichtlich, die fast schon magische Grenze von 10.000 Besuchern erreichen zu können. Und auch Martina Voss-Trecklenburg hofft auf eine fünfstellige Zuschauerzahl beim Finale in Köln. "Das wäre für den Frauenfußball ein Zeichen des Respekts", so die Duisburger Trainerin. Roters hofft, dass sich der DFB bei einer hohen Publikumsnachfrage in Köln auch in den kommenden Jahren für die Domstadt als Pokalstandort entscheiden wird. Um möglichst viele Menschen in das Kölner Stadion zu locken, veranstalten der DFB und die Stadt zusammen am 15. Mai ein "Familienfest", so Roters, rund um das Stadion – inklusive Fanmeile, Mädchen-Fußballspielen im Vorfeld und einem Bühnenprogramm. Dort werden unter anderem die Höhner ihre neue „Hymne“ für den Frauenfußball-Pokal singen. Wer sonst noch auf der Bühne steht, wollte Roters heute noch nicht verraten.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung