An der Wand im Eine Welt Cafe die Fahnen der Länder aus denen die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen an der Gesamtschule Holweide kommen. Die Jungs hier treffen sich jeden Mittag um miteinander Karten zu spielen.

Schon von weitem ist der große Betonklotz inmitten von Wiesen und kleiner Einzelhausbebauung in Köln-Holweide zu sehen. Um aufs Schulgelände zu kommen muss man eine kleine Anwohnerstraße entlang fahren, davor sogar ein Straßenschild das auf die Schule hinweist. Das Gelände, vor allem das riesige Außengelände imponiert. Auch wenn man der Schule von außen rein optisch ansieht dass sie aus dem Schulhausbau der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts stammt. Vor der Schule hat sich strategisch günstig ein italienischer Eisverkäufer aufgestellt und macht hervorragende Geschäfte an diesem zweiten echten Frühlingstag.



Ausgezeichnet, der dritte Welt Laden mit den fairen Lebensmitteln der AG

In der Schule herrscht um 13 Uhr rege Betriebsamkeit. Alle Tischtennisplatten sind besetzt und es wird heiß um jeden Ball gefightet. In der Turnhalle gibt es Bewegungsangebote. Im Cafe neben dem Dritte Welt Laden wird Karten gezockt, gespielt, geklönt oder einfach nur die ruhige Athmo genossen. Der dritte Welt Laden wird als Wahlpflichtfach in der 10. Klasse angeboten. Die 16 Schüler der AG beschäftigen sich mit den Themen fairer Handel von Agrarprodukten, der Globalisierung oder wie landwirtschaftliche Kooperative aufgebaut sind. Und am Ende mit der Vermarktung der Produkte. Bei den Schülern beliebt die Schokolade, Lehrer und Eltern decken sich dann mehr mit fair gehandelten Kaffee ein und es gibt auch ein jahreszeitliches Angebot. Zu Weihnachten dann natürlich Kunsthandwerk. Jetzt freut man sich dass man von der Unesco für zwei Jahre zu einem offiziellen Projekt der Weltdekade ernannt wurde.

All dies und noch viel mehr präsentierten Lena und Besrat dem Visitationsteam des Deutschen Präventionspreises. Der ist mit 100.000 Euro dotiert und ein Kooperationsprojekt des Bundesministeriums für Gesundheit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und einer Stiftung. Das Visitationsteam besteht aus mehreren Jurymitgliedern, die am Ende entscheiden wie viele Schulen ausgezeichnet werden. Michael Römer der Abgesandte des Bundesgesundheitsministeriums machte deutlich, dass man schon zu den Gewinnern gehöre, wenn man zur Kategorie der Nominierten zählt. Immerhin rund 400 Schulen haben sich beworben, von denen erfüllten 200 die Kriterien und die Nominierten sind 13 an der Zahl.

Jurymitglied Prof Holger Hassel erklärte worauf das Visitationsteam achtet. „Good Practice“ sei das wichtigste, so der Professor. Wie ist das Klima an der Schule, wie funktioniert die Integration in die Region, wie funktioniert das Team der Lehrer die das Konzept tragen müssen, wie sind die Eltern eingebunden, wie funktioniert das Zusammenleben auch außerhalb des Unterrichtes, wie wird die Freizeit gestaltet, wie gehen die Lehrer und Schüler mit Konflikten um? Dabei war Hassel durchaus kritisch was die Ausstattung der Schule anbetraf, rügte etwa die Sporthalle und bezeichnete die Leistung der Lehrer in so einem Kasten aus den 70er Jahren als Zauberei. Beeindruckt zeigte sich Hassel, dass etwa der für die Schule zuständige Polizeibeamte Mittermüller schon seit acht Jahren eine enge Partnerschaft pflegt.

Michael Mönkemeyer beschrieb das Holweider Freizeit-konzept, dass durch drei pädagogische Hauptstränge gekennzeichnet sei. Bewegung, Entspannung und Streßabbau. Dabei sei es wichtig die Balance des Angebotes auf die Möglichkeit zur Aktivität oder des Rückzuges auszulegen. Streitschlichtung untereinander, gegenseitige Wertschätzung gehöre ebenso dazu und ein Gedeihklima herzustellen, so dass sich die Schüler weiterentwickeln können. Mönkemeyer verglich die Schule mit einem Gewächshaus. Wichtig sei den Pädagogen auch das „Safer Classroom“-Prinzip, also eine Atmosphäre in der Kinder angstfrei und integrativ lernen können. Auch im Unterricht geht man eigenen Wege. So behalten die Kinder und jungen Heranwachsenden ihre Lehrer von der fünften Klasse an bis zur 10. Damit baue sich ein soziales Netz auf, so Mönkemeyer. Die Schüler sitzen in Tischgruppen zusammen, als kleinste soziale Einheit, in der sie wiederum verschiedene Funktionen zugewiesen bekommen, die auch mal wechseln können. Zudem differenziere man vergleichsweise wenig, nur in der 7 und der 9. Klasse.


Aber auch in der Freizeit gelten klare Regeln: Wer hier fläzen will, muss vorher die Schuhe ausziehen.

Die beiden Schülerinnen Lena und Besrat, die sich natürlich von ihrer besten Seite zeigten, lobten vor allem das gute Essen, dass es Obst gebe, nicht so fett gekocht würde und das das Schulgelände riesig sei. Dort herrschte an diesem zweiten Frühlingstag reges Treiben und kaum eine Schaukel blieb leer. Der erste Eindruck vom riesigen Betonklotz verflüchtigt sich sehr schnell, wenn man in die Schule kommt, die zwar optisch in die Jahre gekommen ist, aber in ihrer Gesamtheit eine familiären Eindruck vermittelt. Ob die Schüler und Lehrer jubeln dürfen und am Ende beim Deutschen Präventionspreis auf dem Treppchen stehen, weiß man spätestens im Juni, denn dann gibt es die Preise in Berlin.

[ag]