Richard Oetker, seit Jahresanfang Chef des Oetker-Konzerns, fordert eine längere Verjährungsfrist für Sexualstraftaten. "Leider finden die Opfer häufig erst den Mut, darüber zu sprechen, wenn die Taten längst verjährt sind", sagte Oetker der "Welt". "Opfer einer sexuellen Straftat leiden mit Sicherheit über einen sehr viel längeren Zeitraum als zehn Jahre." Oetker bezeichnete es als "unerträglich", dass Sexualstraftaten derzeit nur als Vergehen geahndet würden, jeder Handtaschenraub aber als Verbrechen gelte. "Eine sexuelle Straftat hinterlässt viel tiefere Wunden." Die Opferorganisation Weißer Ring erinnert am heutigen Tag der Kriminalitätsopfer an die Leiden der Opfer von Verbrechen. Oetker gehört dem Vorstand der Organisation an.

Informationen auf dem Rudolfplatz
Seit 1992 dient dieser "Tag des Kriminalitätsopfers" dazu, das öffentliche Bewusstsein in der Gesellschaft für die Belange von Kriminalitätsopfern wach zu halten und Opfern Mut zu machen, sich an die Polizei zu wenden.

Die Kölner Polizei hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur Straftaten zu ermitteln, sondern sich auch um hilfebedürftige Opfer zu kümmern. Dieser Aufgabe widmen sich insbesondere die Oferschutzbeauftragten Werner Adamek und Alfred Mertgen. Die beiden Hauptkommissare haben inzwischen ein großes Hilfenetz von über 120 Organisationen aufgestellt und arbeiten sehr eng mit den Hilfepartnern zusammen. Sie sind im Kölner Polizeipräsidium unter den Telefonnummern 0221/229-8080 und 0221/229-9617 zu erreichen. Die beiden Polizeibeamten kümmern sich natürlich nicht nur um Kriminalitätsopfer, sondern auch um Verkehrsunfallopfer oder Opfer von Wohnungseinbrüchen.

Opfer sollten zivilrechtlichen Antrag stellen
Rund 150.000 Straftaten werden der Kölner Polizei in jedem Jahr gemeldet. Dabei steht hinter fast jeder Straftat auch ein oder mehrere Opfer. Adamek geht davon aus, dass die Dunkelziffer der Straftaten deutlich höher liegt. Er schätzt, dass der Polizei nur rund ein Viertel der begangenen Straftaten gemeldet werden. Problematisch sei außerdem, dass viele Taten gesetzlich nicht als Straftaten gelten würden. Dazu gehörten etwa Fälle von Stalking oder häuslicher Gewalt. Adamek appellierte darum heute an alle Opfer, unbedingt einen zivilrechtlichen Antrag auf Schutz zu stellen. Nur so könnten dem Täter etwa der Umgang mit dem Opfer verboten oder andere Schutzmaßnahmen getroffen werden. Gerade junge Frauen mit Migrationshintergrund oder Frauen mit nicht so guten Deutschkenntnissen würden sich häufig nicht trauen, einen Antrag zu stellen.

Senioren haben größte Angst
Neben Informationen für Kriminalitätsopfer bietet die Kölner Polizei heute auf dem Rudolfplatz allen Interessenten die Gelegenheit, sich über geeignete Sicherheitstechnik zum Schutz gegen Einbruch zu informieren. Insbesondere Senioren fürchten sich davor, erklärte heute Adamek. Sie würden sich wie kaum eine andere gesellschaftliche Gruppe vor Straftaten fürchten, obwohl sie sich statistisch betrachtet in Köln sicher fühlen müssten, meint Kölns Opferschutzbeauftragter. Denn Senioren würden kaum Opfer von Gewalt. Die größte Opfergruppe bildeten in Köln junge Männer, die allerdings zugleich auch die größte Tätergruppe stellen würden.

Und auch an die jüngsten Besucher wurde gedacht. Kinder haben die Möglichkeit, sich auf einem echten Polizeimotorrad für das Familienalbum fotografieren zu lassen. Die Polizei Köln steht noch bis 14 Uhr mit ihrem Stand auf dem Kölner Rudolfplatz.

[ag, ots, sc]