Die Blondine mit den oft auffallend rot geschminkten Lippen fiel in Köln nicht nur äußerlich auf, seit sie 2001 mit Rafael Jablonka die gemeinsame Galerie Jablonka Lühn eröffnete. Anfang 2006 machte sie sich mit ihrer eigenen Galerien selbstständig, die Joblanka Galerie (www.jablonkagalerie.com) eröffnete ihre eigenen Räume in Berlin. Aber das Engagement der Galeristin beschränkte sich nicht auf die eigene Galerie in der Lindenstraße, sondern galt auch dem Kunstplatz Köln allgemein. Ihr Motto: Kooperation statt Konkurrenz. Lühn ist Sprecherin der Kölner Galerien und Mitinitiatorin des gemeinsamen Köln-Düsseldorf-Wochenendes der offenen Galerien (DC Open) (www.dc-open.de)

Ab dem 3. September (bis 16.10.2010) zeigt Lühn in ihrer Galerie Arbeiten des Installation-Künstlers Florian Baudrexel, ab dem 29. Oktober bis zum Jahresende neue Arbeiten des Düsseldorfer Photokünstlers Thomas Ruff und Zeichnungen des Amerikaners Morton Bartlett. Das dürfte dann ihre letzte Ausstellung in Köln gewesen sein.

Von Christoph Mohr
 
Galerie Linn Lühn
Lindenstraße 19
50674 Köln
www.linnluehn.com <http://www.linnluehn.com>
Öffnungszeiten: Mi-Fr 14h-18h; Sa 12h-16h und nach Vereinbarung
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Report-K Interview mit Linn Lühn: "Eine Entscheidung für Düsseldorf"

Frau Lühn, was hat Düsseldorf, was Köln nicht hat?
Linn Lühn: Zunächst ist mein Umzug keine Entscheidung gegen Köln, vielmehr eine Entscheidung FÜR Düsseldorf. Ich liebe Köln und lebe gerne hier, doch die Stadt hat es systematisch versäumt, sich auch nur ansatzweise um die vor zehn Jahren noch hervorragende Kunstszene zu bemühen, sie gar wahrzunehmen, und ich spreche jetzt nicht über Geld! Köln hat durch den Weggang von Galerien, Künstlern, Kuratoren und Journalisten sehr gelitten und erreicht immer wieder traurige neue Höhepunkte.

Düsseldorf hat eine Kunstakademie und daraus resultierend eine lebhafte Künstlerszene mit Off-Spaces und guten jungen Galerien.  Düsseldorf hat einen Kulturdezernenten, der sich auch für Bildende Kunst interessiert und sich für die lokale Szene engagiert, das sorgt für positive Stimmung. Nicht zuletzt hat Düsseldorf eine Institutionslandschaft, inklusive einer Kunsthalle, die eng mit der Stadt und der Szene dort verknüpft ist.

Wie zu erfahren, werden Sie in Düsseldorf gar keine neue Galerie eröffnen, sondern ihre Geschäfte von einer Privatwohnung aus führen. Das klingt fast nach frustrierter Geschäftsaufgabe.
Natürlich werde ich meine Galerie wie gehabt weiterführen und werde genauso international weiter arbeiten und an Messen teilnehmen. Was zu überdenken ist, sind die Strukturen, wie man eine Galerie heutzutage führt: Ist ein Geschäftslokal mit Schaufenster wirklich noch interessant? Inwiefern sollte man im Internet alles veröffentlichen und verfügbar machen? Wie verändert sich eine Vermittlungstätigkeit in einer Zeit, wo man überschwemmt wird von – qualitativ sehr unterschiedlichen – Angeboten? Dafür möchte ich mir Zeit nehmen und kann mir durchaus vorstellen, Räumlichkeiten zu beziehen, die in einer repräsentativen, großzügigen Wohnung sind, in der ich nicht vorhabe, auch noch privat zu wohnen. Ich bezweifle, ob es immer wieder interessant ist, einen ehemaligen Gemüseladen zu beziehen und ihn in einen white cube umzuwandeln. Wir arbeiten teilweise mit Ideen und Strukturen, die 50 Jahre alt sind, einiges davon bleibt, einiges sollte man immer wieder überdenken und präzisieren/aktualisieren. Was zählt sind gute Räume, wo meine Künstler gute Ausstellungen zeigen können und man Leute treffen kann.

Aber was ist eine Galeristin ohne Galerie?
Diese Frage erübrigt sich für mich. Das Herz meiner Tätigkeit sehe ich in den Ausstellungen und dafür habe ich eine Galerie. Das ist das, was mir große Freude bereitet, das ist das worauf mein Schwerpunkt liegt. Der programmatische Ansatz bleibt nicht erhalten, er wird vielmehr präzisiert.

Wenn Sie auf Ihre knapp zehn Kölner Jahre zurückblicken, was würden Sie selbst als Ihre größten Erfolge sehen?
Die Ausstellungen, die ich gemacht habe, die Zusammenarbeit mit den Künstlern, mit denen ich arbeite und Cahier (www.cahier-online.de), welches ich seit 3 Jahren zusammen mit Vanessa Joan Müller herausgebe.

Sie haben sich vor allem auch für junge Künstler stark gemacht. Was wird nun aus denen?
Alles geht weiter, eine konstruktive Umstrukturierung ist fruchtbar und belebend für uns alle.

Interview: Christoph Mohr

Foto Linn Lünn : Katharina Koppenwallner