Die Konferenz stellte die Relevanz nationalistischer Denkmuster in der Vermittlung historischer Ereignisse am Beispiel der Rezeptionsgeschichte von Arminius und der Varusschlacht dar. Sie setzte damit die Bedeutung des heidnisch-germanischen Mythos für die extreme Rechte in einen geschichtlichen Kontext und machte ihn verständlich. Die Broschüre richtet sich nicht nur an ein Fachpublikum, sondern ist auch in der politischen Bildungsarbeit einsetzbar. 2009 war ein Jahr der großen Jubiläen in Deutschland: 20 Jahre Mauerfall, 250. Geburtstag Friedrich Schillers und vor allem 2.000 Jahre Varusschlacht. Das Interesse an diesem Ereignis, bei dem vom Cheruskerfürsten Arminius angeführte aufständische Germanen die römischen Legionen des Quinctilius Varus vernichtend geschlagen hatten, war immens. Eine große Ausstellung und eine Vielzahl von Veranstaltungen und Publikationen begleitete wurde das Jubiläum.

Hermann nur ein Mythos?
Die Bedeutung, die man der Schlacht über die Jahrhunderte hinweg zuschrieb, war immer auch von den jeweiligen politischen Verhältnissen und tagesaktuellen Fragestellungen bestimmt. Eine sachliche Annäherung an das Geschehen gestaltet sich angesichts der langen und unterschiedlichen Rezeptionsgeschichte nicht immer einfach. So lebt die Vorstellung, dass der Germane Arminus als der „erste Deutsche“ zu sehen sei, auch heute noch fort – obwohl große Teile von Politik, Wissenschaft und Medien darauf verwiesen, dass die Erzählung von der „Geburt der Deutschen“ im „Blut und Schlamm des Teutoburger Waldes“ ein Mythos sei. Die Bilder und Denkfiguren, mit denen Arminius seit der frühen Neuzeit zum „nationalen“ Helden „aufstieg“, beeinflussen viele Deutungen. Unter dem Namen Hermann wurde er zum Symbol der Verteidigung des als „deutsch“ Ausgemachten gegen jedwede Bedrohung von außen. Galt Hermann den Nationalsozialisten als früher Vertreter einer überlegenen arischen Rasse, so dienen „die“ Germanen auch der heutigen extremen Rechten zur Sinnstiftung und Identitätskonstruktion.

Infobox
Hans-Peter Killguss (Hg.)
Die Erfindung der Deutschen. Rezeption der Varusschlacht und die Mystifizierung der Germanen
Verlag NS-Dokumentationszentrum, Köln 2009,
56 Seiten
ISBN 978-3-938636-12-1.
Mit Beiträgen von Prof. Reinhard Wolters, Dr. TilmannBendikowski, Dirk Mellies, Michael Fehrenschild, Karl Banghard, Alexander Häusler, Jan Raabe, Dr. Michael Zelle.

Interessenten können die Broschüre für drei Euro über den Buchhandel beziehen oder unter ibs@stadt-koeln.de bestellen.

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