Vor wenigen Tagen erhielt mit Kathryn Bigelow erstmals eine Frau den Oscar für die beste Regie. Dennoch liegt der Anteil von Frauen an den verantwortungsvollen Positionen der Filmproduktion laut dem Filmfestival immer noch weit unter 20 Prozent. In Köln bietet das internationale Frauenfilmfstival bereits seit über 20 Jahren Filmemacherinnen eine Plattform für ihre Produktionen. Vom 14. bis zum 18. April zeigt das Festival in diesem Jahr über 100 Filme von Frauen aus der ganzen Welt. Dabei reicht das Spektrum von Avantgarde-Film bis zu großen Spielfilmen. Im Länderfokus steht 2010 die Region rund um den Balkan. Gezeigt werden aktuelle Arbeiten der letzten acht Jahre, Filme unterschiedlicher Längen und Genres, die neue Perspektiven aus einer filmisch noch wenig bekannten Region präsentieren. Zu sehen sein werden Filme aus Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Rumänien, Serbien und Slowenien.

Internationaler Debüt-Spielfilmwettbewerb
Acht Filme, ausgesucht aus über 90 Produktionen, konkurrieren um den mit 10.000 Euro dotierten Preis für internationale Spielfilmdebüts. Auffällig häufig im Zentrum stehen eigenwillige Frauenfiguren, die beharrlich ihren Platz im Leben suchen. Als deutsche Premiere ist die italienische coming-of-age Komödie COSMONAUTA von Susanna Nicciarelli zu sehen, die im Italien der 60er Jahre von der Leidenschaft einer 15jährigen für die russische Space Mission und die kommunistische Partei erzählt. Ebenfalls eine deutsche Erstaufführung ist BROKEN LINES der britischen Regisseurin Sallie Aprahamian. Sie erzählt präzise eine Liebesgeschichte, die nur möglich ist durch den Ausnahmezustand, in dem sich die beiden Hauptfiguren befinden. Direkt von der Berlinale kommt der deutsche Beitrag EINE FLEXIBLE FRAU von Tatjana Turanskyj. Die Geschichte ihrer Protagonistin Greta, einer 40jährigen Architektin und Mutter, die ihre Arbeit verliert, ist die feministische Momentaufnahme einer zeitgenössischen, brüchigen Arbeits-Biografie.

begehrt! filmlust queer
Die Sektion präsentiert die lesbischen, queeren Blicke des Festivals. Aktuelle Filme, die neue Geschichten erzählen, traditionelle Vorstellungen von Geschlecht in Frage stellen und Sichtbarkeit für andere Lebensformen schaffen. Das Spektrum reicht von berührenden Dokumentarfilmen, die lesbische Historie nachzeichnen (EDIE & THEA: A VERY LONG ENGAGEMENT) über sperrige Underground-Filme wie Cheryl Dunyes neuem Film THE OWLS bis zu radikalen Inszenierungen lesbischer Sexualität (CHAMPION). Ein Schwerpunkt der Sektion 2010 liegt bei Animationsfilmen und japanischen Mangas. So wird die New Yorker Comic-Autorin Ariel Schrag in einer Performance ihre Comic-Biografie Potential aufführen. In Verbindung mit dem diesjährigen Länderprogramm Fokus: Rund um den Balkan thematisiert das Panel Balkan Queer Pride mit Aktivistinnen, Feministinnen, Festival- und Filmemacherinnen Fragen von Homophobie, Nationalismus und Gewalt in der Nachkriegs-Situation der Balkanregion.

[cs; Bild: Ivan Slipcevic, IFFF Dortmund|Köln]