Im Jahr 1931 versammelten sich rund 7.000 Männer vor dem Kölner Dom. Gemeinsam wollten sie mit ihrer Bußwallfahrt auf die Not der Bevölkerung aufmerksam machen. Initiiert worden war der Marsch von Pater Spieker. Was als einmalige Aktion gedacht war, entwickelte sich zu einer Tradition. Laut den Aufzeichnungen von Pater Spieker nahmen an der Bußwallfahrt in den kommenden Jahren tausende Kölner Männer teil. Dabei sprechen Aufzeichnungen über diese Wallfahrten von bis zu 60.000 Büßern. Teilweise musste die Abschlussmesse auf mehrere Kirchen in Köln verteilt werden, weil nicht alle Pilger in den Kölner Dom passten. Die Nationalsozialisten wollten den Pilgermarsch unterbinden, ausgefallen ist die Wallfahrt jedoch nur in den Jahren 1943 bis 1945.

Wallfahrt in den Herzen der Kölner Männer
Gudrun Schmidt nähert sich in ihrem Buch dem Phänomen der Wallfahrt. „Ich war erstaunt, wie enorm die Wallfahrt in den Herzen der Kölner Männer drin ist“, sagte Schmidt heute. In ihrem Buch erzählt sie Geschichten von Männern wie Fritz Volmer. Der 107-Jährige hat seit dem ersten Marsch im Jahre 1931 noch keine Wallfahrt verpasst. Daneben erläutert sie die Entstehung der Wallfahrt, ihre Geschichte während des Zweiten Weltkrieges und warum sie bis heute ihre Anziehungskraft nicht verloren hat. Denn auch heute noch pilgern Kölns katholischer Männer nun immer zwei Wochen vor Ostern zur Gnadenkapelle in Köln-Kalk. Auf Gesang wird dabei inzwischen verzichtet, stattdessen zieht man schweigend durch die Straßen.

Der Weg nach Köln-Kalk und der Ablauf der Veranstaltung sind dennoch gleich geblieben. Die Gläubigen treffen sich auch in diesem Jahr in mehreren Kirchen in Köln, um von dort aus loszumarschieren. Unterwegs zur Kalker Kapelle treffen sie dann aufeinander, sodass sich der Zug immer mehr vergrößert. In der Gnadenkapelle wird gemeinsam gesungen und ein Gottesdienst abgehalten, bevor der Zug dann gemeinsam wieder zurück zum Kölner Dom zieht. Dort findet abschließend eine Eucharistiefeier statt.

Stirbt die Männerwallfahrt aus?
Im vergangenen Jahr kamen laut Polizei rund 1.500 Menschen zur Wallfahrt. Im Vergleich zu der Zahl aus den ersten Jahren eine kleine Schar. Zwar befürchten die heutigen Veranstalter, dass es in den kommenden Jahren immer weniger Teilnehmer werden, doch an ein Ende der Wallfahrt glauben sie nicht. Denn in jedem Jahr würden auch neue Kölner Männer dazukommen. Bis heute richtet sich der Pilgergang an die katholischen Männer in Köln. Vereinzelt gehen aber immer wieder auch Frauen oder Männer anderer christlicher Gemeinden mit. Manchmal überlegen die Veranstalter nun, den Pilgergang auch für andere zu öffnen, erstmal soll das Konzept jedoch so bestehen bleiben. Ausgeschlossen werde aber niemand, der an dem Marsch teilnehmen möchte, betonte heute Phillip Laufenberg.  

Infobox
Machtvolles Schweigen – Die Männerwallfahrt nach Kalk
Gudrun Schmidt
Mit Fotografien von Robert Boecker
J.P. Bachem Verlag
64 Seiten, kartoniert
ISBN 978-3-7616-2403-6
Preis: 14,95 Euro

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung