Eine der bekanntesten Formen des Gedenkens in Köln sind die Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Vor ihren alten Wohnhäusern erinnern sie an einzelne Kölner, die Opfer des NS-Regimes wurden. Zu lesen ist auf ihnen nicht nur der Name des Menschen, sondern auch wo und wann er gestorben ist – etwa im KZ Buchenwald in Auschwitz. Einige Steine verweisen auch auf Kölner Juden, Roma oder Sinti, die noch rechtzeitig aus Deutschland flüchteten und die NS-Zeit in Palästina überlebten. Die Steine verknüpfen sich über das gesamte Stadtgebiet Kölns verteilt zu einem riesigen Netz des Gedenkens zusammen, sodass die Stadt selbst zum Gedenkort wird. Gleichzeitig ist es ein nie endendes Denkmal, da immer wieder neue Steine hinzugefügt werden.

Stoplerstein: „Hier wohnte Edmund Wissmann, Tod am 19.8.1943 im KZ Buchenwald“

Gedenken begann in NS-Zeit selbst
Neben den Stolpersteinen gibt es in Köln rund 140 Gedenkorte. Das können Denkmäler, Mahnmale, Friedhöfe, aber auch Straßen oder Institutsnamen sein. Eine Auswahl der Gedenkorte wird nun als Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum vorgestellt. Großformatige Fotos der Denkmäler und Grabsteine werden in der Schau durch Texttafeln ergänzt. Dabei soll den Besuchern insbesondere die Entwicklung des Gedenkens in Köln und die unterschiedlichen Formen präsentiert werden. Das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges begann bereits in der NS-Zeit selbst. Die Nationalsozialisten gaben vor, wie Soldaten und Zivilisten zu beerdigen waren. So wurden Bombenopfer zusammen mit Soldaten Kriegsgräbern beerdigt. Teilweise erhielten sie auf ihren Grabsteinen sogar das Eiserne Kreuz als Tapferkeitsorden eingraviert. Auch lange Jahre nach dem Krieg wurden hauptsächlich nur deutschen Kriegsopfern Denkmäler in Köln gesetzt. Erst viel später widmete man auch Verfolgten des NS-Regimes eigene Gedenkstätten in der Stadt.

Stolperstein: „Hier wohnte ein Romm, JG. 1930, ermordet in Auschwitz“

“Mahnmalführer Köln“
Eine Ausnahme bildet die Gedenkstätte am Hansaplatz, der Grünanlage vor der alten Stadtmauer. Sie wurde bereits in den 1940er Jahren eingerichtet und war das erste Denkmal, das in Köln direkt der Opfer des NS-Regimes erinnerte. Eine schlichte Steintafel auf dem Boden weist an diesem Ort darauf hin, dass dort sieben Menschen begraben liegen, die Opfer der Gestapo wurden. Auffälliger ist die Skulptur daneben, die eine Mutter mit einem toten Kind im Arm zeigt. Sie stammt von Mari Andriessen und wurde 1953 dazu gestellt. Die Skulptur ist Teil einer Figurengruppe, die in Enschede an die deutsche Besatzung erinnert, und hätte eigentlich gar nicht in Köln stehen dürfen. Denn Andriessen selbst hatte es abgelehnt, dass seine Skulpturen in Deutschland ausgestellt werden sollten. Ein Händler verkaufte einen Abguss der Figur, die den Bombenkriegsopfern gedenkt, schließlich der Stadt Köln.

Neben der Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum haben die Akteure, die Kunst- und Museumsbibliothek, das Rheinische Bildarchiv und das NS-Dokumentationszentrum – den "Mahnmalführer Köln" herausgebracht. Er erläutert alle 141 Gedenkstätten in Köln zur Erinnerung an Verfolgte und Widerstand im Nationalsozialismus und bietet Kölnern und Gästen so einen Stadtrundgang der besonderen Art.


Foto: Collage von Stolpersteinen in Köln


Stolperstein: „Hier wohnte Max Siegellack, JG. 1917, Flucht 1989 Palästina – überlebt“


Das Rahmenprogramm zur Ausstellung
Mittwoch, 10. März, 20 Uhr
Vortrag: Gunter Demnig – Der Künstler hinter dem Projekt Stoplersteine
Das Projekt STOLPERSTEINE des Kölner Künstlers Gunter Demnig hat mittlerweile in Europa einen hohen Bekanntheitsgrad. Doch so groß auch die Bekanntheit des Projektes sein mag, über den Künstler Gunter Demnig ist weitaus weniger bekannt. Deshalb wird in diesem Vortrag anhand von zahlreichen Beispielen das umfangreiche künstlerische Werk Gunter Demnigs abseits des Projekts STOLPERSTEINE vorgestellt.
Lesesaal der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln im Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln
Eintritt: 5 Euro

Dienstag, 30. März, 19 Uhr
Vortrag: Von Rodtschenko zu Deserteuren
Rodtschenko entwickelte das Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz, das seit etwa einem halben Jahr auf dem Appellhofplatz zu sehen ist. In einem Vorttrag nähert sich Ruedi Baur dem Künstler Rodtschenko und seiner Liebe zum Engagement, zur Lust am Experiment und zur Integration der Schrift im Bild.
Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage
Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln
Eintritt 2,50 Euro, erm. 1,50 Euro

Donnerstag, 15. April, 20 Uhr
Eröffnung: „Künstlerbücher: Das Gedenkbuch. Werke von Studierenden der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
„Gedenkbücher“ können als eine Sonderform der Künstlerbücher angesehen werden. Sie sind nicht an die Konventionen von Literatur, Illustration und Handwerk gebunden. Als eigenständige Kunstwerke erlauben sie unterschiedliche Formen. Bezogen auf das Thema „Gedenkbuch“ können Künstlerbücher ähnlich wie Skulpturen sein, denen eine Gedenkfunktion zukommt und somit zu einem „Denkmal“ werden. Studierende der Alanus Hochschule in Bonn-Alfter haben sich mit dem Thema „Gedenkbuch“ beschäftigt. Ziel des Seminars war es, anhand des Schicksals der am 14. Februar 1945 in Brauweiler erschossenen ukrainischen Zwangsarbeiterin Nina Sawina das Thema „Gedenkbuch“ auszuloten. Die Ausstellung zeigt die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung.
Lesesaal der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln im Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln
Der Eintritt ist frei

Infobox
NS-Dokumentationszentrum
EL-DE-Haus
Appellhofplatz 23 – 25
50667 Köln

Öffnungszeiten
Di bis FR: 10 bis 16 Uhr
Sa und So: 11 bis 16 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat bis 22 Uhr

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung