Bis auf den letzten Platz besetzt war heute der große Saal im Bürgerzentrum Ehrenfeld. Auch die Politprominenz aus dem Land und Bund war gekommen. 157 Mitglieder gaben ihre Stimme ab. Nachbesetzt werden musste der Vorstandsposten von Stefan Peil. Der war mit der Kommunalwahl vom 30. August letzten Jahres in den Kölner Rat gewählt worden und verzichtete daher auf sein Amt als Kreisvorsitzender neben Katharina Dröge. Zur Wahl stellten sich Anne Lütkes und Sabine Pakulat. Auf Anne Lütkes entfielen 107 Stimmen und auf Sabine Pakulat 47 Stimmen. Das Quorum lag bei 79 Stimmen, so dass Anne Lütkes mit großer Mehrheit gewählt wurde. Sabine Pakulat hatte keine Chance gegen den Politprofi Lütkes. Als Pakulat ankündigte die 88.000 Wähler aus dem Bundestagswahlkampf auf 100.000 in Köln steigern zu wollen, warf Lütkes ihre 117.000 Stimmen ihrer Kandidatur um das Amt des Oberbürgermeisters im letzten Jahrhundert in die Waagschale.

Während Pakulat die Kölner Grünen wieder näher an die Menschen und deren Probleme führen wollte und so die Meinungsführerschaft in der Stadt erreichen wollte – unter anderem mit Querdenken im Kollektiv – also klassischen grünen Tugenden, will Lütkes die Kölner Grünen Kampagnenfähig und medial interventionsfähig machen. Lütkes gelang es bei ihrer Rede den engen Kölner Rahmen aufzuschließen und wieder ein wenig Weltleuchten in die Kommunalpolitik leuchten zu lassen. Sicher ein Pluspunkt. Dabei bediente Lütkes sich geschickt aller Kunstgriffe die man braucht um auf der einen Seite Bionade trinkend, i-Phone usend, zwischen alter, traditioneller Welt und vermeintlicher Moderne zu changieren und mit Lässigkeit zu sagen: „Ich bin 68 politisiert worden“. Spannend dürfte in der neuen Konstellation werden, wie die Fraktion im Kölner Rat um Jörg Frank und Barbara Moritz, mit dem Promi Lütkes die Kölner Grünen positionieren wird, auch gegenüber der Kölner SPD und dem gemeinsamen Oberbürgermeister Jürgen Roters. Die Kölner Grünen haben mit der Wahl von Anne Lütkes einen weiteren Schritt in die Mitte unternommen, hin zur Volkspartei.

Und dann genehmigte man dem Kreisvorstand auch noch ein Salär, wie es ehrenamtliche Ratsmitglieder als Aufwandsentschädigung auch bekommen. So wie das Volksparteien eben tun, nur die läuten immer noch nicht ihre Mitglieder mit der Kuhglocke zur Ruhe. Für die scheidenden Mitglieder gab es übrigens keine Sonnenblumen, sondern Bonsai-Bäumchen.

Aktualisiert 23.3.2010, 14:35 Uhr
Grüne Jugend sieht Ergebnis der Vorstandswahlen kritisch
Floris Rudolph, politischer Geschäftsführer der Grünen Jugend Köln meldete sich mit einem Statement nach der gestrigen Vorstandswahl zu Wort: "Der gehoffte Generationswechsel im Vorstand der Grünen in Köln ist mit der Wahl Anne Lütkes als Sprecherin leider nicht eingetreten. Mit der Wahl Katja Trompters als Beisitzerin, wurde zum wiederholten Male keine Kandidatin oder kein Kandidat unter 30 Jahren gewählt. Ich bedauere, dass die Grünen in Köln nicht mit einem guten Beispiel voran gehen. Im Koalitionsvertrag setzten die Kölner Grünen sich für Kinder- und Jugendpartizipation ein. Sobald es aber um die Partizipation innerhalb der Partei geht haben viele große Schwierigkeiten konsequent zu handeln. Ich hoffe, dass der mit der Vorstandswahl einhergehende Rechtsruck keine Prophezeiung für die Koalition nach der kommenden Landtagswahl sein wird."

[ag]