150 haben sich für die neue Gesamtschule in Köln-Nippes beworben. 112 von ihnen erhielten bereits die Zusage der Schule, die maximal 120 Kinder ab dem Sommer aufnehmen kann. Sie werden die ersten Schüler der neuen Gesamtschule Nippes. Allerdings starten sie anders als von der Stadt Köln geplant im Halbtagsunterricht. Denn die Bezirksregierung hatte   am 21. Januar den Antrag der Stadt auf Ganztagsbetrieb abgelehnt. Um dem Elternwunsch nach einer Ganztagsbetreuung entgegen zu kommen, sollen alle Schüler die Möglichkeit haben, in der Schule mittags zu essen und am Nachmittag betreut zu werden. „Ein adäquater Ausgleich ist das natürlich nicht“, betonte heute Kölns Schuldezernentin Agnes Klein.

„Wir wollen eine grundsätzliche Entscheidung"
Vergangene Woche hat die Stadt nun Klage gegen die Ablehnung des Ganztagsbetriebes beim Verwaltungsgericht eingereicht. Oberbürgermeister Jürgen Roters glaubt fest an einen Erfolg der Klage. Auch wenn die Gesamtschule bereits im August 2010 ihren Unterricht aufnehmen soll, verzichtete die Stadt auf ein Eilverfahren. „Wir wollen eine grundsätzliche Entscheidung“, erklärte Roters. In den ersten beiden Jahren sei es zwar ärgerlich, aber machbar, dass kein Ganztagsunterricht stattfinden könne. Darum habe sich die Stadt auch dafür entschieden, trotz der Ablehnung des Ganztages die Schule zu starten. Um ab Klasse 7 jedoch die übliche Differenzierung in unterschiedlich förderbedürftige Klassen innerhalb der Gesamtschule durchführen zu können, sei ein Ganztag unbedingt nötig, betonte Klein heute. Was mit der Schule geschieht, sollte das Verwaltungsgericht der Klage nicht zustimmen, wollte Klein heute nicht sagen – einen Plan B gibt es nicht.

Die Ablehnung des Ganztages ist für Roters und Klein nach wie vor unverständlich. Schließlich betone die Landesregierung selbst immer wieder, mehr Schulen in NRW in Ganztagsschulen umzuwandeln. Für die Gesamtschule in Köln-Nippes sei jedoch derzeit kein Personal vorhanden. Denn das Land möchte nun vor allem Realschulen und Gymnasien umwandeln. Mit dieser Ablehnung verstoße das Land jedoch gegen das Gleichbehandlungsgesetz aller Schulformen, findet Kölns Schuldezernentin. Sie forderte heute eine Schulstrukturdebatte. Denn die neuen Anmeldezahlen würden zeigen, dass Eltern sich für ihre Kinder länger ein gemeinsames Lernen wünschen würden.

Mehr Anmeldungen als Plätze
Fast 600 Schüler mussten von den Gesamtschulen für das kommende Schuljahr abgesagt werden. Auch an den Kölner Gymnasien hatten sich zu viele Schüler gemeldet. Für die 3.700 Plätze an Gymnasien hatten sich 3.736 Schüler beworben. An den Realschulen seien dagegen weiterhin noch Plätze frei, erklärte heute Agnes Klein. Allerdings laufen hier die Anmeldeverfahren auch noch bis zum 5. März. Auch an den Hauptschulen hätten such bislang nur einige hundert Schüler angemeldet. Hier befürchtet Kölns Schuldezernentin einen weiteren Rückgang der Anmeldezahlen. Jedoch würden sich oftmals Schüler hier auch erst kurz vor den Sommerferien melden, so Klein. Dennoch droh einigen Hauptschulen, dass sie keine Eingansklasse im August bilden könnten und damit kein Schuljahr anbieten könnten. Das bliebe vorerst jedoch noch abzuwarten.

Zum Hintergrund
Der Rat der Stadt Köln hatte im Dezember 2009 beschlossen, bis zum Beginn des neuen Schuljahres 2010/2011 im Gebäude der derzeitigen Hauptschule Brehmstraße 2 in Köln-Riehl, Stadtbezirk Nippes, eine vierzügige integrierte Gesamtschule zu errichten. Dabei sprach sich der Rat mehrheitlich dafür aus, dass die Gesamtschule als Ganztagsschule geführt wird, in der Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet werden. Die Bezirksregierung Köln genehmigte auf Antrag der Stadt Köln zwar die Errichtung der neuen Gesamtschule, nicht aber den Ganztag. Der Rat beschloss daraufhin am 2. Februar, den Ganztagsbetrieb einzuklagen. Rat und Verwaltung sehen den Ganztagsbetrieb als unverzichtbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit der neuen Gesamtschule. Auch eine im Herbst 2009 durchgeführte Elternbefragung würde diesen Wunsch widerspiegeln.

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Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung