Dies ist kein Schneegestöber sondern Konfetti für den Leiter des Rosenmontagszuges

Pünktlich bliesen die Ratsbläser vom Turm der Severinstorburg, nachdem Zugleiter Christoph Kuckelkorn den Countdown heruntergezählt hatte, Marie-Luise Nikuta im 40sten Bühnenjahr das 30. Mottolied rockte und Dirk Bach dazu schunkelte. Ganz vorne mit dabei, die Kölschen Funkentöter, die jecken Feuerwehrmänner Kölns, gefolgt von den Plaggeköpp, den Standartenträgern der Kölner Karnevalsgesellschaften. Blaues endloses Leuchten bestimmte das Bild als das Korps der Blauen Funken an den tausenden Jecken in der Kölner Südstadt vorbeizog und keine Millisekunde nach verlassen der Severinstorburg üppigst Kamelle und Strüßjer unter dem jecken Volk verteilten.

Schon frühmorgens war der Rosenmontagszug in allen Stadtteilen spürbar, ob die Nippeser Bürgerwehr mit ihren Pferdewagen über die verschneiten Ringe Richtung Chlodwigplatz strebten, oder die Roten Funken in doch sehr geordneter Form mit Musik über die Rheinufer Straße – der rot weiße Lindwurm war gefühlt 1 km lang – ebenfalls der Südstadt zuflanierten.

Die Roten Funken hatten in diesem Jahr auf jedem Wagen Promis. Heinz-Günter Hunold trug einen roten und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers einen weißen Federnbusch. Britta Heidemann warf vom Persiflagewagen der Roten Funken, gemeinsam mit Angelika Rüttgers Kamellen ins Volk. Auf dem Ülepoozwagen gab sich Regierungspräsident Lindlar die Ehre. Ex-FC-Profi Matthias Scherz zog sich ebenfalls eine Rote Funken Uniform an und zog mit dem III. Knubbel durch die Stadt auf dem vorgegebenen Zugweg. Und der hatte ja in diesem Jahr nicht zur Freude eines jeden Jecks neue Wege. Nicht nur dass der Zug statt durch die Severinstraße direkt auf die Hohe Pforte zuging, auch am Heumarkt gab es Veränderungen. Das römische Colosseum, die neuen Tribünen sorgten bei manchen Jecken für Verärgerung und das obwohl sie schon so lange vorher bekannt waren: "Jetzt kann das Volk gar nicht mehr Karneval schauen und soll sich hinter weißen Plastikplanen aufhalten, damit die Reichen bequem sitzen" ereiferte sich eine bunt kostümierte Clownsfamilie: "Mir stonn seit Jahren hier am Heumarkt, Frecheit ist das". Als Linus und Robert Greven mit ihrem Warming up der Jecken begann, waren auf den großen Tribünen noch viele Plätze frei, aber durch die Kälte kam der ein oder andere Jeck in letzter Sekunde, Der Veranstalter gab die Auslastung der neuen Tribünen mit 90 Prozent an.

Dort trafen wir auf ein besonders süßes Teufelsweib aus der Pfalz. Die hatte nur ein Teufelskostüm an und man fror beim reinen hinsehen. Aber die junge Pfälzerin: "Ich schwitze" und dann erklärte Sie uns ihren Trick: Eine Lage Funktionsunterwäsche, dann ein dünner Skioverall, zwei Strumpfhosen, dann das Teufelskostüm und unten Stulpen. Rosenmontag in Köln ist für die Landauerin ein Pflichttermin und auf die Frage ob sie auch in Mainz oder Düsseldorf feiern würde gibt es eine heftige Reaktion: "Niemals, Köln ist der Ursprung, nur hier tobt das Leben und der Karneval richtig".

Linus bekam indes im Colosseum fach- und optisch gerechte Unterstützung durch eine 12 Mann Leibgarde der Römergarde Weiden. Die feierten danach am meisten ihre rund 100 Kollegen die dann mit dem Rosenmontagszug durch das Colosseum gezogen kamen. Kölsche Tön zum Warmschunkeln und Stelzenläufer im Matsch. In der Südstadt feierte das jecke Volk sich selbst und den Zug, ganz besonders die gut aufgelegte Prinzen-Garde die es schaffte am meisten Stimmung am Zugweg zu erzeugen, zumindest Löwengasse Ecke Matthiasstraße. Nicht nur dass sie Prinzenrollen en Masse regnen ließen auch die Stimmung in den Gesichtern riss das Publkum mit, so dass aus hunderten Kehlen sogar "Kurt Stumpf, Kurt Stumpf skandiert wurde, Das war mindestens gensau so laut wie die Rufe nach Prinz Markus I. Zu den Persiflagewagen gab es erstaunlich wenig Zustimmung oder Applaus, oder ein OH, oder schau mal das ist der Wagen soundso. Von den manchmal etwas lahmen Musikgruppen forderte man immer wieder Zugabe, sicher auch um sich ein wenig warmzutanzen oder zu schunkeln. Denn selbst Platz zum Tanzen gab es genug. So dicht wie in anderen Jahren waren die Reihen der Jeckinnen und Jecken dann doch nicht geschlossen. Auch auf dem Severinskirchplatz herrschte selbst frühmorgens um 10;30 Uhr noch kein Gedränge.

Eine ganze Reihe Promis hatte sich Zugleiter Christoph Kuckelkorn eingeladen. Neben Marie-Luise Nilkuta auch Dirk Bach, Thomas Baumgärtel und Sönke Wortmann mit seiner Tochter. Oberbürgermeister Jürgen Roters begleitete die Kölnische KG in der Fußgruppe und Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes war auf dem Präsidentenwagen des Treuen Husaren blau-gelb, ebenso wie Marita Köllner, die viel umjubelt wurde und nicht wenige Damen sangen "widde widde wid, mer sin se quit…" an, als in der Ferne der Haarschopf zu sehen war. Fritz Schramma fuhr auf dem Wagen von Bürgergarde "blau-gold" Präsident Markus Wallpott mit und Uwe Ochsenknecht soll auf dem Wagen der Colombinen unterwegsgewesen sein. Die Colombinen waren übrigens zum ersten Mal mit ihrem Reiterkorps am Start und soger Präsidentin Annegret Cremer war vom Präsidentinnenwagen umgestiegen aufs Pferd mit vier großen Rädern.

Zu Pferde im Zug auch Ehrengarde Präsident Frank Remagen und Eric Bock der Präsident der Luftflotte sogar zu Fuß unterwegs. Mag es an der kalten Witterung gelegen haben, die Musikgruppen präsentierten sich ein wenig spielfaul. Immer wieder forderten due Zuschauer Zugabe, Zugabe, ein Wunsch der nicht von jeder Gruppe erfüllt wurde. Eine Jubelwelle wogte durch den Zug als die Bläck Fööss plötzlich auf einem Wagen auftauchten, Denn die begleiteten die Ehrengarde und warfen Kamelle ohne Ende. Schade war das der Wagen von den Bläck Fööss nicht beschallt war, hier hätte man sich doch eine Endlosschleife mit Songs wie "Stadt", "Rut und Wieß" oder "Veedel" gewünscht. Die Ehrengarde der Stadt Köln hatte die Bläck Fööss eingeladen, aufgrund ihres 40-jährigen Bühnenjubiläums einmal den Zug zu begleiten. Dazu hatte die Ehrengarde für ihre Sitzungen auch einen Vorstandstanz zu einem Medley von Bläck Fööss Klassikern einstudiert und aufgeführt. Und das mit großem Erfolg.

[ag]