Während sich ganz Köln vor einigen Wochen über die Hitze im sommerlichen Köln freute, wünschte sich Ralf Witthaus Regen. Denn die lange Trockenzeit ließ die Wiesen auf dem inneren Grüngürtel verdorren und gefährdete sein Projekt. Heute konnte der in Köln lebende Künstler nun endlich seinen Rasenmäher anschmeißen. Im Rheinpark in Köln-Deutz, dort wo 1957 die erste Bundesgartenschau stattfand, mähte Witthaus heute die ersten Meter Rasen ab. Die Halme schneidet der Künstler vollkommen ab, sodass sich im saftigen Grün der frischen Wiese dort nun deutlich die braune Erde abzeichnet. So soll rund um Köln ein fast zusammenhängender drei Meter breiter Weg im inneren Grüngürtel entstehen.

„Mähen ist wie Zeichnen auf Papier“
Bis zum 1. Oktober will Witthaus den Weg entlang des inneren Grüngürtels fertig gestellt haben. Die Gesamtstrecke des inneren Grüngürtels ist etwa 12 Kilometer lang. Den Weg, den Witthaus in Form von über 50 Abschnitten mähen will, ist rund sieben Kilometer lang – unterbrochen nur von Straßen und Häusern. Wenn er im Rheinpark in Köln-Deutz wieder ankommt, wir die Spur von heute dort schon nicht mehr zu sehen sein. Denn das Gras wächst je nach Witterung spätestens innerhalb von drei Wochen wieder völlig nach. „Das gesamte Kunstwerk ist so niemals zugleich sichtbar“, erläutert Witthaus. Gerade deswegen hat er sich für diese Form des Kunstwerks entschieden. „Mähen ist wie Zeichnen auf Papier“, betonte Witthaus heute. „Das Kunstwerk selbst ist nicht ewig, die Erinnerung daran schon. Damit schaffe ich eine neue Denkmalkultur“, so der Künstler weiter.

Grüngürtel soll vollkommen werden
Mit seinem Projekt will er zum einen die einmalige städtebauliche Situation in Köln hervorheben. Zum anderen will er Kölner und Besucher der Domstadt dazu einladen, der Spur im Rasen durch ganz Köln zu folgen. Witthaus will sie damit auch aus ihrem Veedel hinaus in den Grüngürtel in anderen Stadtbezirken locken. Deutlich wird dabei auch, dass der Grüngürtel nicht vollkommen durchgehend ist. Dazu gehört etwa der linksrheinische Süden Kölns. Dort will die Stadt Köln – wie im Masterplan der Innenstadt vorgesehen – den Grüngürtel von der Luxemburger Straße bis zum Rhein verlängern. „Eine Erweiterung im Süden wäre etwa in Form einer Bundesgartenschau möglich“, erklärte heute Dr. Joachim Bauer, Leiter der Abteilung Stadtgrün und Forst im Grünflächenamt der Stadt Köln. Angedacht wird dabei das Jahr 2023.


Foto: Ralf Witthaus im Rheinpark in Köln


„Ja, wie Ralf Witthaus den Rasen mäht, ist Kunst“
Kulturdezernent Georg Quander würdigte die Bundesrasenschau als „Kunstwerk voller Flüchtigkeit und doch mit einer nachhaltigen Wirkung“. Es hebe die städtebauliche Ausnahmesituation des Inneren Grüngürtels besonders hervor. Vor Beginn des Projektes war strittig diskutiert worden, ob das Mähen von Rasen als Kunst bezeichnet werden könne. Quander betonte heute jedoch: „Ja, wie Ralf Witthaus den Rasen mäht, ist Kunst.“ Eine finanzielle Förderung erhält Witthaus von der Stadt Köln nicht, allerdings unterstützt das Grünflächenamt den Künstler mit Knowhow und Technik.

Freiwillige „Mäher“ willkommen
Wer mag, kann Witthaus auch ganz praktisch bei seinem Projekt unterstützen und ihm beim Mähen des Rasens helfen. Bereits rund 60 Menschen haben ihm ihre ehrenamtliche Hilfe zugesagt. Täglich mähen sie zusammen mit dem Künstler die Spur rund um Köln. Witthaus will auf etwa 250 Metern pro Tag das Gras abschneiden. Nachdem er das Projekt heute im Rheinpark startete, will er morgen im Skulpturenpark arbeiten und sich dann weiter entlang des linksrheinischen Grüngürtels vor arbeiten. Gemäht wird dabei zwischen 10 und 16 Uhr. Die Stationen der Bundesrasenschau: Rheinpark – Skulpurenpark – Grüngürtel am Zoo/Fort X – Grüngürtel parallel zur Inneren Kanalstrasse – Alhambra – Grüngürtel am Fernsehturm  –  Aachener Weiher  –  Uni  –  Volksgarten  – Friedenspark – Rheinwiese – Deutzer Stadtgarten – Alter Deutzer Friedhof – Rheinpark.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung