Er freue sich sehr, schreibt der Oberbürgermeister, dass Böhm seinen Ehrentag bei geistiger Frische und guter Gesundheit begehen könne: „An diesem besonderen Geburtstag können Sie auf ein langes Leben zurückblicken. Sie haben in den vergangenen Jahrzehnten Zeiten erlebt, die unsere Welt erschüttert und gewandelt haben, die unser Land politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich verändert und die vor allem aus Köln eine andere Stadt gemacht haben.“ In dem Schreiben würdigt Roters auch die Verdienste des Kölner Architekten. Böhm habe als großer Baumeister der Nachkriegszeit entscheidend dazu beigetragen, das Bild Kölns zu prägen. Die Ausstellung, die das Museum für Angewandte Kunst Böhm im vergangenen Jahr gewidmet habe, mache dies erneut deutlich: „Ganz unbestreitbar gehören Sie zu den wichtigsten deutschen Architekten überhaupt, ihr Ruf strahlt weit über die Landesgrenzen hinaus. Es macht mich deshalb sehr froh, dass Sie trotzdem stets Ihrer Heimatstadt Köln eng verbunden geblieben sind. Und ich kann Ihnen versichern: die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sind stolz auf ‚IHREN’ Architekten.“

Infobox: Gottfried Böhm
Gottfried Böhm wurde 1920 in Offenbach geboren, als Sohn des berühmten Kirchenbauers Dominikus Böhm. Er besuchte das Kölner Apostelgymnasium, wo er 1938 Abitur machte. 1942 studierte Böhm zunächst Bildhauerei an der Kunstakademie München. Daneben besuchte er bald aber auch Architektur-Seminare der TU München. Dort schloss er das Studium 1947 ab. Sein erster eigener Bau war 1947 die Marienkapelle „Madonna in den Trümmern“ in der zerstörten Kolumba-Kirche. 1950 war er an der Wiederaufbauplanung der Stadt Köln beteiligt. Während eines halbjährigen USA-Aufenthaltes arbeitete Böhm bei Cajetan Baumann in New York und traf auch mit Philip Johnson, Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe zusammen. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1955 dessen Architektenbüro. Von 1963 bis 1985 lehrte er als Professor an der RWTH Aachen.

In den 80er Jahren unterrichtete er in den USA, u.a. am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, an der University of Pennsylvania in Philadelphia und der Washington University in St. Louis. 1986 bekam Gottfried Böhm als bisher einziger deutscher Preisträger den renommierten Pritzker Architekturpreis, der als Nobelpreis für Baumeister gilt. Böhm schuf bekannte Kirchenbauten wie die Herz-Jesu-Kirche in Schildgen oder die Wallfahrtskirche in Velbert-Neviges, außerdem profane Bauwerke wie das Rathaus in Bensberg und das Hans Otto Theater in Potsdam. In Köln hinterließ Böhm an zahlreichen Gebäuden seine Handschrift, so beim Stadthaus in Köln-Deutz, beim Bezirksrathaus in Köln-Kalk oder beim Maritim-Hotel und den WDR-Arkaden in der Kölner Innenstadt. Auch beim Bau der Großmoschee in Köln-Ehrenfeld ist Gottfried Böhm gemeinsam mit seinem Sohn Paul beteiligt.

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