Visitenkarte der Stadt Köln
Dr. Mario Kramp klagt nicht, er spricht mit eindringlicher Stimme und analysiert messerscharf und ohne Umschweife den Ist-Zustand der Gebäude, der Sammlung, der Depots und der Ausstellung mit dem Blick eines Mannes der von Außen kommt. Kramp hat Elan und muss schon auf die Bremse treten, wenn er das Foyer neu gestalten will. Das ist Schade. Kramp öffnet den Blick weit auf und für Köln, wenn er etwa sagt, dass das Kölnische Stadtmuseum im Gegensatz zur Geschichte der einzigen und ältesten Metropole Europas, die Köln nun einmal war, zu den Häusern in München, Hamburg oder den neu entstehenden in Frankfurt und Berlin unterentwickelt ist: „Da saß man in den anderen Städten noch unter den Bäumen, da standen in Köln schon Tempel.“ Das Kölnische Stadtmuseum sei die Visitenkarte der Stadt Köln, die einst Weltmetropole war, und genau dies müsse nach außen getragen werden.

Kramp: "Das Haus braucht eine Generalsanierung kein Flickwerk"
Kramp kennt die Haushaltssituation in Köln, dennoch fordert er eine Generalsanierung. Aber er redet auch von Potenzialen und denkt vernünftig über eine Herangehensweise, die in Abschnitten denkt. Ein Keller des Hauses ist so durchfeuchtet, dass es dort aussähe wie in einer Tropfsteinhöhle, berichtet der Direktor. Unter der preußischen Wache befänden sich Reste der Römerzeit und der Römerturm. Dies würde er gerne wieder sichtbar machen und denkt auch über eine Verwendung der Kellerräume unter dem Zeughaus auch. So wie auch der derzeit ungenutzte Dachstuhl Potenziale für das Haus offenhalte. Über die Verbindung der preußischen Hauptwache mit dem Zeughaus müsse nachgedacht werden, das viel zu kleine Foyer, ohne Möglichkeit für einen Museumsshop und die Öffnung des Hauses in die falsche Richtung. Besser wäre es eine Eingangssituation in Richtung Breite Straße zu haben, dort wo die Menschen sind. Das Haus barrierefrei gestalten, vor allem auch den Bereich der Wechsel- und Sonderausstellungen, aber auch der Kasse, ist ein Anliegen von Kramp. Derzeit könne man, da das Haus nicht über eine Klimaanlage verfüge, keine Spitzenausstellungen zeigen, weil man dafür keine Spitzenexponate bekomme. Im Sommer bei 30 Grad beschweren sich auch die Besucher über das zu heiße Haus. Dabei müsste man auf Grund der baulichen Situation, das Haus verfüge etwa über betonierte Zwischendecken nicht alles auf einmal sanieren, sondern könnte in Abschnitten vorgehen.

Dauerausstellung zeigt nicht die ganze Geschichte Kölns
Seit 1984 sei die Dauerausstellung, konzipiert in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht verändert worden, so Kramp und sie zeige nicht die gesamte Geschichte Kölns. Es beginnt mit dem II. Weltkrieg und endet schon in der Nachkriegszeit, führe den Besucher dann zwar tiefer in die Geschichte Kölns, zeige das Mittelalter und landet in der preußischen Zeit. Im zweiten Stock werden dann noch Themenbereiche schlaglichtartig beleuchtet. Kramp hat festgestellt, dass die Dauerausstellung bei den Besuchern, vor allem den Auswärtigen eher Verwirrung hinterlässt, da sie die Stadtgeschichte nicht in Gänze erzähle. Vor allem auch, weil die Neuzeit fehle. Kramp will die Dauerausstellung überarbeiten und in eine chronologische Reihenfolge bringen und so einen Rundgang durch die Kölner Stadtgeschichte legen. Zudem schwebt Kramp ein Museum mehrerer Geschwindigkeiten vor. So will er neben dem Rundgang auch Themenfelder erschließen, wie etwa soziales Köln, die Wirtschaftsmetropole, das Mittelalter oder das Thema Einwanderung. Themen die man über einen anderen Weg, losgelöst vom Rundgang erschließen kann. Kramp will dabei aufklären, keine einfache Besinnung auf folkloristische Themen, das typisch Kölsche nicht rauslassen, aber auch keine Mythenräume schaffen, sondern eher das eigene Bild der Kölner mit dem Bild von Außen spiegeln.

Ein historisches Museum ist Bildung und Kultur
Kramp sucht die Kooperation mit den anderen Museumsplayern in der Stadt, etwa dem römisch-germanischen Museum, oder der archäologischen Zone, wo man im intensiven Dialog sei, was man dort zeigt und was im Stadtmuseum. In den Wechsel- und Sonderausstellungen soll der Fokus mehr auf Köln und Kölner Geschichte gelegt werden und auch die eigenen Exponate, immerhin verfügt man über mehr als 300.000 ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. So plant das Museum derzeit eine Ausstellung zum Dom, Titel „Der kolossale Geselle“ in Kooperation mit der Dombauhütte und Barbara Schock-Werner. Die Bestände des Kölner Stadtmuseums seien reichhaltiger als die, die der Dom teils selbst habe, vor allem auch über die Diskussion um den Weiterbau vor 1842. Die nächste Ausstellung trägt den Titel „Köln 13:48 Uhr“ und wird geborgene Schätze aus dem Historischen Archiv der Stadt Köln zeigen. Einmal im Jahr soll sich eine Ausstellung dem Thema Fotografie widmen, da das Haus in der grafischen Sammlung über große Bestände verfüge. Kramp will aber auch in die Stadt gehen, tut dies mit einem Schaufenster im Zoo zu dessen 150 jährigen Bestehen und demnächst in dem man in einer GAG-Siedlung aus den 20 Jahren des letzten Jahrhunderts vor Ort eine Wohnung so herrichtet, dass sie auch die Inneneinrichtung der Zeit widerspiegelt.

Die Chance für Köln nutzen
Der neue Direktor, das ist spürbar, öffnet das Haus für Kooperationen und stellt die historische Bedeutung Kölns in den richtigen Kontext. Er lobt Gutes, wie den Freundeskreis, legt den Finger in die Wunden und sagt klar und deutlich: „Ich brauche Hilfe, ich will zeigen was ich kann“ und meint damit was Köln kann. Er sagt aber auch, man brauche ein neues Konzept der Dauerausstellung nicht angehen, ohne das Haus zu sanieren. Dabei spricht er aber nicht über den Neubau, sondern von Potenzialen und zeigt Machbarkeiten auf. Der gestrige Dialog des Kulturforums Köln mit dem Direktor war ein wenig wie ein „Early morning call“, sich für das Museum zu engagieren, dass die Kölner fast ein wenig vergessen zu haben scheinen. Klar wurde aber auch, dass moderne Ansätze, wie Vernetzung und Benchmarking mit Kramp eine Stimme in Köln bekommen haben. Die wurde gestern immerhin schon einmal gehört von Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, der Vorsitzenden des Kulturausschusses im Kölner Rat Dr. Eva Bürgermeister, Alexandra Kassen, Senftöpfchen oder dem Chef der SK Stiftung Kultur Bögner.

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