Versicherung bezahlt – Stadt und Versicherer wollen gemeinsam Regress gegen Dritte fordern
Die Schätze des Historischen Archivs waren mit einer Schadenssumme von maximal 60 Millionen Euro versichert. Diese Summe zahlt die Düsseldorfer Provinzialversicherung nebst Zinsen noch in diesem Jahr an die Stadt Köln aus. Gesamtsumme 61,5 Millionen Euro. Nach einer Sitzung des Fachbeirates im Museum Ludwig erklärte Kölns Kulturdezernent Quander, dass diese Summe Geldes in die Stiftung einfliessen könnte, die die Stadt gründen wolle. Die Stadt schätzt nach eigenen Angaben derzeit auf über 300 Millionen Euro, daher kann schon so frühzeitig die Auszahlung durch die Versicherung erfolgen, da der Schaden in jedem Fall höher liegt als die Versicherungssumme.In einem Schreiben der Stadt heißt es zu dem Fall: "Es wird weiterhin davon ausgegangen, dass der Einsturz in direktem Zusammenhang mit den Baumaßnahmen an der Nord-Süd-Trasse für die neue U-Bahn steht. Neben der jetzt unterschriebenen Regelung haben die Stadt Köln und die Provinzial verabredet, den Regress gegen sämtliche in Betracht kommende Dritte gemeinsam zu führen. Ob und in welchem Umfang ein Regress möglich ist, hängt von den Ergebnissen des laufenden Beweissicherungsverfahrens und der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ab."

Die "Kahnakten" sollen geborgen werden
"Kahnakten" heißen im Historikerdeutsch solche Dokumente die lange im Wasser lagen, weil nach dem zweiten Weltkrieg viele Akten auf einem untergegangenen Transportschiff auch nach Jahren in denen sie im Wasser lagen hervorragend restauriert werden konnten. Jetzt will die Stadt die nach ihrer Schätzung 10 Prozent der restlichen unter dem Grundwasserspiegel liegenden Akten auch noch bergen. Dazu soll nun ein so genanntes Bergungsbauwerk in den Dimensionen 22 mal 16 Metern errichet werden. Die Stadt erklärte dass die restlichen Archivalien im Frühjahr 2010 aus dem Wasser geborgen werden könnten. 85 Prozent der Archivalien seien bereits geborgen. Sie sind derzeit über 19 Archive bundesweit verteilt und ein großer Teil ist einem Hochregallager in Köln-Porz untergebracht.  Von den bisher geborgenen Archivalien, so schreibt die Stadt Köln weisen 35 Prozent schwerste Schäden auf, 40 bis 50 Prozent mittlere Schäden und 15 bis 25 Prozent leichte Schäden. Die Verwaltung des Archivs zieht an den Heumarkt 14, wo es auch eine Ausstellung und einen digitalen Lesesaal geben wird. Am Eifelwall wird die Stadt einen Neubau errichten. Derzeit arbeiten an den Folgen des Einsturzes des Historischen Archivs zwei Projektgruppen.

Infos:
Das alles war im Historischen Archiv bis zum 3.3.2009, 13:58 Uhr geordnet untergebracht:
• Rund 30 Regalkilometer Akten und Amtsbücher
• 65.000 Urkunden ab dem Jahr 922
• 1.800 Handschriften
• 200.000 Karten und Pläne
• 50.000 Plakate
• 5.000 Tonträger, Filme und Videos
• Mehr als 500.000 Fotos zu Kölner Ereignissen
• Mehr als 800 Sammlungen und Nachlässe, darunter die des Komponisten
Jacques Offenbach, des Schriftstellers Heinrich Böll und des Reichskanzlers
Wilhelm Marx.

[ag]