Den Norddeutschen sagt man ja gemeinhin ein ruhiges Naturell nach – doch ruhig und störungslos verliefen die letzten zwölf Monate für die SG Flensburg-Handewitt nicht wirklich. Im handballverrückten Flensburg nämlich hatte unerwarteter Gegenwind die Bundesligahandballer aus der jahrelangen Erfolgsspur geworfen, die in diesem Jahrzehnt immerhin drei Titelgewinne im DHB-Pokal (2003 bis 2005), die Deutsche Meisterschaft 2004 und zwei Champions League-Finalteilnahmen (2004 gegen RK Celje, 2007 gegen den THW Kiel) bejubeln konnten. So musste der langjährige Erfolgstrainer Kent-Harry Andersson nach einer durchwachsenen Hinrunde genau vor Jahresfrist gehen und wurde von Per Carlen ersetzt. Der Trainerwechsel brachte aus reiner Tabellensicht nicht das erhoffte Ziel, am Ende der vergangenen Saison verpasste die SG den angepeilten Champions League-Platz. Was Carlen aber gelungen war: Der Trainer hat eine Verjüngung der Mannschaft eingeleitet, so dass die Flensburger über kurz oder lang wieder oben mit dabei sein werden. Der schwedische Coach hat den Wechsel auf die neue Generation zu Ende geführt, mit den jungen Patrik Fahlgren (Rückraummitte) und Johan Sjöstrand (Tor) sowie dem 27jährigen Tobias Karlsson drei Landsleute nach Flensburg gelockt, und um die etablierten Dan Beutler (Tor), Michael Knudsen (Kreis) und Lars Christiansen (Linksaußen) eine hungrige Mannschaft zusammengestellt, mit der die SG Flensburg wieder angreift. Dazu verfügt die SG mit Trainersohn Oskar Carlen über einen der torgefährlichsten Halbrechten der Liga. Der gute Saisonstart (10:0 Punkte bis Anfang Oktober) und der 26:30-Sieg bei den Rhein-Neckar-Löwen belegen, dass mit der SG wieder zu rechnen ist. Dabei knüpft der Trainer an die traditionellen SG-Tugenden an: gut gestaffelte Deckung und schnelles Kombinationsspiel nach vorne.

Ähnlich Sturmböen wie sie die SG in den vergangenen zwölf Monaten durchlebte – auch hier drückten im Sommer arge Finanzprobleme – ist auch die Mannschaft von VfL-Trainer Sead Hasanefendic gewöhnt. Trotzdem hat sich das Team bisher nicht von seinem Weg abbringen lassen und zeigt eine hervorragende Hinrunde. Am vergangenen Wochenende fehlten nur Sekunden und die Blau-Weißen hätten auch beim TBV Lemgo beide Punkte mitgenommen. Letztlich stand ein 26:26-Unentschieden zu Buche – und das obwohl mit Adrian Pfahl, Steffen Fäth und kurzfristig auch noch Robert Gunnarsson gleich drei Stammkräfte verletzt ausfielen. Während Steffen Fäth wegen eines Patellasehnenspitzensyndroms längere Zeit ausfallen wird, ist Teamkapitän Robert Gunnarsson wieder an Bord. Auch Adrian Pfahl hat nach seinem Syndesmosebandanriss wieder mittrainiert und kommt für einen Kurzeinsatz in Frage. Mit Ole Rahmel (doppelter Bänderriss im Sprunggelenk) und Robin Teppich (Achillessehnenprobleme) fallen jedoch zwei Youngster aus. Sie werden durch ihre Altersgenossen Adrian Rother und – erstmals im Bundesliga-Kader – U 23-Spieler Marc Multhauf ersetzt.

Für VfL-Trainer Sead Hasanefendic ist der Gast der Favorit: „Flensburg hat einen hochwertigen, starken Kader, der fast nur aus Nationalspielern besteht. Die Mannschaft kommt immer besser in den Tritt und kommt jetzt langsam da hin, wo sie hingehören: In Richtung Spitze des deutschen Handballs“, sagt der Coach. Wenn man die Kader der beiden Mannschaften vergleichen würde, sei klar, dass die SG der Favorit in diesem Spiel sei, „doch im Sport weiß man nie. Meine Mannschaft ist gut drauf. Sie verfügt über große Moral und einen starken Charakter. Dazu spielen wir zuhause und wollen ein gutes Resultat erreichen. Ich glaube, die Zuschauer erwartet ein hochinteressantes Duell“, orakelt Sead Hasanefendic. 

[ag; Quelle: VFL]