Jahre nach dem Mauerfall veröffentlicht die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und WirtschaftsWoche ein Bundesländer-Ranking. Dabei wurden 100 ökonomische und strukturelle Indikatoren wie Bruttoinlandsprodukt, Kaufkraft, Kitabetreuungsquote oder Investitionsquote berücksichtigt. Aufgeteilt wurde dies dann auf drei verschiedene Ranking: Das Dynamik-Ranking vergleicht die Entwicklung der Bundesländer in den Jahren 2005 bis 2008. Das Bestands-Ranking vergleicht das absolute Niveau der Bundesländer im Jahr 2008. Zudem wurde erstmals in diesem Jahr ein Index aufgestellt, der die aktuellen Entwicklungen in der Zeit von Juni 2008 bis Juni 2009 spiegelt. Im Dynamik-Ranking liegt Überraschungssieger Sachsen-Anhalt ganz vorne – gefolgt von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Im Bestands-Ranking belegen Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg die ersten drei Plätze.

NRW hat Aufschwungsjahre nicht genutzt
Im Dynamik-Ranking liegt Nordrhein-Westfalen auf dem vorletzten Platz vor dem Saarland. NRW und das Saarland haben den Aufschwungjahren eine nur sehr schwache Dynamik entfalten können. "Beide Länder kämpfen immer noch mit dem Umbau der Montanindustrie", erklärt dazu Studienleiter Michael Bahrke. Im Bestands-Ranking rangiert NRW auf dem achten Platz und damit nur im Mittelfeld. Als Schwächen macht die Studie hier unter anderem die öffentliche Investitionsquote aus, die sich lediglich auf 7,4 Prozent belaufe. Bundesweit läge sie bei 12,6 Prozent. Auch die Arbeitsplatzversorgung – Anteil der Erwärbstätigen an der Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren – liege unter dem Bundesdurchschnitt. In NRW beträgt sie 67,4 Prozent, im Bund dagegen 70 Prozent. Die Wirtschaftskrise hat laut der Studie Nordrhein-Westfalen stärker als viele andere Bundesländer getroffen. Im Krisenindex des Bundesländerrankings 2009 liegt NRW auf dem 14. und damit drittletzten Platz.

INSM-WiWo-Bundesländerranking 2009 
Bundesland Platzierung Dynamik-Ranking Platzierung Bestands-Ranking
Sachsen-Anhalt 1 15
Brandenburg 2 13
Mecklenburg-Vorpommern 3 14
Sachsen-Anhalt 4 12
Thüringen 5 11
Berlin 6 16
Bayern 7 1
Baden-Württemberg 8 2
Bremen 9 10
Niedersachsen 10 7
Hessen 11 4
Rheinland-Pfalz 12 5
Schleswig-Holstein 13 6
Hamburg 14 3
Nordrhein-Westfalen 15 8
Saarland 16 9



Dynamik-Ranking: Neue Bundesländer profitieren
"Das Dynamik-Ranking zeigt, dass alle ostdeutschen Bundesländer inklusive Berlins am meisten vom Aufschwung der zurückliegenden Jahre profitiert haben. Getrieben wurde der Aufschwung Ost in den neuen Ländern vor allem vom verarbeitenden Gewerbe und den damit verbundenen Dienstleistungen" erklärte INSM-Geschäftsführer Max A. Höfer. An der Spitze des Dynamik-Rankings steht Sachsen-Anhalt gefolgt von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Auch die drei folgenden Rankingplätze gehören den ostdeutschen Bundesländern. Erst auf Plazu sieben findet sich mit Bayern dynamischste westdeutsche Bundesland, gefolgt von Baden-Württemberg. "Die Platzierung des Freistaates im Dynamikvergleich ist allerdings vor dem Hintergrund eines Wirtschafts- und Wohlstandsniveaus zu sehen, das in Deutschland ansonsten unerreicht ist", erklärte dazu Henning Krumrey, stellvertretender Chefredakteur der WirtschaftsWoche.

Bestands-Ranking: West vor Ost
Bayern belegt im Bestands-Ranking den ersten Platz gefolgt von Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen. Nirgendwo in der Republik ist das absolute Niveau von Wirtschaftskraft und Wohlstand so hoch wie hier. Konnten die ostdeutschen Bundesländer im Bereich der Dynamik punkten, bewegen sie sich alle bei Wohlstandsindikatoren wie dem verfügbaren Einkommen noch unter dem Niveau aller West-Bundesländer. Sie leiden auch durchweg stärker unter Einwohnerverlusten als die West-Bundesländer mit Ausnahme des Saarlandes. "So sehr wir uns über die Erfolge in Ostdeutschland freuen, so deutlich wird im direkten Niveau-vergleich auch, wie viel Aufbauarbeit noch vor uns liegt", erklärte INSM-Geschäftsführer Max A. Höfer.

Krisenindex: Exportstarke Industrieländer besonders betroffen
Zusätzlich zum Ranking veröffentlichen INSM und WiWo in diesem Jahr einen Krisenindex, der die aktuellen Entwicklungen in der Zeit von Juni 2008 bis Juni 2009 spiegelt – hier insbesondere die Wirtschaftsleistung (50 Prozent Anteil) sowie die Arbeitslosenquote und die Beschäftigungsentwicklung (je 25 Prozent Anteil). Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg sind danach weniger stark von der Konjunkturkrise getroffen worden. Sachsen-Anhalt, Hessen, Niedersachsen, Bremen und Sachsen sind durchschnittlich betroffen. In Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Baden-Württemberg hat die Krise überdurchschnittlich starke Einbrüche bei der Wirtschaftsleistung sowie am Arbeitsmarkt verursacht. "Diese Länder haben exportstarke Industrien, die vom weltweiten Nachfrageeinbruch besonders getroffen wurden – aber sie haben zuvor auch in besonderer Weise vom Aufschwung profitiert", erklärte dazu Henning Krumrey, stellvertretender Chefredakteur der WirtschaftsWoche bei der Präsentation der INSM-WiWo-Studie in Berlin.

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