160.000 Frauen und Mädchen in Köln sind betroffen
Seit 1981 organisieren Menschenrechtsorganisationen jährlich am 25. November Veranstaltungen, um auf das Thema „Gewalt an Frauen aufmerksam zu machen“. Denn auch heute noch sind rund 160.000 Frauen und Mädchen in Köln körperlich, sexuell und seelisch von Gewalt betroffen, schätzt Christine Kronenberg, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln. Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen geht auf die Entführung, Vergewaltigung und Ermordung der drei Schwestern Mirabal in der Dominikanischen Republik zurück. Am 25. November 1960 wurden sie auf Geheiß des Diktators Rafael Trujillo, dessen Sturz sie zusammen mit ihren Ehemännern planten, ermordet.

Ende 1976 gründete der Kölner Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“, initiiert von einer Professorin der Universität zu Köln und ihren Studentinnen, das erste Frauenhaus in Köln. 1991 kam es zweites dazu. Insgesamt bieten beide Kölner Häuser rund 50 Frauen und Mädchen Unterkunft und Unterstützung. Doch täglich muss das Team drei bis fünf Frauen, die zu ihnen kommen, an andere Frauenhäuser in Nordrhein-Westfalen vermitteln. Denn die Kölner Häuser sind immer überfüllt.

Frauenhäuser fordern sichere Finanzierung
Gemeinsam mit weiteren autonomen und verbandlichen Frauenhäusern in Nordrhein-Westfalen starten die Kölner Häuser darum heute die Kampagne „Schwere Wege leicht gemacht“. Ziel der Kampagne ist es, von Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern schnelle und unbürokratischen Zugang zu Schutz und kompetenter Hilfe zu gewährleisten – unabhängig von ihrem Einkommen, ihrer Nationalität, ihres Wohnortes oder ihrer beruflichen Situation. Denn auch nach über 30 Jahren Frauenhausarbeit ist in vielen Kommunen in NRW die Finanzierung der Häuser unzureichend und von den Frauen selbst abhängig. Die meisten Kommunen haben die Kosten der Frauenhäuser in so genannte Tagesätze umgerechnet, die die betroffenen Frauen selbst zahlen müssen – in NRW bis zu 68 Euro pro Tag. Köln gehört allerdings zu den wenigen Städten, die die Frauenhäuser nicht in Form von Tagessätzen finanziert. Frauen, die diesen Tagessatz nicht bezahlen können, müssen Sozialleistungen beantragen. Für diejenigen, die jedoch kein Anrecht auf Sozialleistungen haben – etwa Studentinnen, EU-Bürgerinnen, Frauen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus usw. – gibt es keine Finanzierung.

Die Frauenhäuser fordern darum, dass jede betroffene Frau kostenlos mit ihren Kindern einen Platz in einem der Häuser in Anspruch nehmen kann. Darüber hinaus wollen sie, dass alle Häuser räumlich und personell besser ausgestattet werden. Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, sammeln die Frauenhäuser derzeit Unterschriften für ihre Kampagne. Auf der Internetseite der Kampagne „Schwere Wege leicht gemacht“ oder per Postkarte können die Unterschriften abgegeben werden.


Foto: Ausstellung im Kölner Rathaus


Ausstellung im Köln Rathaus
Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen präsentieren der Kölner Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln und der Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Bethlehem eine Ausstellung im Kölner Rathaus. Die Schau „Aber in meinem Herzen ist eine Stelle, da blüht nichts mehr“ zeigt Fotos und Texten über das Schicksaal von körperlicher und seelischer Gewalt betroffener Frauen und Mädchen. Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen.

In einem ersten Teil werden Portraits von Frauen und Mädchen in einem Frauenhaus in Bethlehem ausgestellt. Die Fotografin Christel Plöthner und Christine Kronenberg reisten im März 2008 nach Israel, um sich selbst ein Bild von dem Haus „Mehwar“ vor Ort zu machen. Die Frauen dort waren zunächst zurückhaltend, öffneten sich den Kölnrinnen im Verlauf des Besuches jedoch immer mehr. Sie erzählten von ihren Schicksalen, ihrem Leben im Frauenhaus und ihren Plänen. Im zweiten Teil der Ausstellung stellen sich die Kölner Frauenhäuser vor. Darüber hinaus informieren sie mit großen Texttafeln darüber, wie Gewalt in einer Partnerschaft entsteht und an wen man sich als Betroffene wenden kann. Denn jede Frau kann Opfer von Gewalt werden – aus allen Bildungs- und Gesellschaftsschichten, ob jung oder alt. Mit einem Festakt im Historischen Rathaus wurde die Schau gestern eröffnet.

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 15. Dezember 2009 im Rathaus, Spanischen Bau zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses:
Montag bis  Donnerstag: 08 bis 18 Uhr
Freitag: 08 bis 12 Uhr

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto oben: IZP/ www.pixelio.de]