Mit einer intimen Privatführung kurz vor 22 Uhr ließen sich Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, mit Gattin und Bundespräsident Köhler mit Gattin, das Ehepaar Corboud, Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters mit Gattin und Alfred Neven DuMont von Museumsdirektor Andreas Blühm die Neuerwerbungen näher bringen.

Um punkt 18.55 Uhr rollte der Wagen mit Bundespräsident Horst Köhler und seiner Gattin Eva Luise gestern Abend vor dem Wallraf-Richartz-Museum vor. Dort wurde gestern ein Festakt anlässlich des 50-jährigen Bestehens des „Kuratoriums Wallraf-Richartz-Museum und Museum Ludwig e.V.“ veranstaltet. Das Kuratorium erwirbt seit 50 Jahren Kunstwerke für die beiden Kölner Museen. Es setzt sich zusammen aus einem Kreis von individuellen Förderern. Hintergrund der Gründung war der Verlust hochrangiger Kunstwerke des Wallraf-Richartz-Museums während der Zeit des Nationalsozialismus.

 
Familienfoto mit der "Bandenden" von Etienne-Maurice Falconet.

Der Festakt selbst fand ohne das Beisein der Medien statt. Allerdings stellte die Stadt Köln anschließend die Reden der Presse zur Verfügung. Report-k.de zitiert im Folgenden aus den schriftlichen Textmanuskripten.

In seiner Rede dankte Bundespräsident Horst Köhler den Stiftern der beiden Kölner Museen. „Ohne diese großen Stifter und Namensgeber wären die Museen nicht entstanden“, erklärte Köhler. Aber „im Laufe der Jahrzehnte haben noch viele andere Persönlichkeiten zum Weltruhm und zur weltweiten Anziehungskraft der beiden Häuser beigetragen“, so Köhler weiter. „Wir brauchen Museen als Orte, an denen wir – aus dem Überlieferten – die Grundlagen unseres Zusammenlebens stärken können“, betonte der Bundespräsident. „Nur bürgerschaftliches und staatliches Engagement zusammen können die Zukunft der Museen sichern.“ Dabei gilt: „Der Staat sollte die Grundversorgung sichern und darüber hinaus die Rahmenbedingungen für Stifter gut gestalten.“ Doch auch Bürger seien weiterhin gefragt. „Wir brauchen Sammler, die mit Sinn und Verstand aus dem gottlob bunten Treiben der Kunstproduktion das Beste, das Wegweisende, das Bleibende auszuwählen versuchen“, so der Bundespräsident.

Auch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers würdigte das Engagement des Kuratoriums. Zugleich erklärte er: „Ich freue mich, dem Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud heute die Hilfe des Landes Nordrhein-Westfalen für die geplante Ausstellung „1912-Mission Moderne“ zuzusagen. Das Museum Ludwig wollen wir beim Erwerb von Ernst Ludwig Kirchners „Braune Figuren im Café“ unterstützen.“

Museumsdirektor Andreas Blühm nutzte den Festakt auch dazu, um seine Sorgen für die Zukunft mitzuteilen: „Wenn wir – nicht nur in Köln – nämlich weiter so mit dem bürgerlichen Engagement umgehen, dann werden unsere Nachfolger in fünfzig Jahren keine solche Feierstunde organisieren können. Die Knebelung durch die Bürokratie und der fahrlässige Umgang mit den Persönlichkeiten vergraulen selbst die geduldigsten Stifter. Daher, Herr Oberbürgermeister, möchte ich eine Bitte an Sie aussprechen: Sorgen Sie bitte dafür, dass die Initiativen der Museen und ihrer Gönner nicht auf den Amtswegen verschimmeln. Entlassen Sie die Museen in die Selbständigkeit. Erst dann können wir direkt und auf Augenhöhe mit unseren Förderern sprechen. Das wird sich segensreich auswirken, zum Ruhm der Stadt.“

Oberbürgermeister Jürgen Roters gab denn auch zu: „Es sei hier nicht verhohlen, dass das Verhältnis der Stadt als Institution und einzelnen Stiftern nicht immer reibungslos verlaufen ist. Köln hat große Verluste zu verzeichnen. Nicht auszudenken etwa, wenn die Sammlungen des Baron Hüpsch und der Brüder Boisserée noch hier wären.“ Doch er versprach: „Ich möchte alles tun, um soviel Kunst für Köln zu erhalten und zu gewinnen, wie nur eben möglich ist“, so Roters.

Andi Goral und Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung