In New York kamen jetzt drei Koons-Arbeiten zur Versteigerung: Ein üppiger, bunter Blumenstrauß aus Holz fand bei fünf Millionen US-Dollar einen Käufer. "Large Vase of Flowers" aus dem Jahre 1991 hatte auch schon einmal dem deutschen Modemacher Wolfgang Joop gehört. Die "Staubsaugervitrine" (1981-1987) erzielte laut F.A.Z. 2,7 Millionen US-Dollar, ein "Barockspiegel" ("Wishing Well") wurde für 950000 US-Dollar von Koons‘ New Yorker Galeristen Larry Gagosian ersteigert.  In einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" bekundete der Koons-Sammler Taschen einmal: "Koons repräsentiert unsere Zeit. Er reflektiert sie auf höchstem Niveau und ist einer der überragenden Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts. Neben seinem plastischen Werk halte ich seine Bilder für das Beste an Malerei seit langem, zusammen mit Martin Kippenberger und Albert Oehlen." – ein Zitat, das weniger erstaunt, wenn man weiß, dass in den späten 90ern Koons, Benedikt Taschen, Oehlen und Kippenberger auch schon einmal gemeinsan im Kölner Bars abhingen. Seine erste Koons-Arbeit, einen Hoover-Staubsauger, hat Taschen nach eigenen Angaben 1985 gekauft; danach "über die Jahre viele Arbeiten aus allen Werkzyklen, die schon in den 80er Jahren sehr teuer waren." Immer wieder gingen auch Sammlerleidenschaft und verlegerische Aktivität Hand in Hand, was die "Financial Times Deutschland" zu der Frage veranlasste, ob "eigentlich jeder Künstler, dessen Werke Sie sammeln, auch sein eigenes Buch im Taschen-Verlag" bekommt." Worauf Taschen antwortete: "Die meisten jedenfalls.
Letztlich ist es genau die gleiche Leidenschaft, die mich zum Büchermachen und zum Kunstkauf treibt. Ich könnte auch kein Buch machen, von dem ich nicht überzeugt bin."

1992 erschien im Taschen-Verlag ein erstes Buch über Koons. Im letzten Jahr brachte der Verlag einen 600 Seiten-Monumentalband auf den Markt. Für ein Exemplar der auf 1500 Exemplare limitierten, von Koons signierten Sammlerausgabe, waren 3000 Euro zu zahlen. Daneben gab es noch eine auf 100 Exemplare limitierte "Art Edition", der eine Originalarbeit beilag. Die "normale" Ausgabe des Buches ist zum Preis von 49,99 Euro auf dem Markt. Auf der Taschen-Website (www.taschen.com) ist kostenlos eine e-card mit Koons‘ wie als kitschiges Weihnachtsgeschenk verpacktem, berühmtem roten Herz herunterladbar. Bis auf wenige Ausnahmen ist Taschens private Kunstsammlung nicht öffentlich zugänglich. Eine Arbeiten wie ein mächtiger Kristallüster hängen im Taschen-Verlagshaus am Hohenzollernring. 2005 zeigte das Museo Reina Sofia in Madrid (www.museoreinasofia.es) eine große  Ausstellung mit wichtigen Werken der Sammlung Taschen, die natürlich auch sofort Umsetzung als Taschen-Buch fand. Warum Benedikt Taschen sich jetzt von Koons-Arbeiten trennt, bleibt unklar. Für eine Stellungnahme war der Verleger-Sammler nicht zu erreichen. Bereits 2007 hatte es bei einer Christie’s-Versteigerung einer Koons-Arbeit Spekulationen darüber gegeben, dass es sich bei dem Einlieferer um Benedikt Taschen handele. Der riesige "Blaue Diamant", eine Skulptur aus poliertem Stahl, ging für 11,8 Millionen US-Dollar weg. Interessanterweise war auch hier der Käufer Larry Gagosian, dessen Gagosian Gallery (www.gagosian.com) die Arbeit erst wenige Jahre zuvor für 3,5 Millionen US-Dollar verkauft hatte.

Christoph Mohr