Rund 200 Menschen in Köln betroffen
Karim wurde im Irak geboren. Nach nur sieben Jahren Schulbesuch musste er zum Lebensunterhalt der Familie beitragen – zuerst in einer Weizenfabrik, später erlernte er den Beruf des Frisörs. Als er 17 Jahre alt war, wurde sein Arbeitgeber wegen der Unterstützung der Opposition des Regimes verhaftet. Und auch Karim geriet in den Verdacht. Über die Türkei flüchtete er nach Deutschland. 2007 erhielt er, nachdem er schon fast zehn Jahre in Deutschland gelebt, eine Familie gegründet und gearbeitet hatte, eine Aufenthaltsgenehmigung nach der so genannten „Altfall- oder Bleiberechtsregelung“. Das bedeutet für Karim, dass er den Lebensunterhalt für sich und seine Familie zumindest teilweise sicherstellen muss. Schafft er das nicht, droht ihm zu Beginn des Jahres 2010 der Entzug der Aufenthaltsgenehmigung.

Anfang des Jahres wandte sich Karim Hilfe suchend an die Kölner Netzwerke. Dort nahm er an einer „Kompetenzfeststellungs-Maßnahme“ teil, denn einen Nachweis für seine Tätigkeit als Frisör im Irak hatte er nicht. Bei der Maßnahme konnte er sein Können unter Beweis stellen. Mit Hilfe der Netzwerke und seinen neuen Urkunden fand er einen Arbeitsplatz in einem kleinen Frisörladen in Köln. Derzeit befindet er sich dort in der Probezeit und hofft, einen richtigen Arbeitsvertrag zu bekommen.

Kölner Arbeitgeber gesucht
Karim ist kein Einzelfall. Seit Dezember 2006 haben 2.264 Personen in Köln ein Bleiberecht beantragt. Davon haben 769 Menschen eine Aufenthaltserlaubnis auf Probe erhalten. Derzeit werden noch rund 188 von ihnen bei den Netzwerken betreut, die im November 2008 gegründet wurden. Unter ihnen sind zahlreiche Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus Afrika, aus dem Iran oder Irak und aus weiteren Ländern. Die Netzwerke helfen ihnen auf ihrem Weg der beruflichen, sozialen und aufenthaltsrechtlichen Integration. 129 Familien haben im Verlauf des Jahres einen festen Arbeitsplatz gefunden und brauchen keine Unterstützung mehr. Weitere 215 Menschen haben eine Arbeit oder befinden sich derzeit in einer Maßnahme.

Für sie und weitere Flüchtlinge suchen die Netzwerke dringend Kölner Unternehmen, die einen Arbeitsplatz anzubieten haben. Dabei erhalten sowohl die Flüchtlinge als auch die Arbeitgeber Unterstützung durch die Netzwerke. Denn auch über einen Arbeitsvertragsabschluss hinaus bieten sie Hilfe an – etwa bei aufenthaltsrechtlichen Fragen, der gesundheitlichen Versorgung, Behördengänge und vielem mehr. Im Verlauf des Jahres haben sich trotz Krise immer mehr Kölner Unternehmen gemeldet. Arbeitgeber, die helfen wollen, können sich an das Kölner Netzwerk Flüchtlinge und Arbeit (KNFA) wenden (Adresse siehe unten). Erste Erfahrungen von Arbeitgebern zeigen: Die Bleibeberechtigten bringen oftmals eine Vielzahl von Fähigkeiten mit und sind außerdem hochmotiviert.

Infobox
Das Kölner Netzwerk Flüchtlinge und Arbeit wurde am 1. November 2008 im Rahmen des Europäischen Sozialfond-Bundesprogrammes gegründet, um Flüchtlinge und Bleibeberechtigte zu unterstützen. Das Netzwerk unterstützt unter der Federführung der Arbeitsgemeinschaft Köln (Arge) und sechs weiteren Trägern.

Das Netzwerkprojekt „Bunt in die Zukunft“ wurde ebenfalls am 1. November 2008 im Xebns-Sonderprogramm des Europäischen Sozialfond-Bundesprogrammes gegründet. Koordiniert wird das Netzwerk durch den Diozösen-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V. Die Projektpartner sind der Caritasverband der Stadt Köln e.V., und weitere Organisatoren. Zusammen bieten beide Netzwerke in einer gemeinsamen Beratungsstelle ihre Unterstützung an. Sie hoffen, dass die Bundesregierung Anfang Dezember 2009 die „Altfall- oder Bleiberechtsregelung“ für mindestens ein Jahr verlängern wird.

Kölner Netzwerk Flüchtlinge und Arbeit (KNFA)
Kalker Hauptstraße 289, 51103 Köln
Tel.: 0221-93350010
susanne.geissler2@arge-sgb2.de

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto: draschan/ www.pixelio.de]