Die kosovarische und die deutsche Liga trennen Welten, sagte VfL-Coach Sead Hasanefendic vor dem Spiel, die Stimmung jedoch in der Bill Clinton-Hall in Ferizaj war bundesligareif. Die rund 3000 Zuschauer sorgten schon vor dem Anpfiff für eine Riesenstimmung. Die heimischen Fans peitschten ihr Team mit Sprechchören und Gesängen nach vorne und feuerten den Tabellenführer der kosovarischen Liga frenetisch an. Doch auch der VfL Gummersbach hatte in der Bill Clinton-Hall Unterstützung: Rund 250 deutsche Soldaten einer im Kosovo stationierten KFOR-Einheit waren in der Halle und bejubelten jedes VfL-Tor lautstark. Angeführt wurde die Einheit von Brigadegeneral Benedikt Zimmer, der die multinationale Brigade Süd im Kosovo kommandiert. Auch der deutsche Botschafter im Kosovo, Hans Dieter Steinbach, besuchte das Spiel. Und sogar eine Gruppe von sechs Gummersbacher hatte sich auf den weiten Weg in den Kosovo gemacht.

Für die Kosovaren war das Aufeinandertreffen mit dem VfL Gummersbach das Spiel des Jahres, in der handballbegeisterten Stadt war das Spiel seit Tagen das Topthema in den Zeitungen und TV-Sendern. Aus sportlicher Sicht war das Match schon nach dem deutlichen 48:21-Hinspielsieg des VfL entschieden, trotzdem begann VfL-Coach Sead Hasanefendic mit seiner Bestbesetzung. „Wir hatten eine sehr lange Reise, da wollte ich das Spiel auch mit Ernsthaftigkeit angehen und es zur Weiterentwicklung des Teams nutzen“, sagte der Coach, Das Spiel nahm seinen erwarteten Verlauf: Der VfL führte durch Tore von Drago Vukovic und zweimal Adrian Wagner schnell mit 3:1. Die in wieder in orange auftretenden Oberbergischen bauten ihre Führung über 2:5, 5:10 und 5:15 kontinuierlich aus. Sead Hasanefendic brachte nach zwanzig Minuten die junge Garde, Ole Rahmel nutzte die Einsatzzeit und traf mit seinem zweiten Tor zum Halbzeitstand von 7:18. Die deutschen Soldaten ließen in ihrem Block die Welle schwappen und sangen „Humba Humba tätärä“ und „Auswärtssieg“. „Eine bessere Unterstützung kann man sich auswärts nicht wünschen, das war eine tolle Sache von den deutschen Soldaten. Vielen Dank dafür“, sagte VfL-Geschäftsführer Francois Xavier Houlet.

An der deutlichen Überlegenheit änderte sich auch in Halbzeit zwei nichts. Der VfL zeigte zwar mehr Unkonzentriertheiten als in den ersten 30. Minuten und scheiterte einige Male am besten kosovarischen Spieler, Torwart Bardhyl Abazi, doch letztlich gewannen die Oberbergischen das Spiel völlig ungefährdet mit 13:38 und zogen in das Achtelfinale des Pokal der Pokalsieger ein. Die nächste Runde wird im Februar des kommenden Jahres ausgespielt.

Stimmen zum Spiel
„Meine Mannschaft hat sehr professionell gespielt und eine gute Einstellung gezeigt. Wir haben den Zuschauern das gezeigt, was vom VfL Gummersbach erwartet wird“, sagte Sead Hasanefendic, der die ausgezeichnete Kulisse in der Halle lobte. „Die Kosovaren und die deutschen Soldaten haben für eine großartige Stimmung in der Halle gesorgt. Es hat großen Spaß gemacht“, sagte der VfL-Coach.

„Ich habe mich sehr gefreut, dass die Soldaten heute ein Spiel einer solch tollen Handballmannschaft wie dem VfL Gummersbach sehen konnten. Dass heute solch ein erfolgreicher Sporttag im Kosovo stattfinden konnte, zeigt den Fortschritt in der Entwicklung des Landes“, sagte Brigadegeneral Benedikt Zimmer nach dem Spiel.

 „Es ist sehr wichtig, dass kosovarische Mannschaften wieder an den europäischen Sportwettbewerben teilnehmen, das ist ein Zeichen, dass das Land zur Normalität findet“, so der deutsche Botschafter Hans Dieter Steinbach.

Abazi, Sahiti M., Ademi 1, Selmani, Bislimi, Salihu F. 2, Maloku 4, Trajkoski K. 1, Salihu H. 1, Zherka 1, Trajkoski R. 1, Sahiti G., Zaskoku 1, Beqiri 1

Lucau, Krantz 2, Wagner 4, Vukovic 7, Fäth, Lützelberger 3, Eisenkrätzer 1, Gunnarsson 7, Teppich 2, Szilagyi 3, Rahmel 8, Zrnic 1
Zweiminuten: KH  3/VfL 1
Zuschauer: 3000

[ag; Quelle: VFL]