Europapokalstimmung in der Eugen Haas-Halle
Zum ersten europäischen Vergleich empfing der VfL Gummersbach im Hinspiel der dritten Runde (die ersten beiden Runden hatte der VfL spielfrei) im Pokal der Pokalsieger den kosovarischen Vertreter KH Kastrioti Ferizaj. Die Favoritenrolle war klar verteilt – alles andere als ein klarer Sieg wäre eine heftige Überraschung. VfL-Coach Sead Hasanefendic hatte seine Schützlinge vor dem Spiel gewarnt, dass sie den Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten. Dementsprechend schickte er auch seine ersten Sieben auf die Platte: Stojanovic, Wagner, Vukovic, Gunnarsson, Szilagyi, Krantz und Zrnic. Das erste Tor erzielt aber der Underdog: Kastrioti-Spielführer Flamur Sacihu traft zum 1:0 – die etwa 150 Mann starke kosovarische Fraktion unter den Zuschauer jubelte lautstark.

Der VfL sorgte jedoch schnell für klare Verhältnisse: Nach zehn Minuten führten die in orange spielenden Oberbergischen mit 8:4. Das Hasanefendic-Team zeigte kaum Nachlässigkeiten und schraubte den Vorsprung kontinuierlich hoch: Nach drei Toren von Vedran Zrnic, Adrian Wagner und Robert Gunnarsson innerhalb einer Minute lagen die Hausherren nach 17 Spielminuten bereits mit acht Toren in Front: 13:5 zeigte die Anzeigtafel. Das Team aus Ferizaj war besonders im Angriff zu schwach und schaffte es nicht die VfL-Defensive in Bedrängnis zu bringen. Und wenn dann doch mal ein Ball am Block vorbei aufs Tor kam, war er meist leichte Beute für Goran Stojanovic.

Sead Hasanefendic setzte schon früh auf die Jugend:
Nach zwanzig gespielten Minuten kamen Steffen Fäth auf halblinks sowie die beiden Außen Robin Teppich und Ole Rahmel. Den Spielfluss störte dies nicht, der VfL blieb deutlich überlegen und führte nach 24. Minute mit 17:8. Der Klassenunterschied wurde zum Ende der ersten Halbzeit immer deutlicher, der VfL baute seinen Vorsprung auf elf Tore aus. Nach einer Strafzeit von Geoffroy Krantz nutzte der Gast die zahlenmäßige Überlegenheit und traf zum 20:10, doch nach Toren von Drago Vukovic und Robin Teppich war der VfL wieder mit zwölf Toren in Front: 22:10 (29. Minute). Vor der Halbzeit verwandelte Kastrioti einen Siebenmeter, so dass die Mannschaften beim Stande von 22:11 die Seiten wechselten.

Der VfL begann Halbzeit zwei mit Herdeiro Lucau im Tor. Der Schwede parierte in der Anfangsphase zweimal stark – und durfte sich über verdienten Szenenapplaus von den 1621 Zuschauern freuen. Der VfL machte dort weiter, wo er in Halbzeit eins aufgehört hat und erzielte Tor um Tor: Nach fünf gespielten Minuten in der zweiten Hälfte schraubten Ole Rahmel und Jörg Lützelberger mit jeweils einem Doppelpack das Ergebnis auf 26:12 hoch. Das Tempo war für den kosovarischen Gegner deutlich zu hoch, der konditionelle Unterschied wurde von Minute zu Minute deutlicher. Über 30:13, 39:16 und 43:18 startete der VfL bis zum Endstand 48:21 durch. Damit war die Pflicht erfüllt, die Heimmannschaft hat 60 Minute lang eine konzentrierte und disziplinierte Leistung gezeigt. „Das war eine sehr professionelle Einstellung, die Jungs haben die ganze Zeit Gas gegeben und dem tollen Publikum einen schönen Abend geboten. Die Zuschauer haben toll mitgemacht und den VfL super unterstützt. Vielen Dank dafür“, sagte VfL-Geschäftsführer François Xavier Houlet nach dem Spiel.

„Ich bin mit dem Ergebnis natürlich zufrieden. Wir haben viele Tore erzielt, die jungen Spieler haben Spielpraxis bekommen und die Zuschauer sind zufrieden nach Hause gegangen. Als Trainer muss ich aber auch kritisch sein und da muss ich sagen, dass besonders die jungen Spieler noch viele Fehler gemacht haben. Sie müssen noch viel trainieren und sich in allen Bereichen verbessern. Trotzdem haben wir eine professionelle Leistung gezeigt und bis zum Schluss mit der nötigen Disziplin gespielt. Die deutsche Bundesliga und die kosovarische Liga sind zwei Welten, da war klar, dass wir das Spiel heute gewinnen werden. Herausheben möchte ich Lützelberger, Krantz, Vukovic und Lucau. Sie haben ein gutes Spiel gezeigt“, sagte VfL-Trainer Sead Hasanefendic nach dem Spiel.

„Der VfL Gummersbach ist eine sehr große Mannschaft, da hatten meine Spieler zu viel Respekt vor. Die große Tordifferenz stört mich, aber ich bin sicher, dass wir im Rückspiel eine bessere Leistung zeigen können. Dann wird der Respekt nicht mehr ganz so groß sein“, sagte Kastrioti-Trainer Fatmir Syla.

Einer der bekanntesten und besten Handballspieler, die je das Trikot des VfL Gummersbach getragen haben, war bei dem Spiel als Ehrengast dabei: Joachim Deckarm besuchte nach vielen Jahren wieder ein Spiel in der Eugen Haas-Halle. Der vor 30 Jahren bei einem Europapokalspiel schwer verunglückte VfL-Spieler hatte vor dem Match im Hallenfoyer seine neue Biografie „Teamgeist – die zwei Leben des Joachim Deckarm“ vorgestellt und die Bücher signiert. VfL-Geschäftsführer François Xavier Houlet dankte Joachim Deckarm vor dem Spiel für seinen Besuch und überreichte einen Blumenstrauß. Die Zuschauer erhoben sie von ihren Sitzen und spendeten „Jo“ minutenlang Applaus.  

Tore VfL: Krantz 9, Wagner 3, Vukovic 5, Fäth 3, Lützelberger 11, Eisenkrätzer 2, Gunnarsson 4, Teppich 3, Szilagyi 1, Rahmel 3, Zrnic 4/2
Paraden: Stojanovic (1 -30. Minute) 8, Lucau (31. 60. Minute) 13
Strafzeiten: VfL 3/ Kastrioti 3
Zuschauer: 1629

[ag; Quelle: VFL]