Das Theater monteure und sein eigenwilliges Prinzip
Seit mittlerweile über 20 Jahren existiert das Theater monteure und hat inzwischen abseits der Tourneen im Bürgerhaus Stollwerck ein festes Zuhause gefunden. Das Programm für Kinder und Jugendliche besteht dabei ausschließlich aus Eigenproduktionen. Bereits mehrfach ausgezeichnet wurde die langjährige Arbeit: Das Stück "rosige aussichten" beispielsweise gewann 2006 den Kölner Theaterpreis. Auch nach dem Jubiläumsjahr 2008 scheint die Produktivität der Theatergruppe ungebrochen, schließlich handelt es sich beim aktuellen Stück bereits um die vierte Produktion in diesem Jahr.

Eine eigenwillige Herangehensweise zeichnet die Gruppe um Andrea Lucas und Joachim von der Heiden aus. Im Gegensatz zum klassischen Kindertheater ist bei den monteuren vorgekautes Konsumieren genausowenig angesagt wie die platte Moralpredigt. Das Montage-Prinzip, schon im Namen zu erkennen, kann dabei dem jungen Publikum genug Raum geben, um die eigene Phantasie und Kreativität zu entdecken. Auch wenn sich im Lauf der Jahre mit völlig unterschiedlichen Themen befasst worden ist, bleiben Improvisation und ein bewusster Hang zum Fragmentarischen Grundprinzipien des Theaters.


Foto:
Szene aus dem Theaterstück  „wo der pfeffer wächst“


Indische Gewürze beschreiben alltägliche Spannungen
Zwei Tänzerinnen, ein Musiker und eine Schauspielerin führen recht abwechslungsreich durch das einstündige Programm. Ein Schlagzeug, einige Holzkisten, eine Landkarte und ein Fotoalbum sind die Utensilien auf der Bühne. Und Pfefferkörner natürlich, die mehrfach und in großen Mengen auf dem Boden landen.

Die Vorstellung ist dabei in mehrere unterschiedliche Performances gegliedert. Mal liegt der Schwerpunkt auf Bewegungschoreographie, mal auf Sprache und Dialog, mal auf Musik. Konflikte unter Freunden und innerhalb der Familie werden den Kindern auf spielerische Weise vorgeführt. Gelungen ist vor allem eine Schlagzeugperformance, bei der dem Schlagzeuger Thomas Marey von seinen drei Bühnenkolleginnen immer mehr Teile des Instruments weggenommen werden und dieser zuletzt aus der Haut fährt, wenn nichts mehr in Reichweite ist, auf das es sich zu trommeln lohnt.

Ohne unnütze Moralpredigten wird den Kindern das Lächerliche und oft Belanglose gezeigt, das zu alltäglichen Streitereien führt. Dass Streiten auch konstruktiv sein kann und beim Beachten von Grundregeln nicht immer nur zerstörerisch sein muss, ist ein kluger Punkt in diesem Programm. Auf originelle Weise wird die Aufmerksamkeit des jüngeren Publikums, das sich zeitweise für etwas ganz anderes interessiert als das Geschehen auf der Bühne, durch überraschende Wendungen immer wieder dahin gelenkt, wo der Pfeffer wächst.

Kinder auf der Bühne: Die Premiere im Bürgerhaus Stollwerck
Nicht alles, was den Kindern gefällt, kann auch die Erwachsenen überzeugen – und umgekehrt. Aber das liegt in der Natur der Sache. Eine Flut von originellen Schimpfwörtern beispielsweise amüsiert augenscheinlich eher das ältere Publikum. Auch Informationen zu Ursprung und Beschaffenheit des Pfeffers gehen wahrscheinlich an den meisten Kindern eher vorbei. Insgesamt lässt sich sagen, dass das Stück für das sehr junge Publikum ohne Sprache am besten funktioniert. Der Schwerpunkt der Vorstellung liegt allerdings auch auf dem Darstellen, weniger dem Erzählen, was dem künstlerischen Konzept dieses Theaters entspricht, da hier eher gezeigt als erklärt und zum selbst denken angeregt werden soll.

Der Abschluss des einstündigen Theaterspiels verhält sich wohl etwas anders als erwartet, denn die beschworenen Pfefferkörner, die auf der Bühne verstreut werden, sind plötzlich so interessant, dass immer mehr junges Publikum sie einsammelt und die vier Schauspieler sich zuletzt umringt von Kindern verbeugen müssen. Am Ende stellt sich die Frage, wie man denn das ganze Publikum wieder auf seine Plätze bringen will, dann doch nicht, weil das Stück gerade vorbei ist.  

Was bleibt zu sagen? Ein gelungener Tag und eine engagierte Inszenierung, die sich wohltuend vom herkömmlichen Kindertheater unterscheidet. Den Kindern scheint es gefallen zu haben.

Infobox
„Wo der Pfeffer wächst. Tanztheater übers Streiten und Vertragen“
von Andrea Lucas und Ensemble
für Kinder von 5 bis 10 Jahren und Familien
mit: Andrea Lucas, Karoline von Lüdinghausen, Thomas Marey, Gitta Roser
Regie / Choreographie:    Andrea Lucas, Britta Lieberknecht
Dauer: rund 60 Minuten
Aufführungen: 8.11., 9.11.,10.11., 13.12., 14.12.


Bürgerhaus Stollwerck
Dreikönigenstr. 23
50678 Köln

Edgar Naporra für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Fotos: Alexander Syban]