L., der in der Szene unter dem Pseudonym "Exit" auftrat, hatte laut dem "Spiegel" vor seiner Festnahme tagelang mit der Firma VZnet-Netzwerke, die unter anderem die Plattform SchülerVZ betreibt, über eine Datenrückgabe verhandelt. Der 20-Jährige hatte sich im Internet offen dazu bekannt, mit einem selbstgeschriebenen Programm etwa 2,7 Millionen Daten von VZ-Nutzern zusammengetragen zu haben. Nachdem Mitte Oktober vom Datenleck bei dem sozialen Netzwerk berichtet worden war, hatte Jodok B., der Technikchef der VZ-Gruppe, "Exit" am 17. Oktober über das Internet kontaktiert. Das Protokoll des Chat zeigt, dass der Firmenangestellte "Exit" teils lockte, teils drohte, und dass die Firma selbst mehrfach das Thema Geld ansprach. Wenn man es schaffe, die Daten zu lokalisieren und zu löschen, so B., dürfe "uns das auch was kosten". Auf die Frage, was L. mit dem Datensammeln erreichen wolle, antwortete der junge Mann: "gar nichts, das war’n just4fun projekt". L. willigte ein, nach Berlin zu kommen und mit der VZ-Gruppe zu verhandeln. Über den Inhalt der Verhandlungen mit vier VZ-Leuten am darauffolgenden Abend gibt es verschiedene Versionen. Der VZ-Technikchef sagte gegenüber der Polizei aus, L. habe behauptet, ein Kaufangebot über 80000 Euro erhalten zu haben. Für eine weitere Kooperation verlange er sofort 20000 Euro. Da habe man die Polizei verständigt, die L. um 23.35 Uhr festnahm. Der Erlanger erklärte hingegen in seiner Vernehmung, die VZ-Leute hätten ihn gefragt, ob es ihm um Geld oder Ruhm gehe. Er habe spontan die Summe 80000 Euro genannt und sich einverstanden erklärt, die "bei mir befindlichen Daten zu löschen", wenn er bis Montag 20000 Euro erhalte. Dass sein Mandant angesichts dieser Sachlage wegen versuchter Erpressung verurteilt worden wäre, hält L.s Verteidiger Ulrich Dost für unwahrscheinlich. Fragwürdig ist auch das Vorgehen der Justiz. Matthias L. wurde in einer Einzelzelle untergebracht, obwohl aktenkundig war, dass er an einer "kombinierten Persönlichkeitsstörung" litt. Dort wurde Matthias L. am 31. Oktober erhängt aufgefunden. Das Unternehmen bestreitet indessen, dass es zuerst Geld in Aussicht gestellt habe. Weitere Details wie die Chat-Protokolle wollte das Unternehmen nicht kommentieren.

[dts]