Der im Kriegsjahr 1941 in Schlesien geboren Künstler lebt und arbeitet seit 1978 in Köln. Das Museum Ludwig besitzt seit Dezember 2008 dank einer Schenkung der Kölner Samler Ulrich Reininghaus und Anne Frieber- Reininghaus eine der größten Polke-Sammlungen. Der Bestand umfasst rund 200 Editionen aus über 40 Jahren. Die Kölner Galerie Heinz Holtmann im Rheinauhafen (Anna Schneider-Steig 13; (http://www.galerie-holtmann.de/) widmet dem Künstler noch bis zum 25.11. eine Einzelausstellung mit Grafiken und Objekten.

Christoph Mohr


INFOBOX:
Die Begründung der Jury des Roswitha-Hoffmann-Preises 2010

"Polke zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Seit vierzig Jahren hat er mit Stilen, Themen, Materialien und einer Haltung experimentiert, welche die Rolle der Kunst und des Künstlers mit ins Betrachtungsfeld hob. Damit hat Polke Wesentliches zur Erneuerung der Malerei beigetragen.

Die grosse Konstante im Werk des vielseitigen Künstlers ist das gerasterte Bild, mit dem Polke seit den frühen 60er Jahren in vielen Erscheinungsformen arbeitet. Gleichzeitig experimentiert er mit fotochemischen Methoden und schafft malerische Fotografien, die das Prozesshafte ihrer Entstehung betonen und seine Malerei bis heute beeinflussen. Nach einer Weltreise präsentierte er 1982 an der Documenta 7 rätselhafte, dunkel und violett schimmernde Werke von wilder Schönheit. In ihnen kommen moderne, künstliche Pigmente zum Einsatz, die Polke mit Petrol und Benzin bearbeitet.

Spätere Werke zeugen von seiner eingehenden Beschäftigung mit antiker Farbherstellung. Polke agiert mit grosser, universalistischer Sachkenntnis, gilt als «Alchemist». Er setzt neben gewöhnlichen, vorfabrizierten Stoffen auch kostbare Mineralien wie Lapislazuli und Malachit ein, wählt Lacke und Metalle als Bedeutungsträger. Der Prozess des Entstehens, das Beobachten und Freisetzen eines Eigenlebens des Materials ist immer gegenwärtig.

Der Akt des Malens ist eine bewusst riskierte Interaktion zwischen der Materie und dem Gestaltungswillen des Künstlers. Damit etablierte er einen neuen, evidenten Abstraktionsbegriff, der das Materielle als Zentrum und Durchgangsstation ins Visier nimmt. Vorstellungen von reiner Malerei, reiner Natur oder Romantik evoziert er spektakulär und hinterfragt gleichzeitig kühl eine von Mächten des Marktes, der Politik und den Medien geprägte Gesellschaft.

Überzeugt ist die Jury des Roswitha Haftmann-Preises auch von Polkes jüngsten Arbeiten: Fenster für das Grossmünster in Zürich. Der gelernte Glasmaler hat dort gleichermassen kraftvolle wie sensible Bilder geschaffen – figurative und abstrakte Meisterwerke aus Achaten und Glas.In Anerkennung dieser in ihrer Gesamtheit ausserordentlichen künstlerischen Leistungen verleiht der Stiftungsrat ihm den Roswitha Haftmann-Preis."

Quelle Jurybegründung: Roswitha Haftmann-Stiftung