Die Lanxess Arena hat sich mit 120 Lastwagen-Ladungen Sand in einen riesigen Parcours mit Absprungrampen und großen Landehügeln verwandelt, auf denen die mutigen Biker ihre teils halsbrecherischen Tricks dem Publikum zeigen.

Zuvor haben die Fans noch die Möglichkeit, bei einem Spaziergang durchs Fahrerlager ihre Helden persönlich kennenzulernen. Dazu zählt auch der US-Amerikaner Brody Wilson, der derzeit im Weltcup Platz 3 belegt. „Ich bin zum ersten Mal in Köln. Die Halle und der Parcours gefallen mir sehr und vom Publikum habe ich nur Gutes gehört“, sagt der Motorsportler, bevor er sich wieder um die zahlreichen Autogrammwünsche kümmert. Zu den Erfahrenen unter den Fahrern zählt der Franke Fabian Bauersachs, der seit mehr als zehn Jahren zu den Freestylern gehört. Seine Maschine ist ein normales Motocross-Motorrad mit 250 Kubik.  „Am liebsten nehmen wir Zwei-Takt-Maschinen, weil die mehr Leistung bringen“, sagt der Maler- und Lackierer-Meister, der als Profi vom Motorsport leben kann.

Für die Tricks hat Bauersachs Einiges an seinem Motorrad verändert. Dazu gehören die so genannten „Grabholes“ unter der abgeflachten Sitzbank, an denen sich die Fahrer festhalten, wenn sie sich ganz vom Motorrad lösen und hinter ihren Maschinen herfliegen.  Durch den „Flip“-Hebel werden die Handgelenke der Fahrer geschont, wenn sie bei einem Rückwärtssalto durch die Luft fliegen.
 
Auch auf die Mittelstrebe des Lenkers wird verzichtet, um den Sportlern mehr Bewegungsfreiheit zu geben. „Die meisten Sachen bauen wir selbst um, nur bei größeren Motor- und Getriebeproblemen holen wir Mechaniker“, sagt der 30-Jährige. Welche Tricks er zeigt, hat er auf dem „Trickbuch“ am Lenker aufgelistet. „Das ist für uns so eine Art Spickzettel, wenn wir im Parcours stehen“, erklärt Bauersachs.

Bereits mit acht Jahren hat sein Kollege Hannes Achermann mit dem Motorsport begonnen. „Zuerst waren es normale Motocross-Rennen, später bin ich dann zu den Freestylern gekommen“, berichtet der 19-jährige Deutsche Meister. Besonders gut gefällt ihm die Schwerelosigkeit beim Flug über die Schanzen. Dass sein Sport nicht ungefährlich ist, weiß Ackermann aus eigener Erfahrung: „Ich habe mir drei Wirbel und den Arm gebrochen. Auch die Bänder im Knie hat es schon erwischt.“ Zum Schutz vor Verletzungen tragen die Fahrer spezielle Stiefel, Knieschutz und Nackenprotektoren.

Erfahrung im Motocross hat der 15-jährige Alexander aus Hürth bereits gesammelt, der sich gerade Autogramme bei seinen Idolen geholt hat. „Mir macht die Aufregung bei den Rennen Spaß, der Nervenkitzel reizt mich“, sagt der Jugendliche trotz des etwas besorgten Blicks seiner Mutter, die mit ins Fahrerlager gekommen ist. In der Halle gibt es nun für die 5000 Fans spektakuläre Sprünge zu sehen. Schon bei der Qualifikation zeigen die Fahrer Tricks, die ihnen alles abverlangen. So beim „Tsunami“, bei dem das Motorrad senkrecht in der Luft steht, während der Sportler einen Handstand auf dem Lenker macht. Beim „Superman“ fliegt der Fahrer dagegen seiner Maschine mit gestreckten Beinen hinterher. Wie die Tricks ausgeführt werden, bewerten Kampfrichter, die wie beim Eiskunstlauf Punkte für den Schweregrad und die Ausführung machen.  Weitere Disziplinen bei der „Night oft he Jumps“  sind auch Zwei-Mann-Rennen mit Sprüngen oder der Hochsprung-Wettbewerb, bei dem der Sieger die 8.10 Meter scheinbar mühelos überwindet.

Night oft he Jumps
Parcours: Für die Strecke wurden 1800 Tonnen Sand und Lehm in die Halle gebracht und in zwölf Stunden von dem 25-köpfigen Team zu einem Parcours verwandelt. Der höchste Landehügel ist 4.20 Meter hoch und 800 Tonnen schwer.
Sieger: Platz 1:Remi Bizouard (FRA), Platz 2: Brody Wilson (USA), Platz 3: José Miralles (ESP)

Stephan Eppinger