Keine Angst. Es handelte sich dabei lediglich um eine Werbeaktion des Museum Ludwig für die kommenden Ausstellungen „Politische Bilder. Sowjetische Fotografien 1918-1941“, und die Ausstellung zur Aktion „Lenin on Tour“. Also wird Lenin kein dauerhaftes Denkmal am wohl berühmtesten Platz von Köln bekommen.

Original Leninbüste aus Dresden zu Gast
„Lenin on Tour“ ist ein spannendes Projekt des Münchener Konzeptkünstlers Rudolf Herz. In Köln ist die „Lenin on Tour“ zu Ende, die im Jahr 2004 startete. Der Künstler hat das Original Lenin-Denkmal aus Dresden – das nach dem Fall der Mauer gestürzt wurde – von einem schwedischen Bildhauer ausgeliehen, auf einen Lastwagen gestellt, und ist damit durch Mitteleuropa gefahren. Motto der Kunstaktion „Meinen Zeitgenossen zeige ich Lenin. Und Lenin das 21. Jahrhundert. Wer erklärt es ihm?“

Das Museum Ludwig widmet der Aktion von Rudolf Herz eine Fotoaustellung, denn der Lastwagen mit der Leninbüste war nur heute von 11-15 Uhr zu Gast in Köln. Gezeigt werden 80 Fotos von der Reise des Denkmals quer durch Europa. Die Fotos zeigen die Granit-Torsi an den verschiedensten Orten wie etwa einer Disco, vor einem Atomkraftwerk, auf der Straße oder in Städten wie Prag, Rom, Zürich und München. Die Ausstellung zeigt wie Zeitgenossen in Europa auf die Vaterfigur des russischen Kommunismus heute Gegenwart reagierten. Die Fotoaustellung wird vom Dokumentarfilm „Rudolf Herz – Lenin on Tour“ begeleitet. Der Film wird am 22. Oktober 2009 und am 28. Januar 2010 im Kino des Museum Ludwig gezeigt. Auch ein Künstlerbuch, das im Steidl Verlag erscheinen soll, wird die Aktion dokumentieren.

Ab dem 23. Oktober bis zum 31. Januar zeigt das Museum Ludwig parallel zu „Lenin on Tour“ die Ausstellung „Politische Bilder. Sowjetische Fotografien 1918-1941“. Das Museum präsentiert damit erstmalig die neu erworbene Sammlung der bedeutendsten sowjetischen Fotografen der Vorkriegszeit. Das Museum Ludwig hat die Fotos von der in Prag lebenden Publizisten und Kuratorin Daniela Mrázkowá gekauft. Unterstützt wurde der Kauf von der Landesregierung NRW, Kunststiftung NRW und Kulturstiftung der Länder. Die Sammlung Mrázkowá sei eine passende Erweiterung der Sammlung Russische Avantgarde im 20. Jahrhundert, die das Museum Ludwig bereits gesammelt hat, so das Museum.

Die Ausstellung gibt einen seltenen Einblick in der Sowjetunion der Vorkriegszeit. Diese russischen Fotografen sind bisher kaum in deutschen Sammlungen vertreten. Aus dieser Zeit existieren in der Sowjetunion nur wenige Fotos. Dies sei eine Folge der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg, aber auch weil Fotos einfach auch zum Heizen verbrannt wurden, als es keine anderen Heizmaterialien gab, so die Experten.

Über 200 kleinformatige Schwarz-Weiss-Fotos unter anderem von Arkadij Schajchet, Georgij Selma, Max Al´pert, Boris Ignatowitsch, Georgij Petrusow und Alexsandr Rodtschenko, werden ausgestellt. Gezeigt werden etwa Porträts der wichtigsten Helden, Dichter und Philosophen der Sowjetunion im Stile des Piktoralismus. Architektur und industrielle Erneurungen, sowie das einfache Leben von Arbeitern und der Landbevölkerung wird im Stil des sozialistischen Realismus abgebildet. Dazu erfahren die Besucher der Ausstellung biographische Details zu jedem Fotografen. Etwa zu Aleksandr Michailowitsch Rodtschenko, der Kunst studiert hatte, dann Mitglied im Volkskommissariats für Aufklärung und Bildung wurde und sich 1925 in Paris eine Handkamera kaufte und ab 1928 die mit dieser Kamera geschossen Fotos ausstellte. Die Ausstellung schildert aber auch die Geschichte, wie die Fotografen dem russischen Volk zunächst die Umgestaltung von Russland nach der Revolution zeigen wollten, und wie die Fotos dann immer mehr zur Propaganda der Sowjetunion wurden. Auch Filmdokumente von Harmut Kaminski werden in der Ausstellung gezeigt. Themen dieser Filme sind Porträts über Stalin, Sportlerparaden oder den Archipel Gulag. Zusätzlich gibt es auch ein begleitendes Filmprogramm im Kino des Museums.

Aktualisiert 23.10.2009, 18:08 Uhr
Kölner Stimmen zum Leninkopf
Rudolf Herz wollte mit seiner Aktion „Lenin on Tour“ provozieren. Wie haben Kölner auf den Granit-Torsi von Lenin und seinen Mitstreitern reagiert? Unzählige Kölner blieben vor den Statuen stehen und schossen Fotos. Report-k.de fragte Kölner, wie sie die Kunstaktion finden und die Auseinandersetzung zwischen Kommunismus und Kapitalismus in unserer Zeit:

„Die Aktion ist sehr spannend“, meinte Sascha, 31. „Mir gefällt die Idee, dass die Statuen unterwegs in Europa gewesen sind, besonders gut. Aber Lenin und die Themen des Kapitalismus und Kommunismus interessierten mich weniger.“

„Ich bin ganz überrascht die Figuren hier zu sehen und finde die Aktion interessant“, so Bettina, 41, Lenin und die Themen Kapitalismus und Kommunismus finde ich nicht so berauschend.“

Museum Ludwig
Politische Bilder. Sowjetische Fotografien 1918-1941
23.10.2009-31.1.2010
www.museum-ludwig.de

Vanessa Schneider für report-k.de / Kölns Internetzeitung