11 Negerköpp – stimmen mit kölschen Hits ein
11 Original Negerköpp stimmten den Saal nach der Begrüßung durch den Baas und 1. Vorsitzenden der Kölner Muuzemändelcher Werner Schubert auf den Vorstelltag mit Coversongs der Top Hits der kölschen Karnevalsszene, wie etwa "Schön ist das Leben" von den Paveiern ein. Die Original Negerköpp von 1929 ist ein Männerchor der in den traditionellen Kostümen wie Hänneschen und Bärbelchen auftritt. Auch die Negerköpp feiern ein Jubiläum, man wird in diesem Jahr 80 Jahre alt. Zum Repertoire gehören natürlich auch Lieder aus dem letzten Jahrhundert, der Zeit kurz nach dem Krieg und der Wirtschaftswunderzeit. Durch ihren historisierenden Look & Feel verkörpern die Negerköpp eine längst vergangene Zeit.

Das Tanzcorps "Colonia Rut Wiess" – Hebefigurenmarathon
Engagiert geht man zu Werke und setzt konsequent auf kölsche Töne, viele Hebefiguren und Akrobatisches. Das kann man auch, denn die Gruppe ist zu fast 100 Prozent paritätisch mit jungen Frauen und Männern besetzt, was man heute nicht immer sieht. Die Hebefiguren gelingen so früh vor Sessionsbeginn nicht immer, was auf der Bühne manchmal für Unruhe sorgt. Aber bis die Session richtig losgeht, ist ja noch ein wenig Zeit. "Colonia Rut Wiess" ist das Tanzcorps der Karnevalsgesellschaft der Schlenderhaner Lumpe und wird von deren Präsident Wolfgang Brock.

„Duo Paletti“ – Opernsänger meets Äpelsbuur
Das Zwiegespräch "Alles Paletti" ist neu bei den Muuzen. Von Kartoffeln über die Oper bis Lily Marleen führt Gesang und Dialog, aber man widmet sich auch neuzeitlicheren Problemen, etwa der Spezies des Rauchers und seiner Ausgegrenztheit. Anti-Aging und Walking sind weitere Themen für die rüstige Generation ab 50. Einer spielt Quetsch, der andere symbolisiert die Figur "Äpelsbuur" und singt zwischen Tenor und Bariton Verdi Arien mit kölschen Texten und Eifeler Inhalten. Die Figuren sind eher historisch angelegt, dabei beschäftigt sich das Duett durchaus in seinen Beobachtungen mit modernen Themen und Problemen. "Äpelsbuur" Günter Starke ist übrigens ausgebildeter Opernsänger.

Kindertanzgruppe „Hellige Knächte und Mägde“ – mit viel Spaß dabei
Die Kinder und Jugendtanzgruppe der roten „Helligen Knächte und Mägde“ hat viel Spaß auf der Bühne. Das Programm ist perfekt abgestimmt auf die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen. Damit präsentieren die Kinder schöne Tänze auf kölsche Klassiker von Ostermann bis zu Tommy Engels "Du bis Kölle". Mit glänzenden Augen zelebrieren die Kinder und Jugendlichen die Tänze und es gelingt ihnen diese Freude in den Saal zu transformieren. Ganz herzallerliebst sind die beiden vierjährigen Kinder die mit auf die Bühne und den „Großen“ assistieren dürfen.

Claudia Roland – kölsches Partygirl aus Niederkassel
Claudia Roland macht Partysound und garniert ihre Texte mit den wichtigsten Utensilien zum Mitsingen, Spitzenbüchsje, lecker Mädche. Und natürlich lässt sie sich daran nicht fummeln. Claudia Roland bezeichnet sich als junge Schlager- und Stimmungssängerin und kommt aus Niederkassel. Claudia Roland bietet nach eigenen Angaben ein breites Angebot für alle Feste und hat auch ein Weihnachtsprogramm im Angebot. Wer reinen Partysound braucht, der macht mit Claudia Roland sicher nichts falsch.

Die „Turm-Garde Eitorf“ – Weltpremiere mit Einarmnummer
Grün-Silber-Rote Haare, das ist das Markenzeichen der „Turm-Garde Eitorf“. Zu deutschen Schlagern jubiliert die Tanzgruppe teilweise so laut, dass die Band nicht mehr zu hören ist. Die „Turm-Garde Eitorf“ bringt klassischen Profigardetanz auf höchstem Niveau auf die Bühne. Um mit dem Tempo der fixen Turm-Garde Tänzer mitzuhalten musste sich die „Colonia Big Band“ ganz schön anstrengen. Bei den Solotanzpaaren gab es dann bei den Muuzen eine Weltpremiere. Die Mariechen wurden auf einem Arm getragen. So etwas hat man in Köln bisher nicht gesehen. Die „Turm-Garde Eitorf“ bringt viel Spaß auf die Bühne und in den Saal, allerdings fehlt das kölsche Element.

Pänz vun Gereon – die Kinder feiern die Bläck Fööss
Die Pänz vun Gereon stellten sich bereits bei der Kajuaja vor. Hier lesen Sie die Besprechung von der Kajuja von report-k.de >>>

Die „Großen Kölner Landsknechte“ – Konzentration auf´s Tänzerische
14 junge Frauen und drei Tänzer präsentierten ihre Tänze zu kölschen Hits und klassischen Schlagern. Die Grossen Kölner Landsknechte setzen dabei stark auf die tänzerischen Elemente. Akrobatik spielt bei den Tänzen der Grossen Kölner Landsknechte keine so starke Rolle in dieser Session. Anders als in den Vorjahren verzichten die Grossen Kölner Landsknechte auf einen eigenen Gesang, was sich vor allem beim Mottolied der „Großen Kölner Karnevalsgesellschaft“ nicht unbedingt positiv auswirkt, da dies doch einem breiten Publikum unbekannt ist. Hier fehlt der Gesang. Die Grossen Kölner Landsknechte gehören zur Karnevalsgesellschaft Große Kölner.

Weber und Weber – der Vater irrt erst einmal durch den Saal
Vater und Sohn im Zweigespräch. Der Vater und der Sohn sprechen über das Fliegen vom Dom, Guido Westerwelle und Heidi Klum und intonieren kleine Lieder über den Fastelovend und das der Zoch kütt. Die beiden reflektieren über Generationenkonflikte und wer mehr Feuer versprüht, der Junior oder Senior. Aber wer küsst besser? Weber und Weber feiert in diesem Jahr 10-jähriges Bühnenjubiläum. Nach einigen Irrungen durch den Saal fand Vater Weber dann doch zielstrebig die Bühne und stieg erst einmal in seine Gitarre ein.

Die Blechharmoniker – schon beim Einzug in den Saal eine echte Show
Die Blechharmoniker spielen Reise nach Jerusalem – vier Stühle und fünf Musiker – dazu garnieren sie herrlich schräge Zwischentöne und klamauken sich musikalisch über die Bühne. Die Blechharmoniker sind seit Jahren eine unique Nummer, die hochprofessionell niveauvolle Unterhaltung auch für die große karnevalistische Bühne anbietet. Die Blechharmoniker sind ausgezeichnete Musiker und eine Erfrischung in dem oftmals sich angleichenden Schlager- und Popmeer des Kölner Karnevals. Auch die Nummer in dieser Session ist von ausgefeilter Komik, wunderbar musikalisch abgestimmt und feinjustiert in der Komik. Damit empfehlen sich die Blechharmoniker für alle Sitzungsarten, gleich ob Gala-, Kostüm- oder Milieusitzung.

Et Klimpermännche, Thomas Cüpper – kölscher Geschichtenerzähler und Poet
Thomas Cüpper pflegt die Kölsche Sprache, wie kein Zweiter und erzählt dabei noch herrlich pointierte Geschichten. Cüpper ist Meister der leisen Töne und ohne einen Ton zu sagen bekommt er den Saal mucksmäuschenstill und aktiviert die Saalgäste zum Zuhören. Denn jeden Ton, jede Zeile will das Publikum mitbekommen und schon beim zweiten Refrain summt das Publikum und intoniert die Zeilen mit. Übrigens kann Herr Cüpper, das nicht nur an einem Vorstelltag Sonntags um 14:30 Uhr, sondern auch um 0:55 Uhr im Kölner Gürzenich. Wenn Sie das nicht glauben, sollten Sie eine Sitzung der Ehrengarde besuchen. Thomas Cüpper ist Meisterklasse, nicht nur musikalisch, sondern auch erzählerisch. Und wenn er "Ich bin ne kölsche Jung…" singt dann kann man das aktuell nicht authentischer erleben. Da versteht es sich von selbst, dass der Saal vielstimmig mitsingt.

„Jot drop“ – Fünf Musiker aus Troisdorf bringen Kölschpop auf die Bühne
"Alles op ein Kaat!" ist der aktuelle Song den die fünf Musiker aus Troisdorf mitgebracht haben. "Jot drop" machen harmonischen Gute-Laune-Sound zwischen Schlager und Volksmusik, ohne dabei einen wirklich eigenen Stil zu entwickeln. Textlich singt man etwa über den längsten Tisch von Köln. Der dritte Song ist "Ich jon en die Stadt", ein Sommersong von "Jot drop". Eingekölscht wird der Sound durch die melodisch vorgetragenen kölschen Texte.

„Kammerkätzchen und Kammerdiener“ – viele Mädchen für die Pyramide
Die Pyramide der Tanzgruppe „Kammerkätzchen und Kammerdiener“ ist nach wie vor einzigartig und sehenswert. Die Gruppe tanzt voller Freude auf die schnellen aktuellen Hits der großen Kölner Gruppen und präsentiert so den modernen Kölner Karneval. Das merkt man auch am Applaus im Saal, der sich begeistert zeigte. Die „Kammerkätzchen und Kammerdiener“ der Großen Kölner Karnevalsgesellschaft Schnüsse Tring präsentierten sich topfit für die neue Session. 

Die musikalischen Musketiere bildeten den Abschluss des sonntäglichen Vorstelltages und boten Blasmusik mit kölschen Tönen. Geehrt wurde Hans Josef Jaeger der im Vorstand der Muuzemändelcher als Beisitzer für die Programmgestaltung verantwortlich zeichnet. Die Auszeichnung nahm Alfred Kröll vor und zeichnete Jaeger mit dem silbernen Verdienstorden des Festkomitees Kölner Karneval aus.

Das report-k.de-Fazit: Ein mehr als schwach besetzter Saal an diesem Sonntagmorgen. Zwar begrüßte Baas Werner Schubert viele Literaten, oder die Vertreter der Akademie des Festkomitees, aber die waren gar nicht gekommen. Und damit ist man schon bei einem Kernproblem des Vorstelltages der Muuzemändelcher. Die haben zwar in den letzten Jahren kontinuierlich das Niveau der auftretenden Künstler gesteigert, dafür ist der Rahmen und die Moderation nicht akzeptabel. Muss ein 1. Vorsitzender, der Tag und Abend durcheinanderwirft und langweilige Monologe hält, wirklich moderieren? Warum betreut er nicht an einem Tisch die Ehrengäste, wie Ludwig Sebus oder Günter Eilemann und lässt jemanden auf die Bühne, der sein Handwerk kann. Dann kann er für eine Ehrung oder zum Finale durchaus noch einmal auf die Bühne und sich dem Publikum zeigen, dass ihn deshalb nicht weniger lieb hat, eher im Gegenteil.

Viel wichtiger aber ist, dass Schubert so der dringend erforderlichen Modernisierung und Erneuerung der Muuzen Tür und Tor verschließt. Denn auch das Publikum, dass die wenigen Tische besetzt hat, war weit im Rentenalter. Erstaunlich ist, dass es den Muuzen nicht gelingt etwa Kräfte von „Loos mer singe“ zu sich herüberzuziehen, die eigentlich in die handgemachte Art der Muuzen gut passen müssten und eigentlich nach dem Literarischen Komitee keine rechte Heimat im Kölner Karneval haben. Denn sich nur auf den Stil des letzten Jahrhunderts zu verlassen und ein wenig die aktuellen Kölschpopgrößen ab und an zu adaptieren, wird die Muuzen nicht in eine glückliche Zukunft führen. Denn schon für diesen Vorstelltag war sogar der Ostermannsaal mehr als überdimensioniert. Damit aber auch die Literaten kommen, muss man mit Neuem überraschen und verblüffen, sonst passiert das was dieses Jahr geschah. Keine, bis wenig Literaten, zumindest der entscheidenden Gesellschaften in Sicht.

Die Muuzen wären auch durch ihre Geschichte prädestiniert dafür junge, moderne und engagierte Künstlerinnen und Künstler zu integrieren, die die modernen Geschichten aus Köln erzählen, durchaus auch die schrägen und sozialkritischen. Die, die jetzt den Alten nachfolgen haben eine Mammutaufgabe vor sich, wollen sie diesen Erosionsprozess stoppen, denn sie müssen die, die schon lange dabei sind, bei der Stange halten und das bei einem fast leeren Saal und Neue hinzugewinnen. Es ist den Muuzen gerade in ihrem Jubiläumsjahr zu wünschen, aber dazu bedarf es schnellstmöglich frischen Windes.

[Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung]