Heute Morgen erprobten die Kölner Berufsfeuerwehrmänner erstmals den Ernstfall. Aufgrund der kalten Temperaturen musste dazu eine Puppe herhalten. In gelben, sauerstoffgefüllten Schutzanzügen nahmen zwei Feuerwehrmänner die auf einer Bahre liegende und „schwer verletzte“ Puppe entgegen. Sofort ging es dann für die Puppe auf eine Rollbahn. Dort wurden ihr die verseuchten Kleidungsstücke ausgezogen. Anschließend wurde sie auf der Rollbahn zur Dusch- und Desinfektionsstation geschoben. Hier wurden gründlich die giftigen Stoffe abgewaschen, bevor die Puppe in einen neuen blauen Kittel gewickelt und schließlich auf einer Krankenbahre in den Krankenwagen geschoben wurde.

50 Verletzte in einer Stunde
Die Kölner Feuerwehr hat seit heute den so genannten „Abrollbehälter“ oder auch AB Dekon-V. Der ist ein rund 20 Meter langer Tunnel, in dessen Mitte sich ein Duschbereich befindet. Eingesetzt wird der Abrollbehälter bei Chemieunfällen mit vielen Verletzen – etwa bei einem Unfall mit einem Tanklaster. Denn vor der eigentlichen medizinischen Versorgung müssen die Verletzen von den gefährlichen Stoffen befreit werden. Bislang hatte die Feuerwehr nur ihre großen Duschzelte, in der Verletzte stehen konnten. Eine Dekontamination von Schwerverletzten, die selbst nicht mehr stehen oder laufen können, erwies sich darin als äußert schwierig. In dem neuen Abrollbehälter können die Verletzten bequem auf einer Bahre liegend gesäubert und neu angekleidet werden. Das spart nicht nur die Kraft der Feuerwehrmänner, sondern auch viel Zeit und Organisation, erklärte heute Stefan Neuhoff, Direktor der Berufsfeuerwehr Köln. Bis zu 50 schwer Verletzte sollen in dem neuen Tunnel innerhalb einer Stunde gesäubert und versorgt werden können.

“Wir sind nun gut ausgestattet“
Köln ist die erste Stadt Nordrhein-Westfalens, die ab sofort einen der neuen Abrollbehälter besitzt. 19 weitere Städte und Kreise werden noch in diesem Jahr mit einem solchen mobilen Duschtunnel ausgestattet. Weitere 29 Abrollbehälter sollen im nächsten Jahr folgen. Innenminister Ingo Wolf reiste heute extra nach Köln, um den Duschtunnel an die Kölner Feuerwehr zu übergeben. „Ich hoffe, dass der Abrollbehälter nie gebraucht wird. Sollte sich jedoch ein Chemieunfall ereignen, sind wir nun gut ausgestattet“, meinte der Innenminister. Insgesamt fünf Millionen Euro gibt das Land für die neuen Abrollbehälter aus.

Gespannt sah Wolf anschließend zu, wie die Feuerwehrmänner ihren ersten Einsatz erprobten. Innerhalb von einer Stunde hatten die Männer den Tunnel aufgebaut. Künftig soll das aber noch schneller gehen. Ihr Ziel ist es, den gesamten Abrollbehälter inklusive eigenem Stromerzeuger, Warmluftheizung und zwei Schnellaufbauzelten in 30 Minuten aufzubauen. Ein Problem könnte allerdings die Größe des Aufbaus darstellen. Denn der gesamte AB Dekon-V hat eine Grundfläche von rund 100 Quadratmetern und muss von 60 Einsatzhelfern in Schutzanzügen bedient werden. Die wurden in den letzten Monaten speziell für den Einsatz im Abrollbehälter ausgebildet. Abzuwarten bleibt nun, wann der Abrollbehälter erstmals zum Einsatz kommt. In den letzten Jahren wäre er jedenfalls noch nie nötig gewesen, erklärten die Kölner Feuerwehrmänner.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung