Der nun offenbar gewordene Fleischskandal, auch in der Nähe von Köln in Troisdorf ruft die Landesregierung auf den Plan. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und NRW Verbraucherschutz Minister Eckhard Uhlenberg fordern: "Fleischschiebern das Handwerk legen". Weiter ließ die Landesregierung verlauten: "Die Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass Lebensmittel nach bestem Wissen und Gewissen erzeugt und vertrieben wurden. Sie müssen darauf vertrauen können, dass Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung höchsten Qualitätsansprüchen genügen.

Die bekannt gewordene Verschiebung von verdorbenem Fleisch ist skandalös. Abfall, ekelerregende und verdorbene Ware gehört nicht in Ladentheken, Imbissstuben und Gaststätten. Die Zusicherung, dass bisher keine Gesundheitsgefährdung nachweisbar ist, ändert nichts an der Widerlichkeit und Rücksichtslosigkeit der bekannt gewordenen Machenschaften."

Weiter heißt es die Leidtragenden sind nicht nur die verunsicherten und zu Recht empörten Menschen. Auch alle Landwirte, Metzger, Händler und Vermarkter, die gewissenhaft und sorgfältig arbeiten und beste Qualität anbieten, sind die Opfer der kriminellen Energie von Schiebern und Umdeklarierern.

Die Landesregierung kündigt folgendes 7 Punkte Programm an:

1. Wir werden intensiv überwachen, dass die Lebensmittelbetriebe ihrer Verpflichtung zum Nachweis über die Herkunft und den Verbleib von Fleisch nachkommen.

2. Wir werden Tiefkühllager intensiv kontrollieren und verschärft bei den Kontrollen darauf achten, ob überlagerte Ware vorhanden ist.

3. Aufgetautes Fleisch, das zum Verkauf oder direkten Verzehr angeboten wird, muss als solches gekennzeichnet werden.

4. Wir werden überprüfen, ob die Voraussetzungen für den Entzug der Betriebserlaubnis bei Verstößen gegen das Lebensmittelrecht, wie wir sie jetzt festgestellt haben, ausreichen.

5. Qualität muss für die Verbraucher eindeutig erkennbar sein. Hierfür hat die Wirtschaft die Voraussetzungen zu schaffen; deswegen werden wir einen Dialog initiieren zur Einführung von Qualitäts- und Herkunftszertifikaten, die den Menschen als einfache und verlässliche Wegweiser zu garantiert hochwertigem Fleisch dienen.

6. In Nordrhein-Westfalen werden hochwertige und gesunde Nahrungsmittel in regionaltypischer Vielfalt erzeugt. Wir werden uns verstärkt für den Erhalt dieser Vielfalt und für eine verbrauchernahe Vermarktung einsetzen.

7. Wir überprüfen, ob es Strafbarkeitslücken im gegenwärtigen Lebensmittelrecht gibt, die ggf. geschlossen werden müssen.

Neben dem Aktionsprogramm handelte man bereits und verstärkte die Kontrollen: "Die Anfang der Woche angeordnete flächendeckende Schwerpunkt-Kontrolle erweist sich als richtig. Deswegen werden die Kontrolleure ab sofort unterstützt durch speziell geschulte Inspektoren aus unserem Landesamt für Ernährungswirtschaft und Jagd", sagte Minister Uhlenberg.

Das Verbraucherschutzministerium teilte zudem Einzelheiten zu weiteren Vorgängen im Zusammenhang mit Fleischwaren mit, die ihm bisher (Freitag, 25. November, 2005, 14.00 Uhr) von den zuständigen Behörden gemeldet wurden.

Rhein-Sieg-Kreis (Troisdorf)

Ein Fleischhändler wurde am Abend des 24.11.2005 verhaftet. Der Betrieb wurde geschlossen. Der Händler hat Fleisch gesammelt und im Tiefkühlraum gelagert. Bei der vorgefundenen Ware handelte sich überlagerte Fleisch- und Wurstwaren. Zudem hat er Wurstwaren umetikettiert. Damit liegt ein Verstoß gegen Lebensmittelrecht vor. Es wurden 10 Proben zur Beweissicherung genommen. Es handelte sich jedoch um verdorbene Ware. Der Betrieb wurde vollständig geschlossen. Die im Betrieb lagernde Ware, ca. eine Tonne Fleisch- und Wurstwaren, wird am Montag vernichtet.

Stadt Düsseldorf

Im Rahmen der von Verbraucherschutzministerium angeordneten Kühlhauskontrollen wurden in einem zugelassenen Kühlhaus in Düsseldorf ca. 3,5 Tonnen Geflügelfleisch und -spieße vorsorglich sichergestellt. Die Spieße waren überlagert. Beim Geflügelfleisch war die Herkunft unklar. Die Einlagerungen erfolgten von einem zugelassenen Betrieb in Düsseldorf. Kontrollen haben ergeben, dass die dort gelagerte Ware überlagert war. 897 Kilogramm werden vernichtet, 1,5 Tonnen wurden sichergestellt. Die Ermittlungen werden fortgesetzt.

Kreis Neuss

Im Rahmen der Überprüfungsaktion wurden in einem zugelassenen Kühlhaus in Neuss Ware eines zugelassenen Schlacht- und Zerlegebetriebes vorsorglich sichergestellt. Es handelt sich um 15 Tonnen Schweinefleisch und dicke Rippen, die im Juni 2003 bzw. Anfang 2004 eingelagert wurde. Von der überlagerten Ware ist nichts in den Handel gelangt. Es werden heute Proben genommen.

Ennepe-Ruhr-Kreis

Aufgrund einer Verbraucherbeschwerde wurde ein Einzelhändler in Hattingen aufgesucht. Im Kühlraum war ein übler, dumpfer Geruch. Es lagerten Schweinehaxen und Spare-Ribs mit sensorischen Abweichungen, die als Retoure bestimmt war, neben zum Verzehr bestimmter Ware. Das Inverkehrbringen der gesamten Ware wurde untersagt.

Vorsorglich wurden zudem zehn Verkaufswagen zurückgerufen, die mit Ware bestückt zu ihren Zielorten unterwegs waren. Die Ware wies leichte sensorische Abweichungen auf. Der gesamte Warenbestand des Kühlraumes und der Verkaufswagen, insgesamt 1,9 Tonnen, wurden vernichtet.

 

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung; Foto: pixelquelle.de