Der THW begann gewohnt dominant: Nach sieben Minuten waren die Hausherren mit 3:1 in Führung. Dem VfL fiel es schwer, die THW-Defensive zu umschiffen – und wenn mal ein Abschluss gelang, stand da immer noch Thierry Omeyer im Tor, der in der Anfangsphase mehrmals parierte. Der VfL glich den Rückstand durch Tore von Vedran Zrnic und Adrian Pfahl zwar aus, doch der Ex-Gummersbach Momir Ilic mit seinem zweiten Tor brachte die Schwarz-Weißen wieder mit 4:3 in Front. Doch ein wenig stockte auch die Angriffsmaschinerie des THW: Stojanovic parierte gegen Lundström , Ilic traf mit einem Siebenmeter nur den Pfosten. Auch der deutsche Meister zeigte Schwächen. Auf der Gegenseite traf Tuzolana sowie Zrnic zweimal per Siebenmeter: der VfL führte mit 6:4, zudem musste Ahlm für zwei Minuten auf die Bank. Narcisse traf zwar, doch im Gegenzug netzte Robert Gunnarsson zum 5:7 ein – THW-Coach Alfred Gislason reagierte auf die VfL-Führung mit einer Auszeit (16. Minute). Das taktische Mittel griff: der THW ging durch Tore von Ahlm, Jicha und Zeitz wieder in Führung. Doch der VfL ließ sich nicht beeindrucken und zwang den THW immer wieder zu Fehlern, nach 23 Minuten zeigte die Anzeigetafel ein 10:10.

Für den VfL begann nun eine schwierige Phase: Vukovic und Pfahl mussten für zwei Minuten auf die Bank, der THW hatte doppelte Überzahl. Eine Siebenmeter-Chance vergab Zeitz, doch Lundström machte es besser und traf über außen – 11:10 (25. Minute). Sead Hasanefendic nahm eine Auszeit, der THW ließ sich aber nicht aus dem Rhythmus bringen und baute die Führung auf 13:10 aus. Doch wer jetzt auf den Start des THW-Expresses gewartet hat, sah sich getäuscht: Der VfL blieb aggressiv, spielte eine 4:0-Serie und ging mit einer 14:13-Führung in die Pause. Die Oberbergischen hielten sich genau daran, was Sead Hasanefendic vor dem Spiel gefordert hat und traten konzentriert und mit einer geringen Fehlerquote auf. So konnte es weitergehen!

Das erste Tor der zweiten Halbzeit gelang jedoch dem THW: Jicha glich trotz Unterzahl mit einem Rückraumschuss aus. Die Eine-Tor-Führung hatte auch nach 35 Minuten Bestand – 17:16. Kiel spielte nun die bekannte Stärke aus: Gummersbacher Ballverluste wurden eiskalt in Tore umgemünzt, der THW zog auf 20:16 davon. All die Tugenden aus der ersten Halbzeit waren beim VfL verschwunden, dem VfL unterliefen unnötige Ballverluste, die Würfe von Szilagyi und Co. blieben im Block hängen. Der THW machte Tor um Tor, nach 40 Minuten stand es 22:16 – dem VfL gelang gar nichts mehr, der THW überrollte die Blau-Weißen. Nach vielen torlosen Minuten traf Jörg Lützelberger zum 23:17, doch an der schwarz-weißen Dominanz änderte sich nichts mehr. Nach 50 Minuten lag der Hausherr 27:20 in Front, fünf Minuten vor dem Schlusspfiff 34:25 und nach 60 Minuten zeigte die Anzeigetafel ein 36:29. Der VfL schlug sich gut und war dem deutschen Meister in der ersten Halbzeit ebenbürtig, doch als der THW-Express in der zweiten Halbzeit rollte, konnte der VfL nichts mehr entgegensetzen. Trotzdem gibt die Leistung einen Schub für das Heimspiel am Mittwoch: Dann geht es in der Kölner Lanxess arena gegen den nächsten Meisterschaftsfavoriten: den HSV Hamburg.

„Es ist immer etwas Besonderes hier in Kiel. Es macht ein Riesenspaß hier zu spielen, doch es würde noch mehr Spaß machen, wenn wir hier mal gewinnen würden. Wir können leider nicht über 60 Minuten so ein Niveau spielen wie in der ersten Halbzeit. Wir haben in der Halbzeit gewusst, dass der THW jetzt loslegen wird, doch wir konnten es leider nicht verhindern. Ich hoffe, am Mittwoch gegen Hamburg werden uns viele Zuschauer unterstützen. Wenn wir eine Chance gegen den HSV haben wollen, müssen wir bis an unsere Grenzen und darüber hinausgehen“, sagte VfL-Spielmacher Viktor Szilagyi nach dem Spiel.

„Es war wie so oft, am Ende war der THW der Sieger. Wir hatten nur eine kurze Vorbereitungszeit nach dem Pokalspiel, aber wir hatten eine Mannschaft mit viel Leidenschaft und waren in der ersten Halbzeit ein sehr unangenehmer Gegner für den THW. Der Leistungsabfall in der zweiten Halbzeit hatte mehrere Ursachen: Wir hatten nicht die nötige Ruhe und die Abwehr stand nicht mehr so kompakt wie in der ersten Halbzeit. Dazu kamen auch noch einige unglückliche Schiedsrichterentscheidungen. Ein weiterer Grund für die Niederlage, war das Ausscheiden von Goran Stojanovic wegen einer Rückenblockade. Das war eine Schwächung. Wir haben dem THW in der zweiten Halbzeit leichte, schnelle Tore gestattet, das rächt sich hier sofort“, so der Kommentar von VfL-Coach Sead Hasanefendic.

„Wir haben uns hier sehr gut präsentiert und in der ersten Halbzeit eine sehr gute Leistung gezeigt. Da konnten wir zufrieden sein. Spielentscheidend waren letztlich die ersten acht Minuten der zweiten Halbzeit. Dem THW gelang alles, uns nichts. Dann war es wie immer beim THW: Sie waren nicht mehr zu stoppen. Ich freue mich auf das Spiel am Mittwoch gegen den HSV und hoffe, dass wir dann zwei so gute Halbzeiten spielen. Wir wollen den Zuschauern auch da ein tolles Spiel bieten.

Torhüter: Lucau (38.-60., 6 Paraden), Stojanovic (1.-38., 7/3 Paraden)

Tore VfL: Vukovic (4), Fäth (1), Lützelberger (5), Gunnarsson (3), Szilagyi (5), Pfahl (4), Zrnic (5/4), Tuzolana (2);

[ag; Quelle: VFL]