Der VfL hatte einen guten Start: Szilagyi und Pfahl sorgten für eine schnelle 2:0-Führung, die Oberbergischen wirkten wacher und entschlossener als noch am Samstag an gleicher Stelle gegen Nettelstedt. Doch auch Wetzlar hatte seine Lehren aus der deutlichen Niederlage vor zehn Tage gezogen, die HSG attackierte aggressiv und versuchte durch körperliche Präsenz, die VfL-Angriffe bereits im Keim zu ersticken. In der Anfangsphase gelang es daher keinem der beiden Teams sich entscheidend abzusetzen: Nach neun Minuten zeigte die Anzeigetafel ein 4:4, nach zwölf Minuten ein 6:6 und nach 16 Minuten ein 9:9, beide Mannschaften waren absolut gleichwertig. Mal führte der VfL, mal die HSG. Ein Doppelschlag von Adrian Pfahl brachte die Blau-Weißen mit 11:9 in Front, zudem bekam die HSG zwei Strafminuten aufgebrummt. Der VfL nutzte die Überzahl: Stojanovic parierte, den folgenden Angriff verwandelte Kapitän Robert Gunnarsson zum 12:9 (20. Minute). Als der Isländer gleich danach einen Rückhandwurf einnetzte, nahm HSG-Coach Michael Roth die erste Auszeit des Tages.

Die Ansprache zeigte den nötigen Erfolg: Die HSG verkürzte auf 13:11, einen Ballverlust  nach einem technischen Fehler nutzte Georgios Chalkidis zum Anschlusstreffer – ohne Not ließ der VfL den Gegner wieder auf Schlagdistanz kommen (24. Minute). Peter Jungwirth sorgte nach einem Fehlpass von Vukovic für den Ausgleich, doch Gunnarsson brachte die Heimmannschaft wieder in Front. Die Führung war nicht von langer Dauer, begünstigt von Unkonzentriertheiten in der Abwehr kam die HSG zu zwei leichten Toren. Der Gast brachte die Führung in die Kabine: Nach einer halben Stunde stand es aus VfL-Sicht 17:18. Besonders die Passivität der VfL-Abwehr spielte der HSG in die Karten.

Der VfL kam gut aus der Kabine: Szilagyi per Siebenmeter und Ole Rahmel nach einem Tempogegenstoß brachte die Hausherren wieder in Führung. Die HSG produzierte nun Fehler und lud den VfL zum Abschluss ein, doch Rahmel, Lützelberger und Vukovic vergaben ihre Chancen leichtfertig. Selbst Kapitän Gunnarsson ließ sich von der Unsicherheit anstecken und setzte ein Szilagyi-Anspiel weit über das Tor. Wetzlar machte es besser: Nach 40 Minuten führte der Gast mit 21:20. Szilagyi per Siebenmeter und Ole Rahmel von Rechtsaußen brachten den VfL wieder in Front, doch nach einer Zeitstrafe von Gunnarsson wendete sich das Blatt: Die HSG ging begünstigt durch Unkonzentriertheiten der Blau-Weißen  mit zwei Toren in Führung (22:24/47. Minute). Das VfL-Spiel war zu pomadig, die nötige Durchschlagkraft fehlte.

Dass sich der VfL überhaupt noch im Spiel befand, hatte er allein Goran Stojanvic und Viktor Szilagyi zu verdanken. Während Stojanovic in der 52. Minute einen Siebenmeter von Christophersen parierte, verwandelte Szilagyi den Freiwurf: Sieben Minuten vor Schluss stand es 26:26-Unentschieden. Ole Rahmel reagierte nach einem Abpraller am schnellsten und traf zum 28:27 – zwei Minuten vor Schluss war der VfL wieder mit einem Tor in Führung.  Michael Roth zog daraufhin erneut die grüne Karte, das taktische Mittel griff, die HSG glich aus. Den folgenden Angriff setzte Adrian Pfahl neben das Tor. 28:28 – das Spiel ging in die Verlängerung.

Das erste Tor in der Extrazeit ging erneut auf das Konto von Viktor Szilagyi, doch die HSG glich durch Valo aus. Mit einem Unentschieden endete auch die erste Halbzeit der Verlängerung: Nach fünf Minuten stand es 31:31. Der Anwurf zur zweiten Halbzeit lag bei der HSG, doch Salzer scheiterte an Stojanovic. Kapital schlug der VfL daraus jedoch nicht, Pfahl setzte den Ball deutlich über das Tor. Christophersen traf im Gegenzug, doch Tuzolana glich per Dreher aus: 32:32. Stojanovic parierte den folgenden Angriff der HSG, Szilagyi tankte sich durch und brachte seine Farben 40 Sekunden vor Schluss wieder in Führung, doch es half nichts: Wenige Sekunden vor Schluss nutzte Peter Jungwirth eine Lücke in der VfL-Abwehr und glich wieder aus: 33:33. Die Verlängerung wurde auf erneute zehn Minuten erweitert. Die HSG markierte das erste Tor, zudem kassierte Geoffroy Krantz eine Zwei-Minuten-Strafe. Doch die Überzahl brachte dem Gast nichts, Gunnarsson traf sogar zum Ausgleich. Die HSG legte wieder vor, Adrian Pfahl glich per Siebenmeter in der letzten Sekunde aus. Auch nach 15 Minuten Verlängerung stand ein Unentschieden auf der Anzeigentafel: 35:35. Auch der nächste VfL-Treffer ging auf das Konto von Adrian Pfahl: Endlich nahm sich der Linkshänder ein Herz und traf aus dem Rückraum – 36:35. Doch Wetzlar glich postwendend durch einen Siebenmeter von Werum aus: 36:36. Pfahl traf erneut für den VfL, doch auch die HSG nutzte ihren Angriff. Anderthalb Minuten vor Ende brachte Steffen Fäth den VfL wieder in Front: 38:37 – es war nervenaufreibend. Stojanovic parierte zehn Sekunden vor Schluss den entscheidenden Schuss, Ole Rahmel konterte und traf zum 39:37-Endstand, der VfL ist in Runde drei!

Stimmen:
Sead Hasanefendic:
Beide Mannschaften haben heute den Zuschauern ein Spektakel geboten, von diesem Spiel werden die Leute noch lange reden. Wetzlar war der erwartet starke Gegner, der mit viel Selbstbewusstsein zu uns gekommen ist. Wir haben dieses Jahr bereits viermal gegen die HSG gewonnen, da war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir diesmal den Kürzeren ziehen. Wir haben uns gegen die körperlich starke HSG schwer getan und besonders in der Verteidigung  Probleme gehabt. 18 Tore in einer Halbzeit sind viel zu viel. Wir haben uns zwar in der Defensive im Laufe des Spiels gesteigert und wurden stabiler, doch mir fehlen in der Verteidigung einfach die Alternativen. Das Spiel war hochspannend, das glücklichere Ende lag bei uns.

Michael Roth: Das war ein tolles Pokalspiel mit allem, was man sich wünscht. Es spielten zwei Mannschaften auf Augenhöhe gegeneinander, wobei ich sogar noch Vorteile bei meiner Mannschaft gesehen habe. Wir hatten in der zweiten Halbzeit mehrmals die Chance, den Sack zuzumachen, doch wir sind an Stojanovic gescheitert. Er hat den VfL am Leben erhalten. Wir hätten es verdient gehabt,  in die nächste Runde einzuziehen, doch letztlich zählt im Sport nur das Ergebnis und da war Gummersbach zwei Tore besser als wir.

Tore VfL: Vukovic 4, Fäth, 1, Gunnarsson 6, Szilagyi 10, Pfahl 12, Rahmel 4, Tuzolana 2

Paraden: Stojanovic 31/1

[ag; Quelle: VFL]